Christian Kruse steht vor der Corona-Schnellteststation an der Alten Liebe in Cuxhaven, die er gemeinsam mit einem Partner betreibt. Damit gehört die Ende März eröffnete Schnelltest-Station zu den ersten ihrer Art im Landkreis. Archivfoto: Lütt
Christian Kruse steht vor der Corona-Schnellteststation an der Alten Liebe in Cuxhaven, die er gemeinsam mit einem Partner betreibt. Damit gehört die Ende März eröffnete Schnelltest-Station zu den ersten ihrer Art im Landkreis. Archivfoto: Lütt
Corona im Kreis Cuxhaven

"Das Ende der kostenlosen Schnelltests kommt zu früh"

10.10.2021

KREIS CUXHAVEN. Gemeinsam mit einem Partner betreibt Christian Kruse mehrere Corona-Schnellteststationen im Kreis Cuxhaven - und ist gespannt, wie es ab Montag für diese weitergeht, wenn die Corona-Schnelltests für die Bürger nicht mehr kostenlos sind.

Im Frühjahr sprossen die Corona-Schnellteststationen wie Pilze aus dem Boden. Ein halbes Jahr später sind wieder verschwunden, obwohl nach wie vor viele nicht geimpft und daher in Zeiten der 3G-Regelung auf Schnelltests angewiesen sind. Ab Montag sind diese Tests kostenpflichtig. Dazu hat Christian Kruse, der mit einem Partner mehrere Teststationen im Kreis Cuxhaven betreibt, eine klare Haltung und im Gespräch mit Christoph Käfer eine Bilanz zu dem bisherigen Test-Betrieb gezogen.

Wann haben Sie sich das letzte Mal testen lassen? Und aus welchem Anlass?

Ich habe mich das letzte Mal am Sonntag testen lassen - aber nur, weil ich wusste, dass ich am Montag einen Termin bei einer Behörde habe und ich mir nicht sicher war, ob die mit dem Impfzertifikat so zufrieden sind. Im Rahmen unserer Tätigkeit lassen wir auch unsere Mitarbeiter und uns immer wieder einen Test durchführen, auch wenn unser Team bereits komplett durchgeimpft ist. Dies dient zum einen der Sicherheit für unsere Kunden als auch der unserer Mitarbeiter.

Gemeinsam mit Ihrem Partner Manuel Burkert haben Sie im Frühjahr eine der ersten Corona-Schnellteststationen in Cuxhaven eröffnet. Wie entstand die Idee hierfür?

Wir hatten bereits vorher bei Projekten zusammengearbeitet, etwa bei der Corona-Teststation am Krankenhaus und sind immer in Kontakt geblieben. So kam es, dass wir uns dann auch dazu entschlossen haben, dieses Projekt in Angriff zu nehmen.

Zwischenzeitlich haben Sie zehn Teststationen in der Stadt und dem Landkreis sowie eine mobile Teststation betrieben. Inzwischen sind sechs dieser Stationen geschlossen. Brauchte es wirklich so viele Teststationen?

Wir haben uns von Anfang an als Ziel gesetzt, ein gemeinschaftliches "Wir für Cuxhaven" zu machen und das nach außen zu vertreten. Daher war es uns auch wichtig mit anderen Akteuren zusammenzuarbeiten und nicht allein zu agieren. Unser Ansinnen war, nicht zu sagen: Wir sind jetzt hier der Platzhirsch. Wir hatten und haben tolle Partner für unsere Idee, dem Modellprojekt in erster Linie gerecht zu werden. Dieses ist zwar nicht so zustande gekommen, wie wir es gehofft hatten, aber trotzdem ist daraus eine tolle Entwicklung entstanden. Wir haben erst aufgebaut und gearbeitet, dann im Laufe der Zeit die Zahl der Teststationen marktgerecht wieder reduziert. Einige lokale Partner, mit denen wir zusammengearbeitet haben, haben aus verschiedenen Gründen ihre Stationen geschlossen, wodurch wir dann die benötigten Kapazitäten durch die anderen Stationen kompensiert haben.

