
Großfeuer: Vor 25 Jahren brannte die "Mainz" im Cuxhavener Hafen
CUXHAVEN. Am 23. Januar 1996 brannte der Fisch-Trawler "Mainz" von der Deutschen Fischfang-Union (DFFU) im Neuen Fischereihafen in Cuxhaven völlig aus.
Vor wenigen Tagen jährte sich das Großfeuer, das den Fischdampfer "Mainz" im Neuen Fischereihafen in Cuxhaven total zerstörte, zum 25. Mal. Dieser Brand war in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert. Besonders die äußeren Umstände bleiben den damals am Einsatz beteiligten Feuerwehrleuten in Erinnerung. Es herrschte knackiger Frost, der sich wegen des beißenden Sturms aus östlicher Richtung sibirisch anfühlte. In dieser Mischung aus Feuer und Eis war das Fangfabrikschiff am Ende nicht mehr zu retten.
Klirrende Eiseskälte
Es war der 23. Januar 1996. Wegen der klirrenden Eiseskälte von Minus zehn Grad Celsius waren die Straßen Cuxhavens nahezu leer gefegt. Man machte es sich lieber zuhause im Warmen gemütlich. Kurz nach dem Beginn der Tagesschau wurden dann viele Menschen hochgeschreckt. Auf dem Fischereimotorschiff (FMS) "Mainz" brennt es, war die Meldung. Bei den Cuxhavener Feuerwehrleuten schrillten die Alarmglocken, denn wenige Jahre zuvor zerstörte ein Feuer schon das Schwesterschiff "Mond".
DFFU-Schiff
Die 87 Meter lange und 15 Meter breite "Mainz" lag im Neuen Fischereihafen, schon seit Monaten, denn die Deutsche Fischfang-Union (DFFU) baute das Schiff nach einem neuen Konzept um. Bei der Modernisierung sollten neue Verarbeitungsmaschinen in den Bauch des Schiffes eingebaut werden. Bei Schweißarbeiten muss das Feuer dann ausgebrochen sein, erst war es recht klein und auf der Backbordseite zu lokalisieren. Die Wehrleute hatten die Flammen dort schnell unter Kontrolle, aber der Schein trog. Die Einsatzkräfte bemerkten, dass die Wände große Hitze ausstrahlten. Kaum war die Verkleidung ab, sahen sie das Unheil.
In rasender Geschwindigkeit hatten sich die Flammen in einen Kabelschacht gefressen und wanderten. Das Feuer erreichte das Vorderschiff. Sieben Stunden nach der Alarmierung hatte das Flammenmeer die Brücke eingenommen. Als mit großem Knall hier die Fenster zerstört wurden, war den Feuerwehrleuten schon klar, dass es ein Kampf sein wird, den sie nicht gewinnen können.
Schiffe vom WSA dabei
Sturmböen trugen zu dem Unheil erheblich bei. Es brannte nun an allen Ecken und Enden. Mittlerweile wurde das Großfeuer auch von der Wasserseite aus bekämpft. Der Rettungskreuzer "Hermann Helms" sowie zwei Schiffe des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA), die "Baumrönne" und der "Eisfuchs", waren im Einsatz. Das in der Elbmündung befindliche Mehrzweckschiff "Scharhörn" vom WSA machte sich ebenfalls auf den Weg in den Neuen Fischereihafen. Unterdessen bekam der Trawler "Mainz" immer mehr Schlagseite. Flammen schlugen aus allen Schiffsöffnungen. Wegen der großen Hitzeentwicklung schlug die Farbe am Rumpf Blasen, Bullaugen zerbarsten. Die Feuerwehrmänner konnten nicht mehr auf das Schiff, also nicht mehr direkt an den Brandherd heran, zum einen wegen der extremen Temperaturen und zum anderen wegen der immer extremer werdenden Schlagseite, die 25 Grad betragen haben soll.
Schlepper von Wulf im Einsatz
In dieser Lage drohte die "Mainz" zu kentern. Hier half später der Einsatz von zwei Schleppern der Firma Wulf, die den Trawler an die Kaimauer drückten und ihn so aufrichteten. Während aus unzähligen Rohren von Land aus gelöscht und auch von der Bremerhavener Feuerwehr gebrachtes Schaummittel eingesetzt wurde, ging es vom Wasser aus darum, die "Mainz" abzukühlen. Während die Löscharbeiten unentwegt weitergingen, fuhren Feuerwehr- und Polizeifahrzeuge durch Cuxhavens Innenstadt und forderten die Bevölkerung auf, wegen der starken Rauchentwicklung Türen und Fenster geschlossen zu halten. Auch über den Rundfunk gab es diese Hinweise. Noch lange Zeit lag der Brandgeruch über der Stadt, obwohl es so stark stürmte. Aber der Einsatz dauerte für die Feuerwehren auch über 48 Stunden. Er hatte so lange gedauert, weil der in Flammen stehende Fischraum im Bug mit Teerkork isoliert war.
DLRG und DRK vor Ort
Gewaltig war das Aufgebot. Neben den Wehren waren auch noch andere Hilfskräfte vor Ort. Am ersten frühen Morgen nach dem Brandausbruch hat die Einsatzgruppe der DLRG Cuxhaven Ölsperren rund um die "Mainz" verlegt. Das Rote Kreuz versorgte die Einsatzkräfte mit heißen Getränken und einem Imbiss. Oberstadtdirektor Nis Lindschau und DFFU-Geschäftsführer Finnbogi Baldvinsson waren in der Brandnacht natürlich entsetzt über das Geschehen, aber auch voll des Lobes ob des unermüdlichen Einsatzes der gut 300 Kräfte, auch wenn die "Mainz" letztendlich einen Totalschaden erlitt.
