
Elbferry-Aus: Trauer und Wut bei Kunden und Mitarbeitern
CUXHAVEN. Das Aus der Elbferry hätte nicht sein müssen. Mit ein bisschen gutem Willen hätte die Fährverbindung Cuxhaven-Brunsbüttel gerettet werden können und müssen. Das ist der Tenor in zahlreichen Beileidsbekundungen, die die Mitarbeiter der Elbferry GmbH seit der Nachricht vom Aus der Fährverbindung bekommen.
"Ich bin so sauer", platzt es aus Wiltrud Streich heraus, "eigentlich müssten wir alle auf die Straße gehen und für die Weiterführung der Fähre demonstrieren. Die brauchen wir doch". Viele Menschen dies- und jenseits des Flusses sehen das ähnlich wie die Altenwalderin. Die Betroffenheit über das überraschende Aus ist groß. Irgendwie haben alle damit gerechnet, dass die Politik zusammen mit dem Insolvenzverwalter und den Gesellschaftern einen Weg findet, um die Linie bis zum Frühjahr über Wasser zu halten. "Dann hätten wir wieder Geld verdient". Da ist sich Geschäftsführer Heinrich Ahlers nach wie vor sicher.
Schon die dritte Pleite
Die Enttäuschung ist vor allem bei den Mitarbeitern groß. Einige erleben bereits die dritte Pleite. Sie waren schon bei den beiden Vorgängergesellschaften von Elb Link mit dabei. "Wir haben in den vergangenen Monaten fast nur positive Rückmeldungen bekommen. Jetzt sind die Kunden traurig und fassungslos, dass es die Fähre nicht mehr gibt", berichtete Jessica Götz, Assistentin der Geschäftsführung am Tag nach der traurigen Nachricht. Die 32-jährige ist von Anfang an dabei gewesen, kam aus dem Büro der Reederei Strahlmann, einem der Gesellschafter aus Brunsbüttel. Sie hat die Linie mit aufgebaut, sich um Fahrpläne, Werbung, die Einrichtung der Ticket-Center und vieles andere mit gekümmert. Die junge Frau aus dem 40 Kilometer entfernten Albersdorf kann es noch gar nicht fassen, dass die ganze Mühe und Arbeit umsonst gewesen sein soll. Wie die meisten anderen habe sie ihre Arbeit mit viel Herzblut erledigt, sagt sie. Wie es nun weitergehe, wisse sie noch nicht. Nur so viel: "Das Schiff geht weg und wir sind erst einmal alle arbeitslos".
Elbferry-Mitarbeiter arbeitslos
Hängende Köpfe auch im Ticket-Center am Cuxhavener Steubenhöft. Dort waren die Bürokräfte und Einweiser damit beschäftigt, das Büro frei zu machen und ihre sieben Sachen zusammenzusuchen. Auf die neue Situation, kurz vor Weihnachten arbeitslos zu sein, mussten sie sich erst einmal einstellen. Ein bisschen Trost spendeten die Stammkunden, die sich am Telefon meldeten, um sich zu verabschieden und ihr Bedauern über die Einstellung des Betriebs zu äußern. Wie die Rentnerin aus Heide, die tausend Ideen hatte, wie die Elbferry doch noch zu retten gewesen wäre. Auch über einen Spendenaufruf hatte sie nachgedacht.
Solidaritätsbekundungen
Solidarität erfuhren die Mitarbeiter in vielfältiger Weise, auch von einer Frau aus Wanna, die die Fähre mehrmals genutzt hatte, um Verwandte in Schleswig-Holstein zu besuchen, und die gerne noch einen Gutschein eingelöst hätte. Zu spät war auch Fährfan Thomas aus Köln. Als der 47-Jährige am Steubenhöft wartete, war die Fährlinie bereits Geschichte. Dabei wäre er gern noch ein letztes Mal mitgefahren um die Fahrt über die Elbe und das gute Essen an Bord zu genießen. Als er um 15 Uhr am Anleger wartete, kam die "Greenferry I" nicht mehr. Die letzte offizielle Fahrt endete am Mittwoch um 11.30 Uhr am Anleger in Brunsbüttel. Dafür warteten dort bereits Kapitän Kim Andresen, ein weiterer Kollege und zwei Ingenieure, die der norwegische Eigner entsandt hatte, um das Schiff zu übernehmen, und nach Norwegen zu überführen.
Norwegische Flagge weht schon am Heck
Auf 18 Monate mit anschließender Kaufoption belief sich der Bareboat-Chartervertrag für die "Greenferry I" (Ex "Fanafjord") aus dem der Eigner nach Angaben von Heinrich Ahlers überraschend kurzfristig ausgestiegen war.
Als der deutsche Kapitän Lutz Völzmann das Schiff am Mittwoch gegen 21 Uhr von Brunsbüttel nach Cuxhaven zurück steuerte, wehte schon die norwegische Flagge am Heck.
Angeblich soll die Fähre noch vor dem Wochenende mit dem Ziel Haugesund auslaufen, wobei es vorher mit LNG betankt werden muss. In Norwegen solle die Fähre kurzfristig für einige Wochen eingesetzt werden.
Wie geht's weiter ?
Am Dienstag wollen sich Geschäftsführer und Insolvenzverwalter treffen und besprechen, wie der Betrieb abgewickelt wird.
Für eine Neuauflage sieht Heinrich Ahlers derzeit keine Chance.
Ein Neustart wäre nur als Public Private Partnership denkbar.