An der Duhner Spitze, die bis an den Wehrbergsweg (Bebauung im Bildhintergrund) reicht, befand sich ursprünglich ein Kinderkurheim. Foto: Koppe
An der Duhner Spitze, die bis an den Wehrbergsweg (Bebauung im Bildhintergrund) reicht, befand sich ursprünglich ein Kinderkurheim. Foto: Koppe
Kontroverse Debatte

Großprojekt an der Duhner Spitze: Stadtrat gibt grünes Licht

von Kai Koppe | 02.11.2020

DUHNEN. Aus Investorensicht dürfte eine weiterer Meilenstein geschafft sein: Mehrheitlich hat der Rat der Stadt am Donnerstag einen Bebauungsplan verabschiedet, der auf ein an der Duhner Spitze geplantes Neubauvorhaben zugeschnitten ist.

Der Weg dorthin glich zuletzt einem zähen Ringen; kontrovers diskutiert wurde noch auf den allerletzten Metern.

Fehlende Kritik der Koalition

Wirft die Politik an der Duhner Spitze ihre Grundsätze über Bord? So sah es am Donnerstagabend zumindest eine Ratsfrau der Grünen: "Verlässlichkeit" interpretierte Elke Schröder-Roßbach nicht als Verpflichtung, nach wiederholten Debatten endlich zu liefern. Der Döserin ging es darum, jenen Prämissen treu zu bleiben, unter denen der Rat 2012 eine erste Projektidee des Investors zurückgewiesen hatte.

"Es gab auch in der SPD und der CDU sehr viele kritische Anmerkungen", rekapitulierte Schröder-Roßbach, die sich fragt, warum die Einschätzung von damals offenbar nicht mehr zählt - zumal das Projekt aus ihrer Sicht über die Jahre sogar gewachsen und nicht kleiner geworden ist.

Ahlemeyer-Plan wieder Thema

Die AfD votierte dagegen, zwei weitere Ratsmitglieder enthielten sich der Stimme. Davon abgesehen blieb die Grünen-Ratsfrau mit ihrer Auffassung, beim Bebauungsplan Nr. 38/1 "Rugenbargsweg" (6. Änderung) "die rote Ampel aufstellen" zu müssen, allein. So jedenfalls das Bild im Plenum. 

Zahlreiche Zuschauer

Auf den Rängen der Bürgerhalle allerdings saßen am Donnerstag eine Reihe von Anrainern aus dem Bereich Duhnen-Süd: Projektkritiker, mutmaßlich, die über Einwendungen und auf Bürgerversammlungen auf die Folgewirkungen hingewiesen haben, die aus ihrer Sicht mit der nun legitimierten Bebauung des früheren Kinderheim-Areals einhergehen.

Verkehrsproblem bleibt

Das ist aus Bürgersicht zum einen die Verkehrsproblematik, zum anderen die Frage, ob die mit dem "Dünenresidenz"-Vorhaben verbundene Versiegelung nicht ein ohnehin bestehendes Entwässerungsproblem an der Duhner Spitze über Gebühr verschärfen wird.

Beide "Big Points" wurden von Baudezernent Martin Adamski am Donnerstagabend nicht etwa unter den Teppich gekehrt. "Der Verkehr in Duhnen wird durch diese Maßnahme nicht viel besser werden", räumte Adamski ein.

"Rahmenplan Duhnen"

Der Dezernatsleiter zeigte allerdings einen Kompromiss auf, der die sich abseits des Rampenlichts keineswegs so einhellig hinter das Projekt scharende Koop aus CDU/FDP, Sozialdemokraten und Grünen dazu bewog, schon in der Fachausschusssitzung Mitte der Woche einen Satzungsbeschluss zu empfehlen. 

Der Vorschlag zur Güte bestand darin, dass man den B-Plan verabschiedet und losgelöst von dem Bauvorhaben den seiner Verwirklichung harrenden "Rahmenplan Duhnen" (mit seinen Ideen zur Verkehrsberuhigung im Kurteil) vorantreibt. Das Thema Entwässerung soll ähnlich universell behandelt werden - und zu einer Lösung führen, die als "Ahlemeyer-Plan" in die Rats-Annalen eingegangen ist. 

Pumpwerk errichten

Was es damit auf sich hat, beschrieben der CDU-Ratsfraktionsvorsitzende Thiemo Röhler und sein SPD-Kollege Michael Stobbe am Donnerstagabend: Ein auf Höhe eines bestehenden Deichdurchbruchs am hinteren Dünenweg zu errichtendes Pumpwerk soll die Rückstau-Problematik ein für alle Male lösen. "Trotzdem verstehen wir natürlich, dass es Menschen in Duhnen gibt, denen das, was an der Duhner Spitze entstehen soll, zu viel ist", so Röhler.

Lob für Sozialkomponente

Die SPD (und abgesehen von ihr auch Baudezernent Martin Adamski) bemühten sich, in einer langen Debatte die positiven Seiten des Vorhabens herauszuarbeiten. Adamski verwies dabei auf die "Mixtur", die auf dem Wege eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans umgesetzt werden soll und eben nicht nur aus Ferien- und Dauerwohnungen, sondern einer Pflegeeinrichtung besteht, die es Feriengästen ermöglicht, einen Urlaub an der Cuxhavener Küste gemeinsam mit einem pflegebedürftigen Angehörigen zu verbringen. 

Alleinstellungsmerkmal des Projekts

Nach den Worten ihres Fraktionsvize Oliver Ebken erkennt die SPD darin die im Kontext einer Neugestaltung der Duhner Spitze stets angemahnte Sozialkomponente. Rüdiger Kurmann ("Die Cuxhavener") sieht in diesem Konzept sogar etwas Bahnbrechendes, das es "an der ganzen deutschen Nordseeküste in der Form noch nicht gibt".

Das Konzept (dessen Stellenwert übrigens auch Grünen-Ratsfrau Schröder-Roßbach anerkennt) lobte auch Beatrice Lohmann (CDU), die den Bebauungsplan gutheißt, "wenn er dazu führt, dass man sich um den Verkehr Gedanken macht". Peter Altenburg ("Die Cuxhavener") hingegen blieb trotz seiner Zustimmung skeptisch: "Einen Preis gewinnen wir damit nicht", meinte er. Das, was andere als Leuchtturmprojekt im Bereich Gesundheitstourismus bezeichneten, bietet unter dem Klimaschutzaspekt aus seiner Sicht viel zu wenig.

Der bisherige Projektverlauf

2012: CDU kritisiert Erstentwurf für eine mehrstöckige Bebauung.

2015: Investor präsentiert Kombilösung aus "Pflegen, Wohnen, Leben".

2017: Baubehörde ringt dem Investor zahlreiche Zugeständnisse ab.

2018-20: Anwohner machen zunehmend gegen das Projekt mobil.

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Kai Koppe

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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