Das machen Strandkorb-Vermieter aus Cuxhaven und Otterndorf im Winter
CUXHAVEN/OTTERNDORF. Wenn die Tage wieder kürzer werden, ziehen die Strandkörbe und -kabinen in ihre Winterquartiere. Für die Vermieter heißt das aber keineswegs, dass sie Freizeit haben.
Nach der anstrengenden Sommersaison muss sich Ole Fredebohm schon mal den einen oder anderen Spruch anhören: Im Winter habe er ja nichts zu tun, necken ihn dann Freunde. Langeweile kommt bei dem Otterndorfer Strandkabinen-Vermieter aber in der kalten Jahreszeit nicht auf - im Gegenteil.
Ende September holt Ole Fredebohm seine 130 Strandkabinen vom Otterndorfer Grünstrand. Dann geht es für die meisten Gehäuse ins Winterlager - allerdings nicht für alle. Denn für einige Exemplare hat im Herbst die letzten Stunde geschlagen. Zehn bis 20 Strandkabinen müssen nach einer jeden Sommersaison abgewrackt werden, schätzt Fredebohm, der neben den Strandkabinen auch noch Ferienhäuser vermietet und die Freibeuter-Strandbar betreibt.
Fünf statt sieben Tage die Woche Arbeit
Wenn die Strandsaison vorbei ist, kann auch Jürgen von Glahn mal etwas herunterfahren. In den Sommermonaten ist der Cuxhavener Strandkorb-Vermieter sieben Tage die Woche im Einsatz. Im Winter arbeitet von Glahn immer noch an fünf Tagen der Woche - von 7 bis 16 Uhr. Dann steht für ihn die Reparatur an. Das Gute für ihn: Die Wintermonate seien entspannter. "Ohne Druck werden die Körbe repariert", erzählt von Glahn. "Aber zu Ostern müssen sie einsatzbereit sein."
Unterstützung erhält er von einem fest angestellten Tischler und mehreren Aushilfskräften. 200 seiner 500 Körbe hat er schon vom Strand geholt. Zunächst werden die Gehäuse auf einen Hof gebracht. Dort werden sie ausgespült und von der dicken Sandschicht befreit. Im Anschluss werden die Strandkörbe inspiziert, sortiert und in drei Kategorien eingeteilt: unbeschädigt, leicht beschädigt und stark beschädigt. "Grundsätzlich wird jeder Strandkorb kontrolliert", versichert von Glahn. Die Körbe, die in Ordnung sind und theoretisch wieder raus könnten, kommen ins Lager. Beschädigte Strandkörbe müssen repariert werden. Dann stehen unter anderem Schliff-, Streich- und Polster-Arbeiten an.
Feuchtigkeit greift Strandkabinen an
Für Ole Fredebohm steht fest: Die Feuchtigkeit setzt seinen Strandkabinen am meisten zu. Um Rostschäden handelt es sich aber selten, weil an seinen Otterndorfer Kabinen nur wenig Metall verbaut ist. Stattdessen wird das Holz besonders am unteren Teil stark in Mitleidenschaft gezogen. Denn die Kabinen stehen den ganzen Sommer über auf dem vor allem nachts feuchten Rasen am Strand. Aber auch Sonnenlicht setzt beispielsweise den Türen zu, die regelmäßig geölt werden müssen.
Ende September inspiziert der Otterndorfer seine Strandkabinen und entscheidet, welche von ihnen ausgetauscht werden müssen. Die Kabinen, die nicht mehr zu gebrauchen sind, behält Fredebohm auf seinem Hof. Dann werden sie - eine nach der anderen - komplett auseinandergenommen.
Ist die Strandkabine gar nicht mehr zu gebrauchen, dauert das Demontieren gerade einmal zwei Stunden. Wenn Einzelteile noch mal wiederverwendet werden sollen, könne es schon mal etwas länger dauern. Die Einzelteile werden anschließend fachgerecht entsorgt. "Ab einem gewissen Punkt rechnet sich keine Reparatur", erzählt Fredebohm. "Dann ist der Neubau günstiger."
