Die 60er -­ sie lassen Eckehard Duszat nicht los

08.02.2007

Otterndorfer zupfte bei den Walkers den Bass / Konzert mit Oldie-Band im April oder Mai / Sohn Alexander ist der wohl bekannteste TV-Praktikant DeutschlandsOtterndorf. Die wilden 60er: Es war die Zeit, als die Beatles ihren Siegeszug um die Welt starteten. Begeistert vom neuen Beat griff damals auch die Otterndorfer Jugend zu E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. Wie viele andere Jungs auch träumte Eckehard Duszat damals von einer großen Musiker-Karriere. Doch dann kam alles ganz anders: Die Schule ging zu Ende und Eckehards Band, The Walkers, verstreute sich in alle Winde ­ aus den Profimusiker-Träumen wurde nichts. Duszat: Aber bei meinem Sohn, da hat's mit der Karriere geklappt. Die Erinnerungen an seine musikalischen Anfänge ­ die umgeben Eckehard Duszat noch heute. 1960 hatte er seine elektrische Eisenbahn verkauft, um an Geld für ein Tonbandgerät zu kommen. Die neuen, wilden Rhythmen aus England und Amerika, die bei BFBS, AFN und in Chris Howlands Sendung Musik aus Studio B liefen, hatten es ihm angetan. Er wollte sie aufnehmen und mit Gleichgesinnten genießen, auch wenn die Eltern diese Klänge ablehnten. Eine Reise ins englische Penzance war dann die endgültige Initialzündung: Eckehard Duszat und seine Freunde hörten dort zum ersten Mal eine Beatles-Scheibe, waren völlig hin und weg und beschlossen: Wir gründen eine Band. Die Otterndorfer Formation The Walkers war geboren, und Eckehard Duszat zupfte den Bass. Geprobt wurde in den Otterndorfer Medem-Stuben. Eine Verpflichtung bestand darin, einmal wöchentlich den etwa 20 anwesenden, Bier trinkenden Kneipengästen einen kostenlosen Auftritt zu bieten, erinnert sich Eckehard Duszat. Dieser bestand aus fünf bis acht Songs, und die Band sah es eher als qualifiziertes Training an. Orientierte man sich zunächst an den Beatles-Songs, waren es dann eher die Rolling Stones, für die sich die Walkers begeisterten. Die Nachwuchs-Musiker hatten Großes vor Augen: Sie wollten im renommierten Otterndorfer Hotel Eibsen auftreten, das zur damaligen Zeit die einzige Möglichkeit für größere Musikveranstaltungen bot. Als die Stadt Otterndorf für ihr Freizeitgelände-Projekt See achtern Diek Geld benötigte, sahen die Walkers ihre Chance gekommen: Sie wollten im Hotel Eibsen ein Wohltätigkeitskonzert für das See-Projekt geben. Eibsen willigte ein, und die Walkers hatten ihren ersten großen Auftritt. Die damals gewaltige Summe in Höhe von 1000 DM an Eintrittsgeldern wurde ­ wie versprochen ­ gespendet. Nun ging es rasant weiter mit den Otterndorfer Walkers: Die Band spielte im Cuxhavener Club 99, im Waldschloss Brockeswalde und bei Bandwettbewerben im Cuxhavener Gasthaus Zur Sonne. Es folgten Auftritte in Pedingworth bei Adolf Müller, in Warstade, Dorum, Stade, Syke, Bassum und Bremerhaven. Bei einem Konzert in Freiburg (Elbe) lernte Eckehard seine spätere Frau kennen: Sie war mein persönlicher Groupie. Sogar in den Rundfunk schafften es die Beat-Freunde: Der WDR sendete aus dem Hinrich-Wilhelm-Kopf-Sommerlager sein beliebtes Programm Horch, was kommt von draußen rein, moderiert von Peter René Körner ­ und The Walkers waren dabei. 