Lohnen sich die Teststationen finanziell für Sie?

Ich finde es falsch nach außen dargestellt, wenn man sagt, dass wir in erster Linie nicht den Gedanken hatten, auch ein bisschen Geld zu verdienen. Alle Teststationen, egal ob privat oder gemeinnützig, müssen am Ende in einem gewissen Maße zumindest kostendeckend arbeiten. Ich glaube, das dürfen wir nicht unter den Tisch kehren und würde einen falschen Eindruck hinterlassen. Es wurde damit Geld verdient und da ist es egal, ob das private oder gemeinnützige Teststationen sind. Das ist und war nicht unser Kernziel, trotzdem muss man sich überlegen, wo die Reise am Ende hingehen soll und was man nach außen noch vertreten kann.

Wie viele Tests haben Sie und Ihr Team bislang in den Teststationen durchgeführt? Wie hoch war die Quote der positiven Tests und wie viele davon wurden durch einen PCR-Test bestätigt?

Vor knapp einer Woche haben wir mit allen Testvarianten die Marke von 60 000 erreicht. Im gesamten Zeitraum liegen wir bei unter 1 Prozent an positiven Ergebnissen. In Spitzenzeiten, im Mai und Juni, da waren wir weitaus höher, aber wenn man den Querschnitt nimmt, dann waren wir bei knapp einem Prozent an positiven Tests. Da wir auch die Bestätigungs-PCR-Tests für andere Teststationen durchgeführt haben, ist eine Zahl der insgesamt angefallenen PCR-Ergebnisse nicht direkt bezifferbar. Wir können aber für uns sagen, dass bei einem positiven Schnelltest mit anschließender PCR-Durchführung durch unsere Teststationen die Übereinstimmung bei 78 Prozent lag. Mit anderen Worten: Die Schnelltests, die wir gemacht haben, waren qualitativ auch so gut, dass die PCR-Tests diese Ergebnisse oft bestätigten.

Was halten Sie davon, dass Bund und Länder die Übernahme der Kosten für die Corona-Schnelltests ab dem 11. Oktober einstellen?

Man muss es zweigeteilt betrachten: In unseren Augen ist der Schritt auf der einen Seite verständlich, es geht schließlich um Steuergelder, das dürfen und wollen wir nicht unter den Tisch kehren. Solidarisch zahlen wir alle für die Testungen mit. Auf der anderen Seite kommt der Schritt in unseren Augen zu früh, wir haben jetzt eine Wintersaison hinter uns gebracht, die Saison 2020/21, dennoch wissen wir nicht was jetzt im Herbst und Winter passiert, wie es sich da entwickelt. Zudem sind wir noch weit weg von der sogenannten richtigen Impfquote, die wir gern bundesweit hätten. Jetzt fangen die Herbstferien an, in einigen Bundesländern haben sie bereits begonnen und es geht Richtung Jahresende. Und wir dürfen auch nicht vergessen, Grippe gibt es auch noch, die Grippe-Saison kommt wieder dazu. Inwieweit das eine Systematik ist, die uns noch einmal im Zusammenspiel richtig Ärger machen kann, wird die Zeit zeigen. Deswegen ist unser Fazit: In unseren Augen hätte man damit bis Ende des Jahres warten müssen. Bis zum Jahreswechsel hätte man noch in der Form durchhalten sollen, um flexibler reagieren zu können. Und es geht nicht darum, dass wir sagen, wir müssen noch unbedingt 20 000 Tests machen.

Inwiefern hat das Testaufkommen im Zuge des Sommers und des Wegfalls der Testpflicht nachgelassen?