Selbst ist der Mann, der Strandkabinen anbietet
Wird Ersatz benötigt, muss Fredebohm selber bauen. Die Strandkabinen sind Unikate. Es gibt sie in dieser Form nur in Otterndorf. Deshalb werkelt Fredebohm im Winter selbst - gemeinsam mit einem befreundeten Zimmermann aus Neuenkirchen sowie dem Rentner Werner Rohr, der auf 450-Euro-Basis aushilft.
Im vergangenen Jahr habe ihn eine Strandkabine noch etwa 1000 Euro gekostet, erzählt Fredebohm. In diesem Jahr rechnet er mit bis zu 300 Euro mehr - durch die gestiegenen Holzpreise. Inzwischen verwendet der Otterndorfer kesseldruckimprägniertes Kiefernholz, das seltener zu faulen beginnt.
Das "mit Abstand Teuerste" an seinen Kabinen sei aber die bunte Plane, die von einem Fachbetrieb aus Hollern-Twielenfleth angeliefert wird. Anschließend wird das Material in Otterndorf mit einer Schablone zurechtgeschnitten. Was Fredebohm nicht benötigt, schenkt er zwei Frauen, die daraus Handtaschen fertigen. Fredebohms Kabinen bestehen zudem aus mehreren Hauptbestandteilen: Boden, Rückenteil, zwei Seitenteile, ein Aufrichter und das Gestell aus einer Art Bambus. Die Lebensdauer seiner Häuschen soll in etwa bei 25 Jahren liegen. Jedes Jahr müssen bis zu 20 seiner Kabinen ausgetauscht werden.
Strandkörbe bald nicht mehr am Cuxhavener Strand
Auf dem Hof von Jürgen von Glahn warten schon dutzende Strandkörbe darauf, ins Winterlager gebracht zu werden. Ende Oktober wird er alle seine Körbe vom Strand geholt haben.
Oftmals erhalten seine Strandkörbe im Winter einen frischen Anstrich: "Ich lege großen Wert auf Farbe", betont von Glahn. Auch an seinen Körben wird das Holz oftmals durch die Witterung zerstört. Kleine Sturmschäden in der Saison erledigt er zumeist noch in der Nacht vor Ort, damit die Kunden am nächsten Tag einen einwandfreien Strandkorb vorfinden. "Der Gast hat den Anspruch, einen ordnungsgemäßen Strandkorb zu bekommen", erzählt von Glahn.
Hinzu kommen mutwillig angerichtete Schäden: Immer wieder werden Sitzpolster aufgeschnitten oder Markisen abgerissen, berichtet von Glahn. Dass seine Strandkörbe komplett auf dem Müll landen, komme bei ihm nicht vor. Handelt es sich um einen "Totalschaden", würden zumindest die Teile wiederverwendet, die noch zu gebrauchen sind.
Im Frühjahr werden die eingelagerten Strandkörbe dann noch mal gründlich gewaschen, bevor sie wieder an den Strand kommen. Denn für die Vermieter gilt wie für kaum jemanden sonst: Nach der Saison ist vor der Saison.
Überbleibsel aus dem Sommer
Ist die Sommersaison vorbei, finden Strandkorb- und Strandkabinen-Vermieter auch gerne mal ein paar Überbleibsel von Urlaubern. "Immer wieder werden Sachen liegen gelassen", erzählt Jürgen von Glahn. Teilweise würden die Gäste ihre Utensilien absichtlich im Strandkorb lassen, wenn sie merken, dass sie sie nicht mehr mitbekommen. Handtücher, Schaufeln, Spielzeug, Luftmatratzen, Klappstühle: Das seien übliche Fundsachen. Vor zwei Jahren habe von Glahn ein ganzes Kinder-Schlauchboot gefunden.
Kuriose Dinge entdeckt Ole Fredebohm in seinen Strandkabinen nach eigenen Angaben so gut wie nie. Sonnenbrillen und -creme würden aber öfter mal liegen bleiben. "Wir merken, dass die Strandkabinen immer schlechter hinterlassen werden", stellt Fredebohm fest. Vor allem Müll bleibe oft liegen.