Menschen berichten vor Ort

"Cuxland hilft"-Spendengelder übergeben: Tragische Schicksale der Flutopfer

von Tim Fischer | 01.09.2021

CUXHAVEN. Über 100.000 Euro sind bereits über die Spendenaktion von DRK und Cuxhaven-Niederelbe-Verlagsgesellschaft zusammengekommen. Die bisherige Summe wurde jetzt vor Ort übergeben.

Verheerende Wassermassen, zerstörte Häuser, verzweifelte Menschen: Am Abend des 14. Juli stiegen die Pegel von Bächen und Flüssen in der Vulkaneifel bedrohlich schnell an. Die Aktion "Cuxland hilft" - initiiert von Cuxhavener Nachrichten und Niederelbe-Zeitung sowie DRK Cuxhaven/Hadeln - soll Betroffene der Flut unterstützen. Volker Kamps vom DRK-Kreisverband und unser Medienhaus nahmen diese Aktion zum Anlass, den Scheck von 100.000 Euro vor Ort zu überreichen - und sich selbst ein Bild vor Ort zu machen.

Alles zerstört

Selbst wenn die Straßen mittlerweile aufgeräumt sind, sieht es in einigen Häusern und Wohnungen anders aus. Menschen haben ihr ganzes Hab und Gut verloren und haben auch anderthalb Monate nach der Katastrophe noch nicht realisiert, was eigentlich passiert ist.

Keine Zeit

Eine Betroffene ist die Seniorin Freija Blumberg aus Mürlenbach. "Es ging alles ganz schnell. In meinem Alter wollte ich so was nicht mehr erleben", sagt sie. Gegen 16 Uhr lief das Wasser bereits Richtung Dorf. "Aber das kennen wir hier nicht anders", erzählt ein Anwohner. Doch 15 Minuten später stand das Wasser schon 60 Zentimer hoch.

Freija Blumberg ist an der Kyll und dem Braunenbach groß geworden, aber so etwas Schlimmes habe sie noch nie erlebt. In ihrem Wohnzimmer stehen die Sachen an der Wand, die von der Flut verschont blieben. Darunter ist ein Bild mit der Datierung 16. Januar 1918, Mürlenbach. "Das war das letzte Jahrhunderthochwasser", erzählt die Betroffene.

Düstere Erinnerungen

Am 14. Juli rettet sich das Ehepaar Blumberg schnell in die obere Etage, als das Wasser in das Haus eindringt. "Lass kaputt gehen, was kaputt geht, aber ab nach oben habe ich zu meinem Mann gesagt", erinnert sich Freija Blumberg . Wellen schlugen gegen das Haus und immer wieder knallte es laut. "Jetzt ist es aus, habe ich nur gedacht."

Zwei Tage habe das Ehepaar im Haus festgesessen. In der unteren Etage im Haus war kaum noch etwas zu retten und vieles wurde von der Flut davongetragen. Alles musste aus dem Haus entfernt werden. "Kühlschrank, Gefriertruhe und die Heizung - alles kaputt ich hätte weinen können."

Ärger mit der Versicherung

Außen wurden die Schäden erst sichtbar, nachdem das Wasser sich zurückgezogen hatte. "Autos lagen bei uns im Garten. Und jetzt, wo zumindest alles ausgeräumt ist, müssen wir schon wieder kämpfen", erzählt sie. Damit meint sie aber nicht das Wasser der Kyll oder die Feuchtigkeit im Haus, sondern den Ärger mit der Versicherung. Denn deren Angebot reiche gerade mal, um das zerstörte Inventar zu ersetzen.

Seelische Schäden

Draußen sieht es zwar wieder aufgeräumt aus, doch bei genauerem Hinschauen fallen die Schäden ins Auge. Vor dem Haus von Freija Blumberg liegen die Bahnschienen; die sind alle unterspült. Immer noch liegt Geröll auf den Gleisen. Auf der anderen Seite der Schienen ist ein Spielplatz. Hier rollte eine Schuttlawine über die Spielgeräte. "Mein Mann kann nicht mehr, ich muss jetzt für zwei denken. Und dabei haben wir noch Glück. Wir haben eine zweite Etage, andere nicht", sagt Freija Blumberg traurig. "Und genau hier wollen wir helfen", sagt Diana Peters, Geschäftsführerin des DRK-Kreisverband Vulkaneifel.

Das DRK hilft

Durch das Unwetter und das ausgelöste Hochwasser wurde der Lebensraum und die Existenzgrundlage vieler Bürgerinnen und Bürger in der Vulkaneifel nachhaltig beschädigt oder zerstört. Um den betroffenen Menschen der Region während der noch andauernden Akutphase Hilfe zu geben sowie in der Phase der materiellen wie auch sozialen Regeneration zu begleiten, möchte das DRK mit der Hilfe der Spendenaktion des DRK Cuxhaven/Hadeln und der Cuxhavener Nachrichten / Niederelbe-Zeitung eine Beratungs- und Unterstützungsstruktur für die kurz- und mittelfristig dringendsten Bedürfnisse aufbauen.

Menschen traumatisiert

Das Angebot sollen alle Personen der betroffenen Regionen in Anspruch nehmen können. Ein besonderer Fokus soll dabei auf ältere Menschen und Familien gelegt werden. "Viele Gespräche mit Betroffenen und Helfern zeigen, dass es eine große Hilfsbereitschaft weit über die betroffene Region gibt, wenn es um Sachspenden, finanzielle Unterstützung und aktive Hilfe geht. Es zeigt sich aber auch, dass neben den materiellen und physischen Schäden auch die enorme psychische Belastungen viele Menschen traumatisiert hat, die das Erlebte nicht verarbeiten konnten", erzählt Diana Peters.

100.000 Euro zusammengekommen

Hier sei professionelle Hilfe erforderlich, die langfristig zur Verfügung steht, um posttraumatische Belastungsstörungen überwinden zu können. Beruflich erfahrene Ansprechpartner werden die Menschen in diesen noch schwierig bleibenden Zeiten begleiten. Volker Kamps vom DRK Kreisverband Cuxhaven/Hadeln und die Cuxhavener Nachrichten Niederelbe Zeitung überreichten einen Scheck von 100.000 Euro, die bis jetzt bei der Spendenaktion "Cuxland hilft" als Spenden zusammengekommen sind.

So können Leser spenden

Die Spendenaktion läuft weiter, denn die Not vieler Menschen ist immer noch groß. Spenden für die Aktion können auf das Konto der DRK Cuxhaven/Hadeln gGmbH eingezahlt werden:

IBAN: DE08 2925 0000 0193 2531 00

BIC: BRLADE21BRS

Bitte das Stichwort "Cuxland hilft" bei der Überweisung angeben.

Bei Beträgen bis zu 300 Euro reicht der Überweisungsbeleg als Spendenbescheinigung.

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Tim Fischer

Volontär
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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