
Das bringt das Naturschutzprojekt am Wollingster See
WOLLINGST. Beim Naturschutzprojekt von NLWKN und BUND für den Wollingster See stehen Ufer und Flachwasserbereiche im Mittelpunkt.
Wasserlobelie, Brachsenkraut und Strandling: Diese seltenen Pflanzen des Wollingster Sees sollen noch stärker geschützt und gefördert werden. Das ist das Ziel eines neuen Naturschutzprojektes von Landesbetrieb NLWKN und Umweltverband BUND. Dafür sollen mehr Flachwasserbereiche entstehen und das Ufer umgestaltet werden. Außerdem ist ein neues Buch mit aktuellen Untersuchungsergebnissen und Erkenntnissen zum See erschienen.
BUND-Experte Dr. Eike Rachor kniet sich an den Rand eines Strandabschnitts am Wollingster See. Hinter einem kleinen, provisorischen Zaun wachsen auf dem feuchten Sandboden der geschützte Strandling und die Wasserlobelie. Rachors Füße stehen im seichten Wasser. "An diesem Standort habe ich im Juni 200 Pflanzen der Wasserlobelie gezählt", sagt Rachor. Insgesamt blühten an den Uferbereichen des Sees nach seiner Schätzung rund 400 Wasserlobelien.
Brachsenkraut und Strandling
Wie Brachsenkraut und Strandling sind sie seltene Pflanzen, die auch gut unter Wasser wachsen. Das neue Naturschutzprojekt zielt darauf ab, die Lebensräume dieser Gewächse zu verbessern. So sollen Bagger an der Nordwestseite des Sees Röhricht und Schlamm entfernen, um das Ufer in einem Bereich von rund 500 Quadratmetern umzugestalten und neue Lebensräume für die Pflanzen zu schaffen. Außerdem sollen Flachwasserbereiche vergrößert und bestehende Standorte mit den Pflanzen besser geschützt werden. "Wir wollen Schutzkäfige und Schutzzäune für Lobelie und Brachsenkraut aufstellen und die Bestände gezielt untersuchen", betont Rachor. Versuchsweise sollen die Pflanzen auch im tieferen Wasser angesiedelt werden.
Das Projekt sieht außerdem vor, rund um den See ehemalige Heideflächen, Feuchtheiden und Trockenrasen auf Flächen bis zu einigen hundert Quadratmetern wiederherzustellen. Hölzerne Barrieren und Informationstafeln sollen Besucher auf besonders empfindliche Bereiche am Seeufer hinweisen. Zu guter Letzt sollen auch die Nährstoffverhältnisse im See ermittelt und analysiert werden. Das übergeordnete Ziel ist, den Heidesee und sein Umfeld wieder möglichst so karg und nährstoffarm zu gestalten, wie er früher war. Die dafür notwendigen knapp 30 000 Euro fließen aus dem EU-Projekt "Atlantische Sandlandschaften" unter Federführung des Landesbetriebs NLWKN in Kooperation mit BUND und Landkreis. Beteiligt sind in der Arbeitsgruppe auch der Förderverein Wollingster See sowie die Universität Oldenburg. Die Arbeiten können laut Rachor noch im Spätherbst dieses Jahres beginnen.
Naturschutz
Rund um den Wollingster See tut sich derzeit viel in Sachen Naturschutz. 2018 installierten Förderverein Wollingster See und Landkreis ein sogenanntes Olsewki-Rohr. Das soll dafür sorgen, dass statt des sauerstoffreichen Oberflächenwassers bei Bedarf das sauerstofffreie, trübe Tiefenwasser abläuft.
Laut Rachor, der auch Mitglied im Förderverein ist, fand vor einer Woche der zweite Testlauf statt. Grundsätzlich funktioniere die Anlage, allerdings müsse per Bagger noch eine Schwelle im Ablaufgraben entfernt werden.
Außerdem läuft ein Projekt der Naturschutzstiftung des Landkreises, das mit 540 000 Euro von Land und Bund noch einmal in einer größeren Dimension unterwegs ist. Im Mittelpunkt steht der Ankauf von Flächen im Beverstedter Moor am Wollingster See, um diese zu schützen und später wiederzuvernässen.
Laut Rachor warten die Aktiven am Wollingster See darauf, dass der Landkreis den mithilfe eines Gutachters dafür erstellten Managementplan vorstellt.
Der 80-jährige Naturschützer Rachor weist auch noch darauf hin, dass gerade in der Reihe "Bremer Beiträge für Naturkunde und Naturschutz" der 9. Band 2019 mit dem Titel "Oligotrophe Stillgewässer in der nordwestdeutschen Geest - Bedeutung und Schutz des Wollingster Sees und des Farger Heideweihers" erschienen ist. Rachor hat daran selbst mitgeschrieben. Wer Interesse an einem Exemplar hat, kann sich unter info@bund-bremen.net melden.
Von Jens Gehrke