Oste-Aquakultur

"Garry" aus Oberndorf ein Erfolg

23.09.2017

OBERNDORF. "Garry" schwimmt auf Erfolgswelle. Der von der Ostewert AG in Aquakultur produzierte Wels ist begehrt. Von Wiebke Kramp

Verkäuferin Katharina zuckt entschuldigend mit den Schultern. Räucherfisch gibt es heute nicht mehr. Er ist ausverkauft. Zu haben sind allerdings noch per Hand filetierter Frischfisch und vorgegarte eingeschweißte Portionen Fisch-Klopse. „Unsere Welsböller kann auch man hervorragend einfrieren“, schmunzelt sie geschäftstüchtig.

Das Geschäft war früher die Fleischerei des Ortes. Heute heißt es simpel „Fischladen“. Verkauft wird ausschließlich „Garry“. Das steht für Clarias Gariepinus. Der afrikanische Wels von der Oste wird von der Ostewert Aktiengesellschaft in ökologische Aquakultur in Oberndorf erzeugt und weiter verarbeitet. Offenbar ein Erfolgsmodell. Nicht nur als frisches Filet, besonders auch Wels geräuchert trifft den Geschmacksnerv und hat sich zum Renner entwickelt. Er sei eine hervorragende Alternative zum geschützten Aal – vor allem längst nicht so fettig, findet auch Bert Frisch, Sprecher der Ostewert AG.

Zu Erinnerung: Seit 2013 steht die Ostewert AG für nachhaltiges Wirtschaften – und hat mit Unterstützung von Beratern der Blue Economy Solutions einen eigenen Wertschöpfungskreislauf in Gang gesetzt, der jetzt die Erzeugung und Vermarktung von „Garry“ möglich macht. In der Halle in Ahrensflucht werden die Fisch in 14 kobaltblaue Beckengroß gezogen. Am Anfang dieser artgerechten Fisch-Aquakultur stand die Frage engagierter Bürger, wie man vermeintlich negative Auswirkungen in Gutes verwandeln kann, um das Dorf und die Region nachhaltig zu stärken. Herausgekommen ist ein Bio-Meiler, der aus einem Problemstoff Potenzial schafft, indem er Gülle in Energie wandelt, mit der die Fischzucht-becken erhitzt werden. „Garry“ mag es muckelig. 28 Grad warm ist sein Wasser in den Becken. Der Wels von der Oste wächst bewusst ohne den Einsatz von Chemie und Medikamenten auf.

Eigentlich ist Wels in seiner afrikanischen Heimat als Raubfisch allein auf Tour, setzt allerdings die Dürre ein, müssen Welse in den verbliebenen Gewässern enger zusammenrücken. Dabei tolerieren sie ihre Artgenossen stressfrei. Für bis zu 36 000 Fische ist die Aquakultur in Oberndorf ausgerichtet, aber es sind weniger Fische.

Drei Landwirte werden zurzeit über einen Absorber ihre Gülle an die Osterwert AG los – Interesse an einer Beteiligung hätten sogar noch mehr Bauern. AG-Sprecher Frisch ist hochzufrieden mit der Fischzucht und der Resonanz: „Wir ernten pro Woche 700 bis 800 Fische“ berichtet Bert Frisch. Das läuft ganz toll.“ Es werde jetzt nachgedacht, die Öffnungszeiten des Fischladens zu erweitern. Gegenwärtig ist er nur am Freitag von 8 bis 12 Uhr offen. Das Fleisch hat eine zarte Konsistenz, ist fein im Geschmack. und praktisch grätenfrei. Der Wels von der Oste ist bereits in Restaurant in Oberndorf, Wingst, Cadenberge, Bad Bederkesa und Cuxhaven auf der Speisekarte zu finden, aber auch Kühllieferungen nach Hause sind möglich. Die Ostewert AG hat mit ihrem Projekt Gülle-Meiler, Fischzucht und -vermarktung sowie Düngeerzeugung schon einiges befeiert. Deutschlandweit wurde das Projekt durch die Dokumentarkinofilm „Von Bananenbäumen träumen“ bekannt. Wirklichkeit ist, dass bei der Ostewert AG bereits vier Mitarbeiter und zwei bei Blues Economy Solutions auf der Gehaltsliste stehen. Insgesamt sollen durch Bürgerprojekte in Oberndorf 32 Personen eine Beschäftigung gefunden haben, für die sie entsprechend entlohnt werden.

Die Ostewert Aktiengesellschaft ist eine Bürger AG mit Sitz in Oberndorf. Sie steht für die Entwicklung innovativer Wirtschaftsideen für und in der Region. Dadurch soll für mehr finanziele und soziale Eigenständigkeit gesorgt werden. Eine soziale Rendite fließt in den Erhalt sowie den Aufbau zukunftsweisender Einrichtungen.

Erklärtes Ziel der Ostewert AG ist, die Lebensqualität zu steigern –für ihre eigenes Lebensumfeld, aber ausdrücklich auch für Zuzügler. Die Aktiengesellschaft ist für weitere Anteilzeichner offen, die die regionale Wertschöpfung zu schätzen wissen. Mindesteinsatz für eine Aktie sind 350 Euro.

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