Furiose Premiere der "Cuxhavener Harfenklänge"
CUXHAVEN. Rekorderlös: Das inklusive Veeh-Harfen-Ensemble erspielte 727 Euro für die Lebenshilfe in der voll besetzten Cuxhavener Herz-Jesu-Kirche.
Als der Landwirt Hermann Veeh aus Mittelfranken vor fast 25 Jahren die Veeh-Harfe für seinen Sohn mit Down-Syndrom erfand, ahnte er nicht, welche weltweite Verbreitung dieses wunderbare Instrument nehmen würde. Ursprünglich gedacht für Menschen mit Behinderung, denen es schwerfällt, ein Instrument und Noten zu lernen und Zugang zur Musik zu bekommen, wird es heute von weit mehr Menschen ohne Handicap gespielt. Denn fast jeder möchte Musik machen.
Nur häufig mangelte es an Gelegenheit, Zeit, Geld oder der nötigen Geduld. Bei der Veeh-Harfe ist alles anders. Dieses wohlklingende Instrument ermöglicht es allen Menschen, nach kurzer Zeit ohne Notenkenntnisse Lieder und Melodien zu spielen, selbst klassische Werke sind möglich.
Dies haben auch die mittlerweile 22 Mitglieder des inklusiven Veeh-Harfen-Ensembles mit dem Namen "Cuxhavener Harfenklänge" erfahren. Vor etwa vier Jahren entstand unter Leitung von Birgit Geister ein Ensemble mit acht Mitgliedern, die regelmäßig kleine Konzerte gaben.
Vor einem halben Jahr kamen nach diversen "Schnupperkursen" 14 Menschen unterschiedlichen Alters und Begabung hinzu. Nun musizieren 22 frischgebackene Musiker gemeinsam. Hier wird Inklusion praktisch gelebt. Das jüngste Mitglied Frances, mit Down-Syndrom, ist 21 Jahre alt und Manfred, ein ehemaliger Kapitän auf Großer Fahrt, ist 91 Jahre alt. Er und seine Frau Marion möchten gerne etwas für sich tun, um geistig und motorisch fit zu bleiben.
Hier kann jeder und jede mit ein wenig Übung mitspielen. Das ist das Besondere an den "Cuxhavener Harfenklängen". Die Mitglieder haben es bewiesen.
Obwohl sie erst seit einem knappen halben Jahr zusammen spielen, begeisterten sie beim Konzert vor wenigen Tagen in der voll besetzten Herz-Jesu-Kirche über 160 Zuschauer.
In dem kurzweiligen Konzert wechselten rein instrumentale Stücke mit Beiträgen zum Mitsingen. Von Seemannsliedern über traditionelle Lieder wie "Amazing Grace" oder Balladen wie "Morning has broken" war für jeden Geschmack etwas dabei.
Für Abwechslung sorgten auch die Soloeinlagen von Manfred Wobbermin mit Gesang, Birgit Geister mit der Querflöte und Wolfgang Geister mit der Gitarre.
Die Besucher und Besucherinnen nutzten mit Hingabe die Möglichkeit, mitzusingen und bekamen von Birgit Geister dafür ein großes Lob zum Abschluss des Konzertes.
Zwischendurch gab es immer wieder Gänsehautmomente, die durch tosenden Applaus bedacht wurden.
Frances Geister zählte nach dem Konzert die Spenden, die für die Lebenshilfe Cuxhaven erbeten wurden: Insgesamt kamen 727 Euro zusammen. "So viel Geld wurde bisher in der Herz-Jesu-Kirche noch nie gespendet", so Annemarie Höchtl, Küsterin der Kirche. Wofür genau das Geld verwendet wird, wird noch bekannt gegeben.
Das Ziel von Ensemble-Leiterin Birgit Geister, Diplom-Sozialpädagogin und ausgebildete Veeh-Harfen-Mentorin, rückt in greifbare Nähe: "Ein Orchester mit 40 Harfen oder mehr soll es werden."
Mitmachen:
Wer auch ein Instrument ohne langwieriges Notenlernen spielen möchte. kann dies in einem Schnupperkurs ausprobieren.
Die nächsten Schnupperkurse finden im August und dann wieder im Spätherbst statt. Information gibt es bei Birgit Geister: Telefon (0 47 21) 4 84 70 oder (01 71) 1 21 58 49.