Eine Legende: Biografie über Geschäftsmann aus Cuxhaven
CUXHAVEN. Der pensionierte Lehrer Werner Jakobeit veröffentlicht eine Biografie über einen bedeutenden Vertreter der Deutschen Hochseefischerei aus Cuxhaven: Robert Ahlf.
Es muss schon ein besonderer Betrieb gewesen sein, die "Cuxhavener Hochseefischerei GmbH". Anders ist es kaum zu erklären, dass ehemalige Mitarbeiter bis heute regelmäßige Belegschaftstreffen organisieren, 55 Jahre nachdem die Reederei vom großen Konkurrenten, der Reederei "Nordsee", geschluckt wurde.
Nach dem Tod des letzten Personalleiters Karl-Heinz Bröhl führte Dieter Kokot aus der Wingst die Tradition des sogenannten Ahlf-Treffens fort. Nicht ganz uneigennützig, schließlich sammelte der Hobbyhistoriker über Jahrzehnte jede Menge Fotos und Dokumente über die Reederei und deren Chef Robert Ahlf, die insgesamt fünf dicke Leitz-Ordner füllen.
Begnadete Sammler
Werner Jakobeit, ehemaliger Realschullehrer aus Cuxhaven, hat zusammen mit Dieter Kokot und dem ebenfalls begnadeten Sammler Heiko Horstmann in der "Schriftenreihe des Fördervereins Schiffahrtsgeschichte" eine 120-seitige Biografie über das Leben des Reeders und Fischereiexperten Robert Ahlf herausgegeben, die bei der Oliva-Buchhandlung erhältlich ist.
Für geschichtlich interessierte Cuxhavener dürfte die umfangreiche Broschüre interessant sein, behandelt sie doch ein äußerst interessantes Kapitel der hiesigen Wirtschaftsgeschichte und dazu eine der führenden Personen der Deutschen Hochseefischerei.
"Ein Leben mit und für die Deutsche Hochseefischerei" lautet denn auch der Untertitel. In der Biografie wird der gebürtige Cuxhavener Robert Ahlf als eine Persönlichkeit mit sehr ambivalenten Zügen beschrieben, einerseits als ein Mann, der als Reedereileiter unangefochten autoritär regierte, als Mensch aber auch umgänglich und volksnah sein konnte und sich am Ende seines Lebens einen fast legendären Ruf erworben hatte.
Ahlf war ein Einzelgänger, ein Mann der einsamen Beschlüsse, beschreibt Jakobeit den 1968 im Alter von fast 72 Jahren verstorbenen Ahlf. Dessen berufliche Karriere weist einige erstaunliche Sprünge auf, die sicherlich auch mit seiner Nähe zum Nationalsozialismus zu erklären sind.
In Cuxhaven geboren
1896 in Cuxhaven in der damaligen Osterreihe (heute Südersteinstraße) als Sohn eines Schneidermeisters geboren, begann Ahlf zunächst eine Lehre bei einem Rechtsanwalt, wechselte aber schon nach zwei Wochen als Angestellter zum Minendepot und später zur Hochseefischerei AG. Innerhalb von nur 11 Jahren hatte er sich durch Fleiß und Durchsetzungsvermögen zum Generaldirektor emporgearbeitet, gefördert und unterstützt durch seinen Vorgänger Richard Ohlrogge, der die Fähigkeiten und das Selbstbewusstsein des jungen Mannes früh erkannt hatte. Nach der Fusion der Cuxhavener Hochseefischerei AG und der Nordenhamer Deutschen Dampffischereigesellschaft Nordsee AG zur "Nordsee Deutsche Hochseefischerei Bremen-Cuxhaven AG" war Ahlf auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn. Er behielt Prokura, musste aber in die Hauptverwaltung der Reederei nach Bremen wechseln und war verantwortlich für 167 Schiffe unter der Flagge der "Nordsee".
14 Jahre war Ahlf in der Geschäftsführung des größten deutschen Fischereibetriebes tätig. Zu Kriegsende kam er in englische Kriegsgefangenschaft, wurde dank Beziehungen aber schnell wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach dem Kriege fängt Ahlf klein an und schafft den Aufstieg durch die Fusion mehrerer Reedereien zur "Cuxhavener Hochseefischerei GmbH" mit bis zu 25 Schiffen und 400 Beschäftigten. Der Landbetrieb befand sich am Hansakai im Neuen Fischereihafen. 1968 starb Ahlf.
Schriftenreihe
Seit 20 Jahren arbeitet der pensionierte Lehrer Werner Jakobeit (75) zur maritimen Geschichte Cuxhavens. Angefangen mit der Seemannsmission, hat er über den Fischereischutz, Werften und Reedereien geschrieben.