Mitarbeiterin Andrea Matthies (l.) und Anita Hanel vor dem Haus der Stiftung in der Cuxhavener Innenstadt, wo Interessierte meist einfach reinschauen können. Im Schaufenster ist Stiftungskatze Mimi dabei. Foto: Reese-Winne
Mitarbeiterin Andrea Matthies (l.) und Anita Hanel vor dem Haus der Stiftung in der Cuxhavener Innenstadt, wo Interessierte meist einfach reinschauen können. Im Schaufenster ist Stiftungskatze Mimi dabei. Foto: Reese-Winne
Älteren Würde zurückgeben

Hanel Senioren Stiftung: So wichtig ist die Institution in Cuxhaven nach fünf Jahren

von Maren Reese-Winne | 16.08.2022

CUXHAVEN. An ihrem 60. Geburtstag gründete Anita Hanel am 9. August 2017 ihre Hanel Senioren Stiftung in Cuxhaven. Mit der anfänglichen Vorstellung, ab und an mit älteren Herrschaften Kaffee zu trinken, hat die Stiftungsarbeit heute, fünf Jahre später, nicht mehr viel zu tun.

Doch, Kaffee getrunken wird auch noch, aber Anita Hanel ist heute Arbeitgeberin und täglich unterwegs. Aus der sozialen Szene Cuxhavens und des Kreises ist sie nicht mehr wegzudenken.

Noch ganz überwältigt von der Feier zu ihrem 65. Geburtstag sitzt sie in den Büroräumen in der Neustraße 16 (früher Betten-Onken) und blickt zurück. Seit 2013 wohnte die Münchnerin in Cuxhaven und war zunächst noch als Cruise Director auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs. Als Ruheständlerin fing sie an, ihre Stiftungsidee zu konkretisieren.

Aus Altenwalde ist sie zwischenzeitlich mit dem Büro in die Innenstadt gezogen - das ist nah genug, um auf einem Mittagsrundgang bis zur Alten Liebe zu kommen und aufs geliebte Wasser zu schauen. Der maritime Bezug ist auch unverkennbar in ihrem Stiftungslogo mit dem Rettungsring.

Oft einzige Vertrauensperson

Neben den großen Gemeinschaftsaktionen (siehe Zusatzinfo) gehört eine ausgedehnte Einzelfallhilfe zu den Aktivitäten. Anita Hanel, wohlgemerkt keine Sozialarbeiterin, ist bis weit in den Landkreis hinein (unter anderem nach Lamstedt) unterwegs, oft als einzige Vertrauensperson, auf die sich die ihr von den Behörden genannten Personen einlassen können. "Das Wichtigste ist dann, die Unterlagen zu studieren, um zu sehen, welche Hilfe die Menschen schon bekommen und welche nicht", berichtet Anita Hanel.

Nicht allein zur Behörde

Behördengänge seien den meisten ein Graus, und dann auch noch, um dort um Hilfe zu bitten... Also geht sie mit dorthin, zur Krankenkasse oder zum VdK: "Ich habe festgestellt, dass man als Person der Stiftung dort auch besser wahrgenommen wird."

Von Anfang an hat sie ein Ziel formuliert: die Würde der Älteren in der Gesellschaft zu bewahren oder wiederherzustellen. Der Bezug von Grundsicherung dürfe diesen keinen Stempel aufdrücken. Merkwürdigerweise sei die aktuelle Preissteigerung bei Lebensmitteln und Energie in den Gesprächen mit den Senioren und Senioren bislang recht selten Thema: "Weil sie diese Situation von früher kennen, die schränken sich ganz automatisch ein", vermutet sie.

Großes Mitgefühl hat sie mit den Hochbetagten, die selbst noch den Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen miterlebt haben und nun wieder mit einem nicht weit entfernten Krieg konfrontiert werden. Zuhören hilft da. Als besonders bereichernd empfindet Anita Hanel die Gespräche mit den Gästen des Stiftungs-Strandkorbs in der Grimmershörn-Bucht, die dann erzählen, wie es früher war, wie sie selbst geflüchtet sind oder hier in Cuxhaven Flüchtlinge aufnehmen mussten.

