
Winterfahrplan und Mini-Kreuzfahrten: So soll die Elbferry die Nachsaison überleben
CUXHAVEN/BRUNSBÜTTEL. Der Winter kommt, die Betreiber der Elbferry von Cuxhaven nach Brunsbüttel rechnen mit deutlich weniger Fahrgästen. Jetzt hat der Geschäftsführer erklärt, wie die Fähre die maue Jahreszeit überstehen soll.
Heinrich Ahlers hofft auf Coronaausfallgeld und die bevorstehenden Kohltage, das große Volksfest in Dithmarschen. Beides soll seiner Elbferry GmbH über die bald beginnende Saure-Gurken-Zeit helfen, wenn die Urlauber wegbleiben und der Himmel über der Elbe von strahlendblau auf dauergrau wechselt. Bislang ist der Geschäftsführer der Fährlinie zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel recht zufrieden mit den Einnahmen, vor allem dank der vielen Wohnmobilisten, die mitfahren. Doch die werden bald ausbleiben und dann kommen Herbst und Winter.
Wohnmobilisten gut für Geschäft
Mit dem gerade veröffentlichten Winterfahrplan, einem Angebot zu den Dithmarscher Kohltagen und Personaleinsparungen reagieren die Betreiber auf die bevorstehenden umsatzschwachen Monate. Derzeit läuft der Fährbetrieb noch rund. Mit den Zahlen für August und September ist Ahlers zufrieden, was nicht zuletzt an den vielen Wohnmobilisten liegt, die die kleine Kreuzfahrt zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein im Rahmen ihres Urlaubs zu schätzen wissen. 2200 Wohnmobile fuhren im August mit über die Elbe. Der September habe mit bisher 1000 Fahrzeugen ebenfalls bereits sehr stark angefangen, freut sich Ahlers.
Löwenanteil Wohnmobile
"Bei unseren Wirtschaftlichkeitsberechnungen hatten wir nur mit der Hälfte gerechnet", ergänzt er. Dagegen sei man bei den Lkw mit nur 60 Prozent deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das liege wohl dran, dass die Speditionen das Routing ihrer Flotten sehr langfristig planen.
Sehr gut angenommen wurde das Angebot von Radfahrern, die die Fähre über den Sommer sehr stark genutzt hätten. Doch auch die dürften wegbleiben, wenn sich die Sonne rar macht und ein kalter Nordwest über die Elbe weht. Darauf reagiert die Fährleitung mit dem Winterfahrplan.
Der gilt vom 1. November bis zum 28. Februar. In diesem Zeitraum werden die Abfahrten je Seite von fünf auf vier Abfahrten an den Wochentagen und auf drei Abfahrten am Sonnabend und Sonntag reduziert.
"Die frühe Abfahrt fällt dann weg, weil dann ohnehin wenig Verkehr sein wird. Das müssen wir machen, um Kosten zu sparen", erklärte Ahlers am Mittwoch auf Nachfrage.
Mini-Kreuzfahrten als Lockmittel
Auch mit einer Silvesterparty an Bord und vereinzelten Veranstaltungen wie Lesungen und Konzerten wollen die Fährleute das Geschäft in den eher ruhigen Wintermonaten ankurbeln, gemäß dem Motto, im Winter ist es auf dem komfortablen Schiff besonders gemütlich. Diese Mini-Kreuzfahrten dauerten dann auch eine halbe bis dreiviertel Stunde länger, was die ohnehin derzeit sehr hohen Treibstoffkosten reduzieren helfen soll.
Prüfung seit zweieinhalb Monaten
Wie die Elbferry GmbH die schwachen Wintermonate übersteht, wird auch davon abhängen, ob dem Unternehmen die einkalkulierte Coronahilfe zugestanden wird, obwohl es keine Reverenzzahlen vom Vorjahr zum Vergleich gibt. Deshalb beschäftigt sich die Härtefallkommission mit dem Antrag der Elbferry GmbH. Leider schon seit Anfang Juli, ohne bisher zu einem Ergebnis gekommen zu sein, kritisiert Ahlers und ergänzt: "Wir haben den Antrag gestellt, weil uns wegen Corona in der Startphase vor allem das Oster- und Pfingstgeschäft weggebrochen ist, mit dem wir bei der Kalkulation fest gerechnet hatten", erklärt Ahlers: "Nun prüfen die Beamten seit zweieinhalb Monaten und wir haben noch keinen Cent gesehen."
Größtenteils immer Platz
Die Resonanz bei den Kunden sei durchweg gut, sagt Ahlers. Die Fähre sei immer pünktlich und zuverlässig gefahren, bis auf ganz wenige Ausnahmen seien alle wartenden Fahrzeuge mitgekommen, die mit Vorbuchung ohnehin. Die 130 Meter lange "Greenferry I" bietet auf zwei Decks Platz für insgesamt 150 Pkw und 24 Lkw sowie 600 Passagiere. Natürlich könne man in den Wintermonaten mit einem kleineren Schiff auskommen, meint Ahlers, doch das sei dann möglicherweise nicht ausreichend schnell, um die 30 Kilometer lange Passage in höchstens einer Stunde zu schaffen. Mit der bis zu 22 Knoten schnellen "Greenferry I" sei das kein Problem.
Preisexplosion für Treibstoff
Die vier Motoren mit insgesamt rund 10 000 PS werden mit Flüssiggas (LNG) betrieben. Das muss jede Woche mit fünf Tank-Lkw aus Belgien angekarrt werden und hat vor allem den Nachteil, dass der Preis seit dem Start der Fähre im März um das Einhalbfache gestiegen ist.
Deshalb hatte sich die Reedereileitung entschlossen auf den Fahrpreis einen Zuschlag von rund 2 Euro pro Pkw zu nehmen, der bei fallendem Preis wieder entfallen soll.