Unsere anfängliche Prognose nach dem Wegfall der Testpflicht im Sommer, dass die Zahlen um 50 Prozent zurückgegangen sind, können wir aus heutiger Sicht etwas revidieren. Es sind im Zuge der Veränderungen im Juli 38 Prozent gewesen und im August 44 Prozent - immer verglichen mit den Monaten April und Mai. Und wenn man jetzt darauf guckt, nach Einführung der 3G-Regel im Landkreis, da gab es mal Ausreißertage - aber insgesamt können wir nicht sagen, dass die Testfrequenz prozentual wieder merklich nach oben ging. Es ist eher konstant geblieben. Die Leute haben zum einen noch nicht wieder die Akzeptanz dafür gefunden. Und auf der anderen Seite, was wir immer wieder gehört haben: Es sind auch Leute, die gesagt haben, wieso machen wir das eigentlich? Warum gehen wir zum Testen? Es kontrolliert ja keiner. Es gab viele, die sich dazu geäußert haben und sagten, man merkt gar nicht den Unterschied, ob 3G oder das andere System gilt.

… weil nicht flächendeckend kontrolliert wird?

Gemäß der Aussagen von Testpersonen, die uns häufig erreichten, habe es niemanden interessiert und ist sehr schleppend umgesetzt worden durch viele verschiedene Akteure, die das wahrscheinlich umsetzen hätten müssen.

Welche Rückmeldungen der getesteten Personen haben Sie erreicht? Inwiefern wurde insbesondere in den vergangenen Wochen Verständnis oder Unmut über die Testpflicht für Ungeimpfte geäußert?

Unmut würden wir es nicht nennen, es sind die kleinen Gespräche mit den Kunden, also den Getesteten, die sowohl positiv als auch negativ waren. 98 Prozent unserer Kunden haben mit der Testung kein Problem, vielmehr stellen wir fest, dass es klick gemacht hat bei vielen, die erkannt haben, dass eine Durchimpfung nur die halbe Miete ist und sie trotz alledem zur gemeinschaftlichen Sicherheit beitragen wollen. Auf der anderen Seite sind zwei Prozent, die alles unschön finden, angefangen vom Impfen bis hin zum Testen. Da diese Gruppe aber so gering ist, hat man sie so genommen wie sie ist.

Was schätzen Sie, wie lange die Corona-Schnellteststationen im Landkreis noch benötigt werden bzw. auch Sie die von Ihnen betriebenen Teststationen aufrechterhalten?

Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Es müsste eher beleuchtet werden, wie viele Teststationen benötigen wir noch im Landkreis. Sicher wird man noch drei bis sechs Monate Testmöglichkeiten auf alle Fälle noch benötigen. Es ist allerdings eine Strukturfrage, wo, wie und welcher Form diese vorzuhalten sind. Wie lange wir wirklich noch machen werden, kann ich aus heutiger Sicht nicht final beantworten. Wir gucken uns nach dem 11. Oktober die nächsten 14 Tage an, um zu schauen:

Wie ist eigentlich die Akzeptanz der Leute? Wer kommt jetzt noch zum Testen?

Wir waren und wir sind flexibel, stehen im Kontakt mit der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven und helfen, wo wir können. Wir sehen aber auch, dass wir als Teststation nur mit dem Thema testen beschäftigt, eher ein Auslaufmodell sind. Sowohl durch Kliniken als auch niedergelassene Ärzte kann der Testbedarf abgedeckt werden, da sie eine Infrastruktur haben, die gut ist. Wir haben uns nur auf das Testen konzentriert und festgestellt, dass das kein Markt ist, der dauerhaft weiter besteht. Dennoch sind wir froh und stolz, gemeinsam mit unserem Team, gemeinsam mit anderen Akteuren in Stadt und Landkreis ein Teil der Pandemiebekämpfung gewesen zu sein und es aktuell noch sind. Es ist auf diesem Wege wichtig, auch einmal "Danke" zu sagen an alle. Das "Wir für Cuxhaven" hat aus unserer Sicht sehr gut geklappt.

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