
Deshalb schließt die Stadtsparkasse Cuxhaven sieben Geschäftsstellen
CUXHAVEN. Mittwoch, der 4. März 2020: Es war ein Tag, der die Weichen für die Zukunft der Stadtsparkasse Cuxhaven gestellt hat.
Verbunden war der Tag mit einem Schritt, der nach Überzeugung des Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Ralf-Rüdiger Schwerz und der gesamten Führungsriege nicht vermeidbar ist, um die Zukunft langfristig in einem Umfeld dauerhafter Niedrigzinspolitik zu sichern: Am gestrigen Mittwoch fiel die Entscheidung, sieben Geschäftsstellen und eine SB-Stelle zu schließen sowie eine Geschäftsstelle in eine SB-Stelle umzuwandeln.
Die Stadtsparkasse Cuxhaven schließt zum 8. Mai dieses Jahres ihre Filialen im Musikerviertel, in Groden, in Döse, im Lotsenviertel, in Lüdingworth und Oxstedt sowie die SB-Geschäftsstelle in Süderwisch. Auch SB-Stellen sollen an diesen Orten nicht verbleiben. Hingegen wird die Geschäftsstelle in Duhnen in einen SB-Bereich umgewandelt. Somit bleiben neben der Hauptstelle in der Innenstadt nur drei mitarbeiterbesetzte Geschäftsstellen übrig: Altenbruch, Altenwalde und Sahlenburg.
Diese drei wiederum sollen nach Angaben des Vorstands als "Kompetenzzentren" fungieren. Verbunden ist dies mit der Entscheidung, die Servicezeiten am Schalter auf 8.30 bis 12.30 Uhr festzulegen, während Beratungen montags bis freitags in der Zeit zwischen 8 und 19 Uhr angeboten werden. Auch diese Regelung soll ab dem 8. Mai gelten.
Nach Auskunft der Stadtsparkassenführung sind diesem Beschluss monatelange Überlegungen vorausgegangen. Dem Verwaltungsrat seien die Argumente dargelegt worden. "Es bringt nichts, jedes Jahr eine Geschäftsstelle zu schließen", so Vorstandsvorsitzender Ralf-Rüdiger Schwerz in einem Pressegespräch am gestrigen Nachmittag.
"Wir haben uns für diesen letztmaligen Eingriff ins Geschäftsstellennetz entschieden, um dieses Haus zukunftsfest zu machen." Ganz oben stehe die Aufgabe, die Selbstständigkeit zu erhalten.
Schwerz sowie weitere Mitglieder der Führungsriege wiesen auf die anhaltende Niedrigzinsphase ("das schleichende Gift") hin, die der gesamten Branche zu schaffen mache. Einem gut verlaufenen Geschäftsjahr 2019 zum Trotz müsse der Blick in die Zukunft gerichtet werden.
Vorstandsmitglied Helmut Weermann: "Im Kundengeschäft waren wir noch nie so stark wie im vergangenen Jahr. Die Torpedos kommen von außerhalb." Lange habe dabei noch Hoffnung auf bald doch wieder steigende Zinsen bestanden. Danach sehe nichts aus. Ralf-Rüdiger Schwerz: "Hoffnung ist keine Strategie. Auch wenn es uns heute noch gut geht: Wir wollen keine Manöver des letzten Augenblicks."
Der Entscheidung sei auch eine langfristige Beobachtung des Kundenverhaltens vorausgegangen, so Thomas Westphal, Bereichsdirektor Privatkunden: Deren Wechsel ins Online-Banking sei unaufhaltbar; die Barauszahlungen seien an den einzelnen Stellen im Schnitt um rund 40 Prozent zurückgegangen, ergänzte Helmut Weermann.
Nach dem Verwaltungsrats-Beschluss am Mittwochmorgen seien umgehend die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert worden. Kündigungen soll es nicht geben.
Der Verwaltungsrats-Vorsitzende Oberbürgermeister Uwe Santjer berichtet von heftigen Diskussionen im Verwaltungsrat. So einen Schritt wünsche sich niemand. Doch der Vorstand habe seine Einschätzung dezidiert vorgebracht. Bei der Entscheidung habe das Ziel, die eigenständige Stadtsparkasse und damit die Eingriffsmöglichkeiten der Stadt zu erhalten, gezählt. "Regional bedeutsame Entscheidungen werden schwierig, wenn die Entscheidungsträger weit weg sitzen."
Über weitere Konsequenzen, Überlegungen und Ergebnisse des Geschäftsjahrs 2019 werden wir zeitnah berichten. Nach einem Gruppenfoto war der Führungsriege nach der Bekanntgabe des Beschlusses gestern übrigens nicht zumute.