Besondere Auszeichnung

Zu den besonderen Ereignissen der vergangenen fünf Jahre gehörten sicher die Auszeichnung als "Mensch des Jahres 60+" der Zeitschrift "Brigitte Wir" im Jahr 2019 und eine über drei Jahre laufende Förderung von 130 000 Euro durch die Deutsche Fernsehlotterie. Dies ermöglichte ihr verschiedene Einstellungen. Als Leiterin für Kommunikation und Projekte ist aktuell unter anderem Andrea Matthies an Bord.

Angesichts des nahenden Endes der Förderung Ende dieses Jahres gilt es, Ausschau nach einer Anschlussfinanzierung zu halten; schwierig, weil Projekte gern, Personalkosten aber eher zögerlich gefördert werden.

Auch die Früchte des Netzwerkens kann Anita Hanel inzwischen ernten: "Ich bin immer wieder überrascht, wo man uns überall kennt", lächelt sie. In die Öffentlichkeit wird die Stiftung als Nächstes mit einem Stand beim Grodener Straßenfest treten.

Aber eigentlich sind auch die Türen in der Neustraße 16 meistens geöffnet (einfach klopfen oder klingeln). Neuerdings erwartet die Leute, die dort Rat suchen oder ihre Hilfe anbieten, Stiftungskatze Mimi, die der Stimmung direkt eine gewisse Leichtigkeit verpasst.

Verstärkung willkommen

Über neue Ehrenamtliche würde sich die Gründerin freuen, zum Beispiel für die Tätigkeit als Telefonpaten oder Fahrerinnen/Fahrer: "Mobilität ist ein großes Thema." Insofern braucht es einen großen Pool an Leuten für Fahrten zum Arzt oder zum Einkaufen, zum Strandkorb-Treff oder um das Essen an die Leute zu bekommen. Kontakt: (04721) 3962073 oder E-Mail info@senioren-stiftung.de.

Corona, die Flutkatastrophe und der Ukraine-Krieg wirken sich auch auf das lokale Spendenaufkommen aus. Wer unterstützen möchte: IBAN DE42 2415 0001 0025 1501 45 bei der Stadtsparkasse Cuxhaven.

Highlights aus der Stiftungsarbeit

Die Idee, Altersarmut zu lindern, Wertschätzung zu schaffen und Einsamkeit zu beenden, wird in vielerlei Projekten umgesetzt.

Beispiel 1: Frühstückstreff im Mehrgenerationenhaus. Wer kann, bezahlt drei Euro. Anhand der für alle gleich aussehenden Teilnehmerkarten ist nicht zu erkennen, wer bezahlt hat oder nicht. Dazu gibt es oft ein Schwerpunktthema: Hausnotruf etwa oder Prävention gegen Trickbetrüger.

Beispiel 2: Kaffeenachmittage einmal monatlich in verschiedenen Restaurants.

Beispiel 3: Strandkorbgespräche in der Bucht mit Fahrdienst.

Beispiel 4: Telefonpaten: Ehrenamtliche rufen einmal in der Woche bei alleinstehenden Älteren an. Diese Idee aus der Corona-Zeit wird beibehalten. Die Angerufenen wohnen nicht unbedingt in Cuxhaven, sondern es gibt sogar Kontakte nach München.

Beispiel 5: Wunschbaumaktion zu Weihnachten vor dem Kaufhaus Stolz.

Beispiel 6: Monatlicher Blumengruß für 20 Personen im Monat, persönlich überreicht an der Haustür.

Beispiel 7: Mittagsverpflegung: Täglich werden per Pkw oder Fahrrad 15 Essens

-Portionen aus dem Kulturbistro (Kubi) der Lebenshilfe bezogen und ausgeliefert.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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