Politik

Cuxland-CDU-Abgeordnete Weritz und Fühner im Interview

09.09.2018

KREIS CUXHAVEN. Erst seit einem knappen Jahr gehören sie dem niedersächsischen Landtag in Hannover an. Von Egbert Schröder

Die beiden CDU-Abgeordneten Lasse Weritz aus Hemmoor und Christian Fühner aus dem emsländischen Lingen. In der Wingst trafen sie sich gemeinsam mit anderen Mitgliedern der sogenannten „Jungen Gruppe“ der CDU-Fraktion bei einer Tagung. Eine Gruppe, für die es eine Altersgrenze gibt: 35 Jahre. CN/NEZ-Redakteur Egbert Schröder sprach mit den beiden Landtagsneulingen über ihre ersten Erfahrungen im parlamentarischen Alltag, über Ziele und Niederlagen in Hannover und wie man mit den Platzhirschen in der Fraktion umgehen sollte.

Sie gehören zur „Jungen Gruppe“ der CDU-Landtagsfraktion. Klingt ziemlich brav. Wie wäre es mit „Junge Wilde“?

Fühner: Wenn Sie unter „wild“ verstehen, dass wir aufmucken oder rebellisch sind, dann trifft das nicht zu. Aber: Innerhalb der Fraktion treten wir als Junge Gruppe häufig deutlich mit unserer Meinung in Erscheinung.

Bei welchem Thema zum Beispiel?

Fühner: Unter anderem haben wir im Hinblick auf den „Masterplan Digitalisierung“ klar gesagt, dass der Fokus beim Breitband- und Glasfaserausbau liegen muss. Dahin muss das Gros der eine Milliarde, die dafür zur Verfügung stehen, fließen und nicht in andere digitale Projekte. Weritz: Was für uns bei der Diskussion über die Digitalisierung ein absolutes No-Go war, ist die 30-MBit/s-Schwelle. Es gab durchaus Kollegen, die sagten: Das ist doch völlig ausreichend. Unserer Meinung nach sind 30 MBit/s von gestern. Wir müssen aber für morgen planen. Im Moment werden 250 MBit/s diskutiert. Wir wollen am liebsten gar keinen Schwellenwert. Es ist aber schon ein Erfolg für uns, dass wir über diese 30 MBit/s gar nicht mehr reden.

Da haben Sie den älteren Kollegen also Grenzen aufgezeigt?

Weritz: Darum geht und ging es nicht. Die Erfahrenen können nicht immer auf ihrem Standpunkt beharren und wir Jungen nicht alles verändern, was wir gerne verändern würden. Dadurch haben wir in der Fraktion eine gute und spannende Mischung.

Haben Sie mal einen Tipp für Jungpolitiker, wie man an den politischen Platzhirschen vorbeikommt und sich in jungen Jahren für führende Ämter und Aufgaben positionieren kann?

Fühner: Da gibt es kein Patentrezept, aber man sollte nie aufgeben und vor allem mutig sein. So mutig, dass man auch mal eine Niederlage wegsteckt und dann weitermacht. Das haben wir jungen Abgeordneten ja auch schon alles erlebt. Man kann nun mal nicht bei jedem Thema der Gewinner sein. Man muss gerade als junger Politiker auch akzeptieren, bei einer Vorstandswahl vielleicht nicht gewählt zu werden. Wenn man aber zeigt, dass man trotzdem Biss und eigene Ideen entwickelt, dann läuft es auch. Weritz: Eine politische Karriere kann man nicht planen. Natürlich sollte man sich Ziele setzen. Ich kann nur jedem raten, erst einmal für ein vernünftiges berufliches Standbein zu sorgen und Politik bis dahin als Hobby zu betrachten.

Kommen wir noch mal zur Profilierung im Landtag. Nun gibt es ja in Niedersachsen die Große Koalition aus CDU und SPD. Wie schwierig ist es, sich als Juniorpartner zu profilieren, ohne sich mit der größten Fraktion im Landtag anlegen zu können?

