
Elternwille zählt im Kreis Cuxhaven beim Schulbesuch
KREIS CUXHAVEN. Drei Tage vor regulärem Ferienbeginn konnten Schülerinnen und Schüler auf Antrag der Eltern vom Unterricht befreit werden. Wie sieht es an Schulen in Stadt und Landkreis Cuxhaven aus? Das sagen Schulleiter dazu - und sie üben Kritik.
Die Präsenzpflicht ist seit Wochenbeginn aufgehoben, es gilt aber Distanzlernen. Unser Medienhaus fragte bei einigen Schulleitern nach - und erhielt ein höchst heterogenes Bild. Einig sind sich die Lehrkräfte in unserer nicht repräsentativen Umfrage jedoch in ihrer Kritik am Kultusministerium.
Schulleiterverband kritrisiert Regelung
Harsche Kritik zur aufgehobenen Präsenz kommt auch vom Schulleiterverband Niedersachsen (SLVN). Das sei die schlechteste mögliche Entscheidung, sagte Geschäftsführer René Mounajed. Auch die Lehrergewerkschaft VBE kritisierte das Aussetzen scharf.
Ältere Jahrgänge bleiben fern
Wolfgang Deutschmann, Leiter des Amandus-Abendroth-Gymnasiums empfindet diese Entscheidung als ziemliches Tohuwabohu: "Entweder macht man so etwas richtig oder gar nicht. Jetzt müssen wir gute Miene zum bösen Spiel machen." An seiner Schule zeige sich gegenwärtig ein gemischtes Bild: "Je höher die Klasse und das Alter, um so mehr bleiben die Schülerinnen und Schüler weg; aber die fünften und sechsten Klassen sind nahezu vollständig hier." Ärgerlich findet Deutschmann, dass anberaumte Klassenarbeiten verschoben werden mussten.
Schüler "in Holschuld"
Auch am Otterndorfer Gymnasium seien es zurzeit weniger Schülerinnen und Schüler in Präsenz, jedoch nicht signifikant alterbezogen. "Wir machen dann eben Unterricht in kleineren Klassen. Das ist von der Politik so gewollt, dass die Eltern entscheiden sollen", sagte Dr. Marlies Reinke. Schüler, die vom Präsenzunterricht befreit seien, seien aufgefordert, sich die Aufgaben selbst zu beschaffen: "Sie sind in Holschuld." In der Süderwischschule in Cuxhaven sei der Unterricht noch voll in Gang,, aber bei weniger Kindern. Mehr noch als in der Grundschule, bleiben die Schülerinnen und Schüler der Hauptschule zuhause. "Wir sind gar nicht glücklich über die Regelung und hätten die Kinder sehr gern hier behalten", sagt Schulleiterin Sandra Marczyschewski, die sich eine klare Richtung aus dem Kultusministerium gewünscht hätte. "Es ist eine Entscheidung, die keine Entscheidung war", meinte Daniel Klink in Richtung Kultusministerium.
Nur zehn Prozent in Präsenz
Der didaktischer Leiter der Schule Am Dobrock sprach von einem deutlichen Schwund. An seiner Haupt-, Real- und Oberschule in Cadenberge macht sich die aufgehobene Präsenzpflicht deutlich bemerkbar: "Von 480 Schülerinnen und Schülern sind nur noch 45 anwesend - also knapp zehn Prozent." Das sei vorher abgefragt worden, sodass auch nicht das gesamte Kollegium zu Schule kommen müsse, sondern einige Kräfte nutzten jetzt, um im Home Office zu arbeiten.
In der Grundschule am Wingster Wald seien es nur sehr wenige Kinder, die nicht kommen. "Es sind höchstens fünf Kinder pro Klasse", sagte Schulleiterin Sabine Cordes und ergänzte: "Das habe ich wegen der Betreuungssituation auch genau so erwartet, denn die Eltern haben schließlich ihren Urlaub geplant beziehungsweise schon verbraucht und der Wunsch nach Präsenzpflicht ist ja vielfach von Elternverbänden geäußert worden." An der Otterndorfer Grundschule zeigt sich zurzeit ein ähnliches Bild: "Von 260 Kindern sind nur 20 nicht anwesend. Damit sind wir sehr zufrieden", berichtete Schulleiterin Elisabeth Baumann.
Eine Grundschule geschlossen
Die Grundschule Bad Bederkesa ist gegenwärtig von Corona betroffen und geschlossen. Nachdem es Meldungen gab, dass Kinder oder Eltern erkrankt waren, gab es dort bereits ab Montag keine Präsenzunterricht mehr. Das Kreis-Gesundheitsamt hatte dies entschieden. Laut Landkreis Cuxhaven sei Bederkesa momentan jedoch die einzige Schule, die sich im Distanzlernen befindet.