Galgenberg in Cuxhaven: Ein verwahrlostes Kulturdenkmal
SAHLENBURG. Der Verein für Gedenkkultur beklagt den Zustand des Denkmals. Die Stadt soll sich um die ehemalige Grab- und Wehrstätte kümmern.
Der Vorsitzende des Vereins für Gedenkkultur in Cuxhaven, Manfred Mittelstedt, ist alarmiert: In einer Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung beklagt er die Verwahrlosung des Galgenbergs und des ehemaligen Standortes der Sahlenburg. Es handelt sich um eine der bedeutendsten archäologischen Stätten in der gesamten Region. Mittelstedt betont, dass die zuständigen Behörden reagieren müssten. Er fordert die Stadt auf, finanzielle Mittel für den Erhalt und die Pflege der über 2000 Jahre alten ehemaligen Grab- und Wehrstätte zur Verfügung zu stellen.
Von einem Rundgang am Galgenberg hat Mittelstedt eine ganze Reihe Fotos mitgebracht, die den problematischen Zustand dokumentieren. Schutt, Dreck, Müll und viel Totholz liegen auf dem Gelände herum. Schilder sind umgestürzt. Der Burgwall werde, so Mittelstedt, von alten Autoreifen "verziert". Sportradfahrer nutzten den Wall für ihre "Radexperimente". An anderer Stelle auf dem Gelände hätten Radsportler "Sprungschanzen" eingebaut - etwa mit Möbelplatten.
Zum Galgenberg gelangt man, wenn man am Brockeswald vorbei über die Sahlenburger Chaussee nach Sahlenburg fährt und hinter dem Ortseingang rechts in den Karl-Waller-Weg einbiegt. Nach wenigen Hundert Metern erstreckt sich zur linken Hand das Galgenberggelände mit den Resten des Grabhügels und dem großen umschließenden Wall. Hier stand einstmals ein größeres Grabhügelfeld, von dem noch Reste übrig sind.
Mittelstedt macht auf einen nur noch in Fragmenten erkennbaren Fußweg entlang des Karl-Waller-Wegs aufmerksam. Es solle geprüft werden, ob dieser Fußweg erneuert werden könne. Der Verkehr auf dem Karl-Waller-Weg müsse in seiner Geschwindigkeit stark gedrosselt werden. Mittelstedt erinnert daran, dass die Aussicht vom Galgenberg in Richtung Elbe bis in die 1970er Jahre gut gewesen sei. Er empfiehlt, Sichtfenster in den Wald zu schneiden. Seinerzeit hätten auch Bänke auf der Kuppe gestanden. Auch ein Turm aus Holz sei denkbar, damit Besucher über die Wipfel schauen könnten. Es wäre vermutlich ein Touristenmagnet, so Mittelstedt. Mit Info-Tafeln sollte man wie in Altenwalde die Archäologie erklären.
Mittelstedt meint, es gehe auch darum, das archäologische Vermächtnis des Heimatforschers Karl Waller (1892 - 1963) zu bewahren und sein Werk fortzuführen. Nach Grabungen um die Jahrhundertwende begann Karl Waller mit der Erforschung des Galgenbergs vor etwa 100 Jahren, die bis in die 1950er-Jahre fortgesetzt wurden. Die Forschungen seien bis heute nicht abgeschlossen.
Der Galgenberg bei Sahlenburg gilt als wichtiger archäologischer Fundplatz in Cuxhaven Bei Ausgrabungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten vor allem Gräber aus der Zeit des 5. Jahrhunderts vor Christus bis zum späten Mittelalter entdeckt werden.
Im näheren und weiteren Umfeld des Galgenberges erstrecken sich zahlreiche Friedhöfe der Vorrömischen Eisenzeit (5. bis 1. Jh. v. Chr.), der römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit (1. bis 5. Jh. n. Chr.) sowie des Mittelalters (7. bis 8. Jh. n. Chr.).
Der ursprüngliche Grabhügel Galgenberg wurde im Mittelalter zu einer "Turmburg” ausgebaut, indem man ihn erhöhte und mit einem Wall und Trockengraben umgab. Man geht davon aus, dass auf dem Galgenberg eine Art Holzturm entstand. Seinen Namen erhielt der Berg von einer Richtstätte, die man erst im 17. Jahrhundert hier errichtete und die bis in das 19. Jahrhundert hinein bestand.
Wie beim Galgenberg selbst ist auch bei den Grabhügeln wenig über ihr Alter bekannt. Gemeinsam ist allen, dass sie im Kern Steinsetzungen erhielten, die in der älteren Bronzezeit (um 1500 v. Chr.) üblich waren. Eine 1906 durchgeführte Grabung am Galgenberg erbrachte auch einige Funde aus dieser Zeit.