Legendären Partyspaß mit verschiedenen "Challenges" soll es beim "Project Cuxhaven" geben. Symbolfoto: Kembowski/dpa
Legendären Partyspaß mit verschiedenen "Challenges" soll es beim "Project Cuxhaven" geben. Symbolfoto: Kembowski/dpa
Veranstalter reagiert

Diskriminierung von Kleinwüchsigen? Kritik an Einladung zu Cuxhavener Disco-Event

von Wiebke Kramp | 01.06.2022

CUXHAVEN. Da hört für kleinwüchsige Menschen der Partyspaß auf. Eine Lüdingworther Diskothek wirbt für das Event "Project Cuxhaven". In der Urfassung wurde zu einer "Liliputaner Eskalation" eingeladen.

Bewusste Provokation, einfach nur Dummheit oder ein seltsames Verständnis für Humor? Für ihr "Project Cuxhaven" in Janssens Tanzpalast zählte die Event-Agentur "Living the Goodlife" neben einigen anderen Challenges auch eine "Liliputaner Eskalation" auf. Das war auch auf dem Social Media von Janssens Tanzpalast zu lesen. Nach Intervention unseres Medienhauses gab es die Versicherung des Diskotheken-Betreibers, diese entsprechende Herausforderung im Netz zu löschen. Das ist mittlerweile auch erfolgt. Was bleibt, ist ein fader Geschmack.

"Nehmt es mit Humor"

Wörtlich hieß es dazu: "Liliputaner Escalation (Nehmt es mit Humor!). Alle Gäste unter 1,50 Meter haben freien Eintritt." Versehen ist die Challenge mit einem Lachsmiley. "Project Cuxhaven" verspricht erklärtermaßen am 11. Juni eine Party, an die man sich sein Leben lang erinnern soll.

Kleinwüchsige sind "keine Märchenwesen"

Kleinwüchsige als Liliputaner zu bezeichnen, das gehe gar nicht und sei schon gar nicht witzig, so Beate Twittenhoff aus Leopoldshöhe bei Bielefeld. Sie ist Sprecherin der Bundes-Selbsthilfeverbandes kleinwüchsiger Menschen, der auf gelebte Inklusion und gegenseitige Unterstützung setzt. Die Bezeichnung sei "sensationslüsternd, total geschmacklos und passt einfach nicht in die Zeit", findet Beate Twittenhoff. Derartige Benennungen gehörten doch eigentlich längst der Vergangenheit an: "Liliputaner und Zwerge gibt es nicht. Wir Kleinwüchsigen wollen nicht als Märchenwesen wahrgenommen werden."

Erinnerungen an das Jahr 2013 werden wach

Bei den Organisatoren kam dies aber offenkundig zu spät an. Dabei hätte man es besser wissen können und müssen: Bereits 2013 geriet die Lüdingworther Diskothek in den Fokus, erzeugte bundesweit Schlagzeilen und kontroverse Diskussionen. Die Disco lud damals unter dem Titel "Project X" zu einer Party-Eskalation ein, bei der es den Unterpunkt "Liliputaner Action" gab. Untertitelt war die Einlage mit den Worten: "Wer den Liliputaner einsperrt, bekommt einen Flatscreen!"

Die Besucher wurden aufgefordert, einen Kleinwüchsigen zu fangen. Der Abend endete tragisch. Bei einer Showeinlage verletzte sich der damals 42-jährige Künstler so schwer, dass er ins Krankenhaus musste. Er war bei einer Tanzeinlage von einem Podest gestürzt. Eine Fremdeinwirkung bei dem Unfall wurde durch die Polizei ausgeschlossen.

"Legendenstatus erreichen"

Und so sieht der Spaß bei "Project Cuxhaven" am 11. Juni unter anderem aus: "Mit dieser Party möchten wir mit Euch den Legendenstatus erreichen." Bei dieser "Party Escalation" werden auch andere "Spielchen" und Herausforderungen angekündigt: Bei "Komm Baby, strip für mich", erhält jemand eine Flasche Sekt, wer beim DJ seinen BH abgibt. Bei der Challenge "Ich bin nicht so eine (r)" wird demjenigen 50 Euro Freiverzehr versprochen, der die meisten Würstchen in den Mund nimmt.

"Das ist gar nicht unsere Veranstaltung", teilt Eric Janßen auf Nachfrage unseres Medienhauses mit. Zuständig sei eine Event-Agentur aus Hannover, die seine Räume dafür gemietet habe. Er habe sich allerdings am Dienstag (Anm. d. Red.: nachdem unser Medienhaus das Familienunternehmen in Lüdingworth darüber informiert hatte) an den Veranstalter gewandt - und die hätten ihm zugesichert, die Passage über Kleinwüchsige zu löschen.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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