1968 war die Zeit der Walkers vorbei. Die Bandmitglieder schlossen ihre Berufsausbildung ab oder traten zur Bundeswehr an ­ jeder ging seinen eigenen Weg. Auch auf Eckehard Duszat wartete das Militär. Aber der gelernte Radio- und Fernsehtechniker hatte keine Lust auf Bundeswehr und setzte sich mitsamt seiner Frau nach Berlin ab, wo sie zunächst bei einem Freund unterkamen. Eckehard fand einen Job als Radio- und Fernsehtechniker; 1971 kam ihr Sohn Alexander zur Welt. Sehnsucht nach dem Norden Doch ich wollte nicht, dass mein Sohn in der Großstadt, irgendwo im Hinterhof aufwächst, sagt Eckehard Duszat. Die Sehnsucht nach dem Norden war so groß, dass die Familie 1976 zurück aufs platte Land kehrte. In Hamburg fand Duszat eine Stelle als Radio- und Fernsehtechniker. Die Duszats zogen nach Jork, wo die Familie noch heute lebt. Berufliches Neuland betrat Eckehard Duszat, als er 1981 beim Norddeutschen Rundfunk als Tontechniker anfing. In dieser Funktion durfte er sogar die Princess of Wales, Lady Di, betatschen: Ich habe ihr ein Mikrofon angesteckt. Auch für die Übertragungstechnik ist der Otterndorfer beim NDR zuständig. Als SNG-Techniker ­ die Abkürzung steht für Satellite News Gathering (Satellitengestützte Nachrichtensammlung) ­ ist Eckehard Duszat mit einem kleinen Satellitenwagen unterwegs: Wir sind überall da, wo der große Ü-Wagen nicht hin kann. Zu Duszats Aufgaben gehört es unter anderem, die Leitung für eine Live-Übertragung vom Drehort aufzubauen. Dazu muss er ­ vereinfacht zusammengefasst ­ per Schüssel den Satelliten suchen, Kontakt zur Bodenstation aufnehmen und schließlich per Knopfdruck die Leitung herstellen. Bei der legendären konstituierenden Sitzung des schleswig-holstenischen Landtages am 17. März 2005, bei der Ministerpräsidentin Heide Simonis in vier durchgeführten Wahlgängen die erforderliche Mehrheit der Stimmen nicht auf sich vereinigen konnte, wäre ihm das beinahe nicht gelungen: Erst zwei Minuten vor der Live-Übertragung hatte ich einen Satelliten. Für Duszat war das eines der aufregendsten Erlebnisse seiner beruflichen Laufbahn. Sie geht im kommenden Jahr mit dem Erreichen des Rentenalters zu Ende geht. Dann hat Eckehard Duszat wieder mehr Zeit, sich der Musik zu widmen. Der Beat lässt mich einfach nicht los, sagt der Hobby-Musiker, der zurzeit bei der Moisburger Oldie-Band Daddy goes Crazy den Bass spielt. Im April oder Mai ist auch ein Auftritt in seiner Heimatstadt Otterndorf geplant. Und am 15. März, wenn in der Cuxhavener Kugelbake-Halle eine große Oldie- und Wiedersehensfete mit den alten Beat-Veteranen gefeiert wird, ist Duszat selbstverständlich auch dabei. Mit seiner Musik berühmt zu werden, diesen Traum hat der Otterndorfer längst aufgegeben: Die Rolle des Prominenten überlasse ich meinem Sohn. Alexander Duszat, besser als Elton bekannt, ist Deutschlands bekanntester TV-Praktikant: An der Seite von Stefan Raab ist er regelmäßig bei TV Total zu sehen. Wie er mit der Berühmtheit seines Sohnes umgeht? Ich freue mich natürlich über Alexanders Erfolg, sagt Eckehard Duszat. Aber man kann mit ihm nicht losgehen. Der Junge wird einfach überall erkannt.

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