Keine Landesgartenschau 2026 in Cuxhaven - dafür aber vier Jahre später?
CUXHAVEN. Die Pläne für die Landesgartenschau 2026 in Cuxhaven sind endgültig vom Tisch. Die Stadt möchte dafür nun die Folgeveranstaltung ausrichten.
Enak Ferlemann (CDU) trug die Vertagung der Landesgartenschau mit - "schweren Herzens" allerdings, wie er einräumte: "Wir vergeben heute eine Riesenchance für die Stadt", betonte Ferlemann und spielte dabei auf die mit einem Zuschlag einhergehenden Landesfördermittel (5 Millionen Euro) an, mit deren Hilfe die Stadt nicht nur die Uferbefestigungen im Schlossgarten sanieren könnte. Der Rats-CDU geht es nicht zuletzt um die marode Brücke am Slippen. Deren Ersatz könnte mit erheblichen Belastungen verbunden sein, die laut Union spätestens 2024 auf die Stadt zukommen. "Mit dem heutigen Beschluss werden wir die Kosten dieses Projekts selbst tragen müssen", warnte Ferlemann in der Sitzung. Denn aus seiner Sicht sind die Aussichten, die Gartenschau nach Cuxhaven zu holen, gut; die Frage, ob man sich solch ein Event leisten könne, beantwortete er am Donnerstagabend mit ja.
Zweifel an der Realisierbarkeit vorgetragen
Warum also die Zeitplanänderung? "Unsere Bauverwaltung", so warf Ferlemann ein (und legte damit den Grundstein für eine erregte Debatte), "sieht sich anscheinend nicht in der Lage, die Sache zu stemmen". Direkt an den Dezernenten gewandt sprach der CDU-Ratsherr davon, dass jener selbst es gewesen sei, der Zweifel an der Realisierbarkeit einer Landesgartenschau gesät habe. "Das Thema, lieber Martin Adamski, hast Du aufgebracht. Das müssen wir lösen". Ein Nachsatz, der von vielen Anwesenden als Versuch interpretiert wurde, eine Personaldiskussion zu lancieren. "Das, was hier gerade abläuft, kenne ich aus dem Landkreis", erklärte der SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Gunnar Wegener, während sich der Oberbürgermeister demonstrativ vor seinen Dezernenten stellte. "Personell sind wir hervorragend aufgestellt, ich würde mir kein anderes Team wünschen", betonte Uwe Santjer.
Kritik an Ferlemann-Aussagen
Grünen-Chef Bernd Jothe, Vorsitzender des zuständigen Fachausschusses, machte deutlich, dass alle Beteiligten den bisherigen Bewerbungsprozess nach bestem Wissen und Gewissen begleitet hätten. Fragen aufzuwerfen und diese dann ehrlich zu beantworten sei ganz wichtig. "Das nun so auszulegen halte ich zumindest für fragwürdig", betonte Jothe in Hinblick auf den im Raum stehenden Vorwurf, dass eine 2026er-Bewerbung aus dem Baudezernat heraus torpediert worden sei.
Altenburg: "Das ist der falsche Sündenbock"
Für die Bürgerfraktion "Die Cuxhavener" wurde Peter Altenburg noch deutlicher. Er erinnerte daran, dass die Verwaltung in vorangegangenen Wortmeldungen "über den grünen Klee hinaus" für das aktuell vorgelegte Gartenschau-Exposé gelobt worden sei. "Davon ausgehend kommen Sie nun damit um die Ecke, dass Herr Adamski ein Problem hat", wandte sich Altenburg an einen Vorredner von der CDU. Aus Altenburgs Sicht hat der Baudezernent nichts anderes getan "als darüber zu informieren, dass es zu Problemen mit der Finanzierung der Gartenschau kommen kann". "Hören Sie auf, auf Herrn Adamski herumzuhacken. Das ist der falsche Sündenbock", rief der "Die Cuxhavener"-Ratsherr in Ferlemanns Richtung.
Röhler rügt Replik des Dezernenten
In einem Telefonat mit unserer Redaktion stellte der Angesprochene am Freitagnachmittag klar, dass es ihm, Enak Ferlemann, bei der von einigen Ratsmitgliedern offenbar missverstandenen Kritik an Adamski nicht um eine Personalie, sondern darum gegangen sei, auf Diskrepanzen zwischen dem Dezernenten-Vorwort in der Konzeptbroschüre (zur Erklärung: Dort wirbt Adamski für eine Landesgartenschau in Verbindung mit dem Datum 2026, d. Red.) und dessen mündlicher Rede hinzuweisen. In der Ratssitzung hatte es der Baudezernent erwidernd als seine Pflicht verteidigt, auf finanzielle Risiken hinzuweisen. Schließlich ginge es dabei auch um seine eigene fachliche Expertise und um seine Reputation, betonte Adamski, der die Gartenschau hinsichtlich ihrer bisherigen Finanzplanung als "auf Sand gebaut", bezeichnete. Der CDU/FDP-Ratsgruppenvorsitzende Thiemo Röhler wertete diese Aussage als Affront gegen die Erste Stadträtin Pospich, Cuxhavens Stadtkämmerin. "Das geht überhaupt nicht, dass ein Dezernent gegen eine Dezernentin solche Sprüche loslässt", sagte Röhler.
