Mehrere Stunden täglich stehen Susanne und Rainer Trebbin am Sortierband in ihrer Kartoffelhalle - mal zusammen, mal sortiert jeder für sich alleine. Hier braucht es volle Konzentration, aufmerksame Augen und schnelle Hände. Foto: May
Mehrere Stunden täglich stehen Susanne und Rainer Trebbin am Sortierband in ihrer Kartoffelhalle - mal zusammen, mal sortiert jeder für sich alleine. Hier braucht es volle Konzentration, aufmerksame Augen und schnelle Hände. Foto: May
Menschen in unserer Stadt

Familie Trebbin vom Kartoffelhof in Oxstedt feiert jeden Tag Erntedank

von Denice May | 01.10.2022

OXSTEDT. Rainer Trebbin und seine Frau Susanne betreiben mit großer Leidenschaft ihren Kartoffelhof. Die Erdäfel haben es der Familie einfach angetan.

An diesem Wochenende wird das Erntedankfest gefeiert - ein Fest, das im Brauchtum fest verankert ist und im Herbst einfach dazugehört. Es soll an die Abhängigkeit des Menschen von der Natur erinnern. "Wir sollten jeden Tag dankbar dafür sein, was die Natur uns schenkt. Deshalb zelebrieren wir Erntedank jeden Tag", erklärt Susanne Trebbin. Gemeinsam mit ihrem Mann Rainer Trebbin betreibt sie seit 2000 den Kartoffelhof in Oxstedt. Die Tradition des Hofes besteht allerdings schon deutlich länger.

Den Betriebszweig wählen, an dem das Herz hängt

Im Jahr 1960 übernahmen Rainer Trebbins Großeltern den Mischbetrieb Am Möhlendieck in Oxstedt. Zwei Jahre später kauften sie den Hof, widmeten sich dem Schweine-, Rindvieh- und Ackerbaubetrieb. Später wurde der Hof erst von Rainer Trebbins Eltern übernommen, im Jahr 2000 dann von ihm selbst. Der heute 53-Jährige hatte zuvor die Fachschule Agrar besucht, eine Ausbildung zum Landwirt und staatlich geprüften Wirtschafter absolviert sowie die Meisterschule besucht. Denn ihm war immer klar, dass er den Hof irgendwann übernehmen wird. Im Zuge der Übernahme strukturierte er den Betrieb um: "Mein Lehrer in der Meisterschule hat immer gesagt, wir sollen den Zweigen nachgehen, an denen unser Herz hängt. Und ich liebe Kartoffeln", so der Landwirtschaftsmeister. Deshalb hat er eine Schweinestall für den reinen Mastbetrieb und eine Kartoffelhalle gebaut.

Auch seine Frau Susanne, die er 1990 heiratete, stieg mit in den Betrieb ein. Zuvor hatte sie als Bürokauffrau gearbeitet. "Ich bin in die Landwirtschaft reingewachsen, habe die Buchhaltung übernommen und die landwirtschaftliche Hauswirtschaftsschule besucht", erklärt die heute 54-Jährige, die sich nebenher aktiv in der Kirche engagiert. "Der Glaube verbindet uns und die Natur. Wir sollten jeden Tag dankbar dafür sein, was sie uns schenkt. Es ist einfach schön den Ablauf von der Aussaat, über die Ernte bis zum Verkauf mitzuerleben."

2018 Schweinemastbetrieb aufgegeben

Im Jahr 2018 hat Familie Trebbin den Schweinemastbetrieb aufgelöst. "Mir war immer klar, dass ich Kartoffeln anbauen möchte. Ich baue auch gerne Mais und Getreide an, aber Kartoffeln liebe ich einfach", schwärmt Rainer Trebbin. Seine Leidenschaft zu den Erdäpfeln ist unumstritten - das lässt er auch seine Kunden wissen und gibt ihnen gerne den einen oder anderen Tipp mit, wie mit Kartoffeln umzugehen ist: "Es heißt ,die Kartoffel' - also muss man sie auch behandeln wie ein Mädchen. Man darf sie nicht werfen, man muss sie legen."

Rainer Trebbin liefert seine Kartoffeln nicht nur an Restaurants, Altenheime und Hofläden, sondern bietet sie auch im eigenen Hofladen an, der im Minutentakt von Kunden angefahren wird. Hier können sich die Kartoffelliebhaber zwischen "Cilena", "Laura", "Gunda" und der besonders beliebten "Belana" entscheiden. Letztere stellt mit etwa 70 Prozent den größten Teil des Gesamtertrags. Rund zehn Prozent macht die Frühkartoffel "Annabelle" aus.

Neben dem Hofladen befindet sich eine große Halle. "Hier werden die Kartoffeln nach der Ernte, die bis Anfang September ging, sortiert", erklärt Susanne Trebbin. Mehrere Stunden am Tag stehen sie und ihr Mann am Band - das ganze Jahr lang, fünf Tage die Woche. Denn das Lager ist voll. "Wir hatten in diesem Jahr einen guten Ertrag, denn die Kartoffel mag es, wenn es 20 Grad draußen sind", erklärt Rainer Trebbin.

Kartoffel ist wieder gefragt

Pro Hektar (Familie Trebbin hat 8,5 Hektar Anbaufläche) kamen 42 Tonnen Speiskartoffeln zusammen. "Für diesen Boden, den wir hier haben, ist das ein guter Durchschnittsertrag." Und ein Ertrag, der in der kühlen und lichtgeschützten Halle über das ganze Jahr hält. Das ist wichtig, denn: "In den letzten zwei Jahren sind Kartoffeln wieder mehr gefragt. Die Leute kochen wieder mehr und legen Wert auf regionale Produkte", erklärt Rainer Trebbin, der auch schon dafür gesorgt hat, dass es auf seinem Hof auch zukünftig Kartoffeln geben wird. Denn seit diesem Jahr verstärkt Sohn Markus Trebbin den elterlichen Betrieb. Salzkartoffeln, Kartoffelpuffer und Pellkartoffeln werden also auch weiterhin auf Familie Trebbins Speiseplan stehen. 

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Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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