Weritz: Vorweg ein Wort zu unserem Selbstverständnis als CDU: Wir sehen uns nicht als Juniorpartner, sondern als gleichberechtigter Partner. Am Ende sind es fünf Stimmen Unterschied, die die beiden großen Fraktionen voneinander trennen. Wir haben als gleichberechtigte Partner einen Koalitionsvertrag ausgehandelt.

Das ist wohl eher die Innenansicht, aber die Außenwirkung bei den Bürgern und Wählern dürfte doch wohl eine andere sein ...

Weritz: Bei uns funktioniert unter anderem eines besser als in der Großen Koalition auf Bundesebene: Dadurch, dass wir nahezu gleich groß sind, versuchen wir nicht, uns gegenseitig auszuspielen. Die Abgeordneten und Minister von CDU und SPD arbeiten sachorientiert zusammen. Fühner: In Ihrer Frage nach der Profilierung geht es ja auch um uns junge Abgeordnete. Wir müssen zwar zeigen und beweisen, dass wir für ein bestimmtes Thema stehen. Nicht jeder hat bei der Ausschussvorgabe aber das gekriegt, was er wollte. Aber dann muss sich nun einmal auch in andere Themenbereiche einarbeiten. Irgendwann kommt man an sein Ziel – und muss sich dabei nicht auf Kosten des Koalitionspartners profilieren. Wir müssen selbst zeigen, was wir drauf haben.

Wie gehen Sie mit der AfD um? Wie erklären Sie sich, dass so viele Menschen dieser Partei hinterherlaufen?

Fühner: Man sollte mit Sachargumenten überzeugen. Es hilft aus meiner Sicht nichts, wenn man mit Emotionen arbeitet. Ziel muss es sein, die AfD zu entzaubern. Das gelingt an vielen Stellen auch ganz gut, weil die AfD mehr und mehr ihr wahres Gesicht zeigt und mit falschen Thesen agiert.

Glauben Sie, dass die AfD eine vorübergehende Erscheinung in der politischen Landschaft ist?

Fühner: Die Frage ist, was unter „vorübergehend“ zu verstehen ist. Ziel muss es sein, diese Leute im Landtag überflüssig zu machen. Es gibt sicherlich eine große Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, die die AfD gewählt hat, aber die wir wieder von uns und unserer Politik überzeugen können – und das schon bei der nächsten Wahl. Weritz: Man muss im Umgang mit der AfD aber auch selbst authentisch bleiben. Man ist von der Art und Weise, wie die AfD Politik betreibt, auch mal genervt und muss dann nicht immer ruhig bleiben. Wenn wir als Politiker nicht mehr authentisch sind und uns in die Rolle des klassischen Alibi-Politikers pressen lassen, dann wird die AfD Erfolg haben. Und es wird ja immer deutlicher, dass die AfD keine Antworten bei politischen Problemen hat, sondern nur mit platten Phrasen kommt und keine inhaltlichen Lösungen präsentieren kann.

Zur Person:

Lasse Weritz (CDU) gehört seit der Wahl im Herbst 2017 als direkt gewählter Abgeordneter dem Landtag an und vertritt den Wahlkreis Geestland – dazu gehören die Samtgemeinden Börde Lamstedt und Hemmoor, die Stadt Geestland sowie die Gemeinden Schiffdorf und Wurster Nordseeküste. Der 32-jährige Hemmoorer, der bislang als Lehrer beruflich tätig war, ist Mitglied im Kultusausschuss, im Petitionsausschuss sowie im Unterausschuss für Medien.

Für den 31 Jahre alten Christian Fühner ist es ebenfalls die erste Wahlperiode im niedersächsischen Landtag in Hannover. Der Studienrat aus Lingen gehört den Ausschüssen des Parlaments für Finanzen sowie für Petitionen und auch den Unterausschüssen für Haushaltsrechnung und Justizvollzug an.

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