Dezernenten nicht gegeneinander ausspielen
Eine Gegenrede war schon zuvor von der platziert worden: Fraktionsvize Oliver Ebken, rief dazu auf, die Dezernenten nicht politisch gegeneinander auszuspielen. Die im Saal entbrannte Diskussion führte er auf den CDU-Wahlkampf, genauer gesagt auf den Umstand zurück, "dass dem ein oder anderen die Felle wegschwimmen und man ein bisschen frühzeitig plakatiert hat". Die SPD, so Ebken, wolle 2026 keine Gartenschau, "weil die Risiken nicht kalkulierbar sind".
Fünfmonatige Vorbereitungsphase gewürdigt
Auf eine Eskalation der Diskussion hatte zunächst wenig hingedeutet. Der Tagesordnungspunkt "Landesgartenschau" begann mit einer kurzen Retrospektive des Oberbürgermeisters, der das Resultat einer fünfmonatigen Vorbereitungsphase würdigte. Das Konzept für eine Cuxhavener Landesgartenschau sei so gut, "dass wir damit den Zuschlag erhalten können", so Santjer.
Fokus richtet sich jetzt auf Bewerbung für 2030
Ähnlich äußerte sich der CDU/FDP-Ratsgruppenvorsitzende Thiemo Röhler: das zurategezogene Planungsbüro sei für diese Konzeption zu beglückwünschen. An dieser solle man sich unbedingt für das Jahr 2030 orientieren - "wenn wir eine Landesgartenschau 2026 nicht hinbekommen": Überleitung zu einem zu guter Letzt mit fünf Gegenstimmen und drei Enthaltungen verabschiedeten Änderungsantrag der schwarz-gelb-rot-grünen Mehrheitskooperation. Dessen Inhalt - die Vertagung der Landesgartenschau-Bewerbung um vier Jahre - bezeichnete die AfD in der Sitzung als faulen Kompromiss; AfD-Ratsfraktionsvorsitzender Anton Werner Grunert sprach als Befürworter des 2026er-Termins von einer "ganz schwachen politischen Leistung". Die Ratsfraktion "Die Cuxhavener", die (Stichworte: Finanzierung und Nutzen) grundsätzlich gegen die Austragung einer Landesgartenschau ist, erinnerte daran, dass eine in vier Jahren erfolgende Bewerbung erst vom nächsten Rat gebilligt würde - "insofern", so Rüdiger Kurmann, "ist der Antrag nicht einmal das Papier wert". Anders die Grünen: Der Änderungsantrag sei ein Kompromiss - "dahinter stehen wir!", betonte Rats-Grünen-Chef Bernd Jothe, der sich von der abschließend getroffenen Lösung "mehr Zeit für Bürgerinformation" verspricht und in einem breiteren Zeitfenster auch die Chance erkennt, dass das "gute und durchdachte Konzept" wirklich in allen seinen Teilen und mit der notwendigen finanziellen Ausstattung versehen umgesetzt werden kann. Zeit und Geld: Auch aus Sicht der SPD-Ratsfraktion, die einem 2026er-Termin bereits zu Wochenbeginn eine Absage erteilt hatte, sind das die entscheidenden, für eine Verlegung sprechenden Argumente.
Pflanzen blühen nicht von heute auf morgen
Ratsfraktionschef Gunnar Wegener wies innerhalb der Sitzung in diesem Zusammenhang auf den Umstand hin, dass alles, was für solch ein Event gepflanzt würde, zunächst einen vollständigen Vegetationszyklus durchmachen müsse, um zu Schaubeginn eine gute Figur zu machen. Aus seiner Sicht bliebe für die technische Umsetzung einer 2026er-Schau somit ein (sehr knappes) Zeitfenster von zwei Jahren. "Wir haben uns auf 2030 geeinigt", sagte Wegener und bat darum, die dann angestrebte Veranstaltung "auch auszufinanzieren". Und zwar auch im Hinblick auf die Möglichkeit, dass einige der angestrebten Fördermittel nicht akquiriert werden könnten.