
Energiewende und Wohnen: So sind die Chancen für Cuxhaven nach Corona
KREIS CUXHAVEN. Kürzlich traf sich der Unternehmensverband Cuxhaven (UVC) zum "Wirtschaftsgespräch". Diskutiert wurde unter anderem die Wohnsituation in Cuxhaven und umzu.
Man müsse nur einmal darüber reden, dann ließe sich schon einiges regeln, antwortete Siedlungschef Peter Miesner auf die Klage einer Touristikerin über fehlenden Wohnraum für Geringverdiener in Cuxhaven. Nachdem sie endlich Mitarbeiter gefunden hatte, die bereit waren nach Cuxhaven zu ziehen, hätten sie keine bezahlbare Wohnung gefunden und seien wieder abgesprungen.
Neue Wohnungen auf dem Markt
Miesner machte der Unternehmerin Mut und verwies auf über 300 sanierte Wohnungen, die die Siedlung im vergangenen Jahr neu auf den Markt gebracht habe. Da gehe schon etwas, wenn man den Bedarf kenne, so Miesner. Das war ein konkretes Ergebnis des gut besuchten "Wirtschaftsgesprächs", zu dem der Unternehmensverband Cuxhaven (UVC) am Donnerstag ins Restaurant Donner eingeladen hatte.
Konfrontation mit Fragen
CNV-Redaktionsleiter Ulrich Rohde konfrontierte als Moderator die Verwaltungsspitzen von Stadt, den umliegenden Samtgemeinden und des Landkreises, Uwe Santjer, Marcus Itjen und Kai-Uwe Bielefeld, mit Fragen aus dem Kreis der Mitgliedsunternehmen, die zuvor schriftlich gestellt worden waren. Im Mittelpunkt standen dabei die Themen Wohnen, Bildung, Infrastruktur, Energieversorgung und Digitalisierung insbesondere der Verwaltungen.
Blick auf die "dicken Brocken"
Die muntere Gesprächsrunde vermittelte den Zuhörern einen interessanten Überblick über die Herausforderungen, mit denen sich die Gemeinden aktuell konfrontiert sehen, darunter - angesichts der knappen Haushaltsmittel - einige richtig dicke Brocken, wie Investitionen in angemessene Schulgebäude. Im Hinblick auf die Gorch-Fock-Schule stellten Uwe Santjer und Kai-Uwe Bielefeld eine baldige Lösung in Aussicht, die vermutlich auf einen Neubau herauslaufe.
Großes Problem: Raum-Not
Gespräche auch über Finanzierungsmodalitäten seien zwischen den Schulträgern Stadt und Landkreis aufgenommen worden. Die aktuelle Raumnot sei ein großes Problem, das Schülern und Lehrkräften eine Menge Improvisationswillen abverlange, zeige aber auch, dass die Einwohnerzahl entgegen früherer Prognosen nicht gesunken sei, sondern momentan bei 49 500 liege, erklärte Santjer. Dabei sei die Zahl der registrierten Ukraine-Flüchtlinge in Stadt und Landkreis geringer ausgefallen als vermutet.
Für die Provinz entscheiden
Als Folge der Pandemie seien die Chancen der Region auf weiteren Zuzug gestiegen, analysierte Marcus Itjen, Bürgermeister der Samtgemeinde Wurster Nordseeküste. Junge Menschen und Familien würden sich aber nur dann für die Provinz entscheiden, wenn auch die Kriterien Wohnen, Mobilität, Schulen, Kitas und ein vorhandener Breitbandanschluss vorhanden sei.
Sozialer Zusammenhalt
Interessante Jobs würden in Stadt und Landkreis inzwischen mehr angeboten, als mit qualifizierten Kräften besetzt werden könnten. Oberbürgermeister Santjer benannte als eine Stärke Cuxhavens den großen sozialen Zusammenhalt. Das habe sich gerade in Zeiten der Pandemie und des Flüchtlingsstroms bewiesen. Einig waren sich die Podiumsgäste darin, dass mit der großen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Energiewende große wirtschaftliche Chancen für die Region verbunden seien.
Blick verstärkt nach Bremerhaven/Bremen richten
Dabei sollte nicht nur auf eine intensive Zusammenarbeit mit der Metropolregion Hamburg geachtet, sondern der Blick verstärkt in Richtung Bremerhaven/Bremen gerichtet werden, empfahl der Vertreter der Wurster Nordseeküste mit dem humorvollen Hinweis "Es gibt Leben hinter der Hohen Lieth". Neben der zu Recht geforderten Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Hamburg, sollte größeres Augenmerk auf den Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen und den Ausbau der Bahnverbindung nach Bremerhaven/Bremen gelegt werden.
Wasserstoff verspricht Arbeitsplätze
Santjer empfahl sich bei der Diskussion um den Hafenausbau in Cuxhaven auf die Chancen von On- und Offshore-Windenergie sowie die Wasserstoffproduktion aus grünem Strom zu legen. Die von der Hafenwirtschaft geforderten Liegeplätze 5, 6 und 7 gehörten dazu. Dagegen habe sich die Stadt im Wettbewerb um einen Flüssiggasterminal zurückgezogen, weil andere Häfen bessere Voraussetzungen hätten, so Santjer und das Thema Wasserstoff mehr Arbeitsplätze verspreche. Nach wie vor setze er sich für eine Wiederaufnahme der Fährverbindung nach Brunsbüttel ein.