Alte Verbindung

Cuxhavens neuester Radweg 

24.08.2016

ALTENWALDE/OXSTEDT. Die historische Wegverbindung zwischen Altenwalde und Oxstedt ist nach über 50 Jahren wieder frei. Von Maren Reese-Winne 

Ungefähr 200 bis 300 Euro kostet es, einen Meter Radweg anzulegen – und zwei Kilometer davon hat die Stadt jetzt quasi geschenkt bekommen. Die nach über 50 Jahren wieder freigegebene historische Verbindung zwischen Altenwalde und Oxstedt quer durchs ehemalige Marine-Munitionsdepot ist aber schon fast ein Rad-Boulevard. Direkt daneben verläuft ein frisch angelegter Reitweg.

Schon vor der Eröffnung Montagmittag rollten hier die ersten Einheimischen hin und her oder spazierten auf den Spuren ihrer Kindheit. Noch bis Ende der 60er-Jahre sei der Weg offen gewesen, so Zeitzeugen. Oxstedter Kinder fuhren hier zunächst noch in die 1965 eröffnete Altenwalder Schwimmhalle.

Dass es nach dem Rückzug der Bundeswehr nicht zu einer gewerblichen Nutzung gekommen ist, wertete Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch als Erfolg für die Bevölkerung und für den Naturschutz. Dafür hätten die Stadt, das niedersächsische Umweltministeriums, das Bundesamt für Naturschutz und die DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) an einem Strang gezogen. Die DBU-Naturerbe GmbH hat das Gelände übernommen; die Betreuung übernimmt Bundesförster Henning Wehebrink.

Bundesweit betreue die DBU-Naturerbe GmbH rund 70 000 Hektar ehemaliger Bundesflächen, so Prokurist Prof. Dr. Werner Wahmhoff, aber die in Cuxhaven (die Küstenheiden des ehemaligen Truppenübungsplatzes und jetzt auch des Munitionsdepots) sei eine der interessantesten überhaupt, „ein echter Naturschatz“. „Gehen Sie vorsichtig damit um.“

Keine Kultur der Verbote

Gleichzeitig machte er deutlich, dass die Bevölkerung nicht ausgesperrt werden solle. „Wir wollen nicht immer gleich mit der Verbotskeule drohen. Die Leute sollen die Natur sehen und erleben können, sie dabei aber nur minimal stören.“

Hier sei eine besonders gelungene Kombination der Nachnutzung gelungen, denn neben den Flächen für den Naturschutz habe die Stadt Cuxhaven bestens erhaltene Immobilien hinzugewonnen. Dieser bebaute Bereich auf dem Gelände des früheren Lagers Kiefernhorst, der reichlich Unterstellmöglichkeiten für Einheiten des Katastrophenschutzes bietet, wurde am Montag gleich von den zahlreichen Besuchern bei einem Teller Erbsensuppe aus der Feuerwehr-Feldküche in Beschlag genommen.

Viele Amtsträger aus der lokalen Politik und Verwaltung, aber auch überregionalen Forstbehörden und Umweltverbänden sowie dem ADFC waren anschließend bei der ersten Radtour dabei.

Schließlich waren vor allem die Zeitzeugen gespannt darauf, was sie nach Jahrzehnten vorfinden würden. Einige von ihnen hatten noch selbst in Kiefernhorst gewohnt (das übrigens nicht gleich war mit dem Lager Oxstedt, dessen Gebäude auch noch zu sehen sind). „Ich habe hier damals abgeschlossen“, sagt Mariner Jürgen Brüschke, „nun will ich auch bei der Eröffnung wieder dabei sein.“

Komfortabel geht es für Radler und Wanderer durch eine Mehlbeerenallee in Richtung Oxstedt. Die Mehlbeeren allerdings sind auf dem Rückzug, da sie sich als Pflanzen des Offenlandes mit dem benachbarten Wald nicht sonderlich gut vertragen. Abgestorbene Bäume zu kappen, war daher auch eine der Aufgaben des Försters Henning Wehebrink, der über Monate und Jahre die Strecke verkehrssicher gemacht hat. So mussten auch die Zuwegungen zu den Bunkern und das Regenrückhaltebecken für die Kaserne Altenwalde eingezäunt werden.

Es tut sich noch viel

In den kommenden Monaten wird sich noch eine Menge tun: So wird das Tor am Oxstedter Ende abgebaut; ebenso der Außenzaun. Bald wird auch ein seitlicher Abzweig in das große Naturschutzgebiet Cuxhavener Küstenheiden geöffnet.

Weiter sollen die alten Munitionsbunker mit Erde abgedeckt werden, was aber Jahre dauern wird. Gesperrt ist auch der Zugang zum ehemaligen Verladebahnhof. Der wird gerade abgerissen. Die Besucher fahren durch ein Naturschutzgebot, in dem längst die Tiere heimisch sind, die auch den ehemaligen Truppenübungsplatz durchstreifen: Rehe zum Beispiel, aber auch Wildschweine, die sich hier buchstäblich sauwohl fühlen.

Die neu gewonnenen Flächen bieten noch ganz andere Möglichkeiten zur Umweltbildung und zur touristischen Erschließung des gesamten Naturschutzgebiets Cuxhavener Küstenheiden.

2012 hat die Stadtverwaltung ein Konzept erarbeitet, das auch Teil der 2013 von allen Beteiligten (also Stadt, Land, Bund, DBU) unterzeichneten Vereinbarung zur Konversion (zivilen Nachnutzung) des ehemaligen Marinemunitionsdepots ist.

Bebauungsplan kommt

Die für die Stadt ausgegliederten Bereiche liefern reichlich Platz für Einheiten des Katastrophenschutzes und perspektivisch auch für das Tierheim. Der 4. Zug der Kreisbereitschaft Cuxhaven der Feuerwehr (Feldküche) und die DLRG haben bereits Materialien untergestellt. Der Bebauungsplanentwurf steht kurz vor der Auslegung.

Der für die Bevölkerung vielleicht reizvollste Bestandteil ist der Landschaftspflegehof, gelegen etwa in der Mitte der Radstrecke. Er soll nicht nur der Hüteschäferei Unterschlupf bieten, sondern hier könnte sogar eine kleine Gastronomie (etwa als Biergarten gestaltet) etabliert werden und – für viele Besucher ein wichtiges Detail – eine öffentliche Toilette, die erste im Naturschutzgebiet. Auchstehen weitere Gebäude für Umweltbildung zur Verfügung.

Nicht zuletzt hat die Stadt, so Dezernent Martin Adamski, wie auf dem Tablett kostenlos einen großen ausgebauten Parkplatz für die Küstenheide dazu erhalten, der groß genug ist, dass dort auch Pkw mit Pferdeanhängern parken können.

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