Ein Wolf wurde in Kehdingen gesichtet. Symbolfoto: Monsees
Ein Wolf wurde in Kehdingen gesichtet. Symbolfoto: Monsees
Tiere

Ein Wolf ist zurzeit in Kehdingen unterwegs

22.02.2019

KREIS STADE. So dicht werden die wenigsten Menschen in freier Natur einem Wolf kommen. Am Sonnabend haben Autofahrer in Balje direkt am Deich einen Wolf mit der Handykamera gefilmt. Der Wolf lief dabei über eine Wiese, überquerte die Straße und lief den Deich hinauf. Weiter als 20 bis 30 Meter dürfte das Tier nicht vom Autofahrer weg gewesen sein.

Am gleichen Tag gab es auch in Freiburg und Umgebung einige Sichtungen, so dass es dasselbe Tier gewesen sein könnte. Das Video von der Baljer Begegnung wurde dann über die sozialen Medien schnell verbreitet. Der Wolf wirkt auf dem Video recht füllig. Wolfsexperte Raoul Reding schreibt das dem Winterfell des Wolfes zu. Ansonsten ist sich der Fachmann sicher: Die Aufnahme zeigt einen Wolf. Reding ist in Hannover bei der niedersächsischen Jägerschaft beheimatet und leitet dort das Wolfsmonitoring, das die Jäger im Auftrag des Landes durchführen. Nachrichten über Nutztierrisse gibt es aus der Region nicht. Dieser Ausflug des Wolfs scheint ohne Folgen geblieben zu sein. Am Montag soll der Wolf dann in Hamelwörden gesehen worden sein.

Besonders in Deichnähe gelten Wölfe als problematisch. Sie gefährden die Schafhaltung, die wiederum für die Deichsicherung von zentraler Bedeutung ist. Der Wolf ist trotz des explosiven Wachstums in Deutschland immer noch strengstens artengeschützt und darf nicht bejagt werden.

Noch immer ist nicht öffentlich, was die DNA-Analyse im Fall der gerissenen Heidschnucken in Bützfleth ergeben hat. Obwohl das Ergebnis des Tests inzwischen seit vier Wochen vorliegt und ergeben hat, dass ein Wolf als Täter nicht nachgewiesen werden konnte, liegt die amtliche Feststellung Wolfsriss oder nicht auch gut zehn Wochen nach dem Vorfall nicht vor. Auch wiederholte Nachfragen beim zuständigen niedersächsischen Umweltministerium konnten dafür keinen Grund zutage fördern.

Das Umweltministerium hat mit der Übernahme des Ministeriums durch Olaf Lies (SPD) die Öffentlichkeitsarbeit für das Wolfsbüro in Hannover übernommen, das jetzt keine Auskünfte mehr geben darf. Möglicherweise kommt es deshalb zu behördeninternen Reibungsverlusten. In den meisten Fällen ist es so, dass bei einer vermuteten Täterschaft des Wolfs dieser bei dem Vorliegen einer brauchbaren Probe auch nachgewiesen wird. Das war in der Anfangsphase der Rückkehr des Wolfes nach Niedersachsen noch anders.

Die Wölfe werden seit 2010 in Niedersachsen wieder heimisch. Im Land sind zu Beginn des Jahres 2019 insgesamt 24 Wolfsterritorien offiziell nachgewiesen: 22 Wolfsrudel, 1 Wolfspaar und 1 residenter Einzelwolf. Die Wolfspopulation steigt damit weiter rasant. 2018 waren es noch 14 Rudel. Im Landkreis Stade gibt es kein Rudel. Das dichteste ist aktuell das Rudel aus dem Raum Gnarrenburg.

Im Frühjahr 2018 hatten Wölfe im Nachbar-Landkreis Cuxhaven immer wieder Schafe und Rinder gerissen. Jetzt, neun Monate später, gibt es das Cuxhavener Rudel womöglich überhaupt nicht mehr. Nur noch ein weiblicher Wolf des Rudels könne nachgewiesen werden, heißt es in Medienberichten. "Das Rudel ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr existent", heißt es vom Wolfsmonitoring. Über den Verbleib der Wölfe aus dem Cuxhavener Rudel heißt es auf der Internetseite des Wolfsmonitorings: Die Fähe sowie ein Welpe wurden illegal durch einen Schuss getötet. Zwei weitere Welpen starben bei Verkehrsunfällen, einer kam auf natürliche Weise ums Leben. Der Rüde gilt seit November 2016 als verschollen.

Im aktuellen Monitoringjahr 2018/2019 sei nur noch ein Wolf im Territorium bestätigt worden. Dass der Wolf im Landkreis Stade inzwischen Dauergast ist, ist seit März 2017 nachgewiesen. Es gibt inzwischen viele Fotos und Videos, die zweifelsfrei Wölfe in der Region zeigen. Es gibt auch viele glaubwürdige Sichtungen im ganzen Bereich. Bisher gibt es drei bestätigte Nutztierrisse im Landkreis. Zwei davon in Oederquart, die sich bei dem gleichen Schäfer ereigneten. Der dritte Fall wurde in Frankenmoor in der Gemeinde Bargstedt nachgewiesen.

Von Karsten Wisser

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