
Gas-Krise: So reagieren die Kommunen im Kreis Cuxhaven
KREIS CUXHAVEN. Die Kommunen im Kreis Cuxhaven reagieren auf unterschiedliche Weise auf die Gas-Krise - auch die Schließung von Schwimmbädern ist kein Tabuthema mehr.
Not macht bekanntlich erfinderisch. Und das zeigt sich auch in den Kommunen, die bei dem sich abzeichnenden Energie-Engpass und den rasant steigenden Preisen überlegen, welche Maßnahmen sie denn in ihrem eigenen Bereich ergreifen können, um die Kosten nicht ausufern zu lassen. Die ersten Städte und Dörfer haben reagiert und unter anderem zum 1. August die Luft- und Wassertemperatur in ihren Schwimmbädern reduziert. Doch es gibt auch Kommunen im Cuxland, die eher gelassen auf die allgemeinen Preissteigerungen reagieren (können): So bezieht die Börde Lamstedt für ihre größeren Gebäude (von der Schule über das Schwimmbad bis hin zum Rathaus) ihre Energie von einem Landwirt, der eine Biogasanlage betreibt - und das jetzt schon seit knapp 15 Jahren.
Ersparnis von zehn Prozent
Die Sicherheit bei der Energieversorgung betrifft die gesamte Bevölkerung direkt - oder eben über die kommunalen Dienstleistungsangebote - auch indirekt. Durch die "Sofort-Maßnahme" der Stadt Cuxhaven, der Samtgemeinde Land Hadeln, der Stadt Geestland der Gemeinde Wurster Nordseeküste, die Temperatur in den Bädern um zwei Grad abzusenken, verspricht man sich dort eine Ersparnis von zehn Prozent beim Gasverbrauch im Monat.
Auch im Hemmoorer Hallenbad "Ostewelle" wurde nach Angaben von Samtgemeindebürgermeister Jan Tiedemann ein solcher Schritt vollzogen. Dort geht es um eine Reduzierung um einen Grad. Tiedemann schließt aber weitere Szenarien nicht aus: "Wenn es hart auf hart kommt, dann kann letzten Endes auch eine befristete Schließung zur Diskussion stehen." Doch das sei zurzeit noch absolut kein Thema. Allerdings sind andere Maßnahmen im Rahmen eines "Aktionsplans" im Gespräch. Dazu zählen zum Beispiel die Absenkung der Raumtemperatur in den Rathaus-Büros und auch in den Turnhallen, jedoch nicht in den Kindertagesstätten und Schulen: "Wir sind gerade dabei, den Verbrauch in unseren Liegenschaften genau zu ermitteln und gegebenenfalls zu handeln. Zudem setzen wir bei unseren Neubaumaßnahmen - ob Kindergarten oder Feuerwehrhaus in Hechthausen - auf den Einbau von Wärmepumpen." Hinzu komme die Nutzung von Fotovoltaikanlagen, wenn dies möglich sei. Tiedemann: "Wir wollen unseren Strom möglichst selbst produzieren." In den vergangenen Jahren habe es zudem energiesparende Umbaumaßnahmen in vorhandenen Gebäuden gegeben.
Temperaturanpassungen in den Büroräumen
"Natürlich ist es so, dass öffentliche Einrichtungen, Privathaushalte und gewerbliche Unternehmen hinsichtlich ihres Energieverbrauchs jetzt noch verantwortungsvoller handeln müssen, als dieses bereits bisher zum Klimaschutz geboten war", ruft Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer zu einem gemeinsamen Kraftakt Kommune und Bevölkerung auf. In der Stadt Cuxhaven bedeute dies aus kommunaler Sicht zunächst die Absenkung der Temperaturen von jeweils zwei Grad Celsius im Thalassozentrum "ahoi!" in Duhnen (ausgenommen davon sei das Bewegungsbecken des Kur- und Spa-Bereichs) und im Hallenbad der Stadt Cuxhaven: "Diese unmittelbare Maßnahme spart mehr als zehn Prozent Gas im Monat pro Einrichtung ein." Doch die Stadt Cuxhaven setze weitere Zeichen: "Durch eine kurzfristige Maßnahme wird es Temperaturanpassungen in den Büroräumen der Stadtverwaltung, der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH und der Siedlungsgesellschaft Cuxhaven AG geben. Diese werden einheitlich auf maximal 20 Grad Celsius reguliert. Ressourceneinsparung nimmt die Verwaltung auch bei der Beleuchtung an und in den Gebäuden sowie an historischen Objekten vor. Diese werden zum Teil gesenkt beziehungsweise komplett abgeschaltet."
Im Schulterschluss der Bevölkerung und dem "Energiestab" wolle Cuxhaven auch "als Vorbild und Vorreiter für Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen in Cuxhaven fungieren". Santjers Aufruf: "Wir alle wünschen uns, dass es bei den kurzfristigen Maßnahmen bleibt. Sofern die Gaslieferungen und -vorräte jedoch eingestellt oder aufgebraucht sein sollten, werden weitere mittel- sowie langfristige Schritte folgen müssen. Lassen Sie uns daher vorsorgen und diese Herausforderung annehmen und meistern. Jeder kleine Schritt zählt und jede und jeder von uns kann dabei mitwirken."
Für beide Seiten eine Win-win-Situation
Das sieht auch Holger Meyer als hauptamtlicher Bürgermeister der Samtgemeinde Börde Lamstedt so. Gleichzeitig hat die Börde aber den Vorteil, dass sie mit einem Nindorfer Landwirt, der eine Biogasanlage betreibt, bereits vor etlichen Jahren einen Vertrag über einen Fernwärme-Abschluss abgeschlossen hat, durch den unter anderem das Rathaus, die Schule, die Turnhalle, die Kindergärten und das Schwimmbad versorgt werden. Der Preis, den die Samtgemeinde zahlt, orientiere sich am "Preisindex Öl" und sei daher nicht den Schwankungen bei der Gasversorgung ausgesetzt: "Das ist für beide Seiten eine Win-win-Situation", so der Verwaltungschef.
Suche nach Sparpotenzialen
Dennoch gehe die Suche nach möglichen Sparpotenzialen weiter. Dabei spiele auch die Nachrüstung kommunaler Gebäude durch Fotovoltaik-Anlagen eine Rolle: "Aber ob sich das rechnet, wenn man erst einen Dachstuhl stabilisieren muss und dann die Anlage auf das Dach setzt, ist natürlich eine Einzelfallentscheidung."
Ein Ärgernis ist nicht nur in der Börde zudem die Frage, zu welchen Zeiten Straßenlaternen Licht in die Dunkelheit bringen. Die Kommune könne (noch) nicht selbst bestimmen, welcher Zeitraum sinnvoll sei, sondern das lege der Energieversorger fest: "Und da haben wir es mit einer gewissen Schwerfälligkeit zu tun", sagt Meyer.
Daher setze die Börde alles daran, die Schaltschränke mit eigenen Steuerungsgeräten auszustatten, um selbst entscheiden zu können, wo und wann die Laternen an- und abgeschaltet werden.