Erlebnisse von Rainer Heinsohn
Rainer Heinsohn wird den 23. Januar 1996 aus vielerlei Hinsicht nicht vergessen. Er selbst war vor 25 Jahren bei dem Großfeuer im Neuen Fischereihafen in doppelter Funktion dabei - zum einen als Feuerwehrmann und zum anderen als Reporter für unser Medienhaus. Und das Datum wird er nie vergessen, denn es ist der Geburtstag eines seiner Söhne. Damals, im Januar 1996, feierte der Sprössling seinen 18. Geburtstag. Zu diesem besonderen Ehrentag wurde entsprechend aufgetafelt. "Nachdem bei mir zum zweiten oder dritten Mal Alarm eingegangen war, habe ich mich auf den Weg gemacht - noch vor dem Nachtisch", erinnert sich Heinsohn, und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: "Ich bin mit dem Taxi zur Mainz gefahren."
Meldung "Feuer aus"
Kurz nachdem er in seinem Tätigkeitsbereich, dem Einsatzleitwagen, eintraf, kam die Meldung "Feuer aus". Heinsohn: "Wir haben uns angeguckt, haben das Schiff angeguckt und dann war klar, das kann nicht sein." Hinter der Wandverkleidung hatte das Feuer weitere Nahrung gefunden. Nur wenig später ging der Kampf gegen die Flammen also weiter. "Das Feuer lief durch das gesamte Schiff."
Bug an Bug mit der Mainz
Als das Mehrzweckschiff "Scharhörn" in den Hafen kam, ging Heinsohn dort an Bord, um die Löscharbeiten von dort aus zu koordinieren. "Wir sollten die Mainz von außen kühlen. Das war aber alles nicht so einfach, weil das Hafenbecken so klein war und der starke Wind das Manövrieren erschwerte. Wir legten uns Bug an Bug vor die Mainz, um das Vorschiff zu kühlen. Das war schon schwer genug bei dem Ostwind", gibt der 64-Jährige die Lage wieder. Als dann die Fenster der Brücke mit einem lauten Knall zersprangen, sei den Wehrleuten klar gewesen, dass das Schiff nicht mehr zu retten sein wird.
Vom Hafen zur Arbeit
Nachdem Heinsohn die gesamte Nacht hindurch mit den Löscharbeiten als Feuerwehrmann beschäftigt war, ging er dann am Morgen seinem Beruf nach. Er war der Redakteur bei den Cuxhavener Nachrichten (CN), der für Polizei- und Feuerwehreinsätze zuständig war. Im regen Austausch mit Kollegen der CN und auch mit denen der Niederelbe-Zeitung (NEZ) arbeitete "rhc", so Rainer Heinsohns Kürzel damals, an dem lokalen Aufmacher.
Schläuche waren gefroren
Doch auch danach war der Einsatz als Feuerwehrmann im Fischereihafen immer noch nicht beendet. "Drei Tage waren wir dort beschäftigt, auch noch reichlich mit dem Abbauen", so Heinsohn. Die Schläuche seien gefroren gewesen. "Wir haben sie geknickt und auf ein Transportfahrzeug gehievt, um sie dann in die Halle der Feuerwehrwache zum Auftauen zu legen." Auch die Fahrzeuge waren mit einem dicken Eispanzer versehen, der sich dann im Warmen nach und nach verabschiedete.
Anstrengende Woche
Heinsohn, der seit fast vier Jahrzehnten in der Feuerwehr aktiv ist, betont, dass diese Woche Ende Januar 1996 sicherlich die anstrengendste in seiner Karriere war. Schließlich gab es auch noch die Brände in der Alten Marsch, in der Neuen Reihe und bei der Lackiererei am Querkamp.
Viele Einsätze damals
Die letzten Tage im Januar 1996 hatten es für die Cuxhavener Feuerwehren und auch für die Polizei in sich.
Am 23. Januar kurz nach 20 Uhr gab es die Meldung über das Feuer auf der "Mainz".
Am 24. Januar früh morgens wurde die Filialleiterin eines Discounters an der Grodener Chaussee überfallen. Die Täter erbeuteten 30.000 Mark.
Am 24. Januar kurz nach 10 Uhr brannte ein über 100 Jahre altes Fachwerkhaus an der Alten Marsch nieder. Der Sachschaden betrug mindestens 200.000 Mark. Die drei Bewohner wurden leicht verletzt. Zwei Katzen und ein Hund kamen in den Flammen um.
In der Nacht zum 25. Januar brannte es in einer Wohnung an der Neuen Reihe. Die 91-jährige Bewohnerin wurde von der Feuerwehr gerettet. Sie erlitt eine Rauchgasvergiftung. Auf 15.000 Mark wurde der Sachschaden geschätzt.
In der Nacht zum 27. Januar wütete ein Großfeuer über einer Autolackiererei am Querkamp. Der Dachstuhl und eine Wohnung sind völlig zerstört worden. Die Lackiererei im Erdgeschoss mit ihrem Farbenlager wurde gerettet. Dennoch entstand nach ersten Schätzungen ein Schaden von rund 500.000 Mark.