
Helgolands Pastorin bangt um krebskranken Mann und spricht Klartext über Impfgegner
HELGOLAND/BREMEN. Pamela Hansen, Pastorin auf Helgoland, bangt um das Leben ihres Mannes. Jens Kophaupt liegt im Koma. Er hat Leukämie und muss beatmet werden. Pamela Hansen richtet deutliche Worte in Richtung Corona-Imfpgegner.
Pamela Hansen (50), Inselpastorin auf Helgoland, wandert durch ein finsteres Tal. Sie bangt um und betet für ihren Mann. Jens Kohaupt (58) liegt auf der Intensivstation eines Bremer Krankenhauses. Dort ist er ins künstliche Koma versetzt worden und muss beatmet werden. Der Helgoländer hat schwere Leukämie und wartet auf eine lebensrettende Knochenmarkspende. Die kann er erst erhalten, wenn die Entzündungsparameter in der Lunge herunter gehen. Deutliche Worte findet die Pastorin in Richtung Corona-Impfgegner, die durch ihr Verhalten für Engpässe bei den Intensivbetten sorgen und anderen Schwerkranken Beatmungsplätze wegnehmen.
Hoffnungen auf Gott und die Medizin
Ende August wurde die furchtbare Diagnose gestellt: Blutkrebs. Anfang September - ausgerechnet an Pamelas 50. Geburtstag - musste sie ihren Mann in die Klinik bringen. Jens Kohaupt ringt seitdem um sein Leben - und seine Frau um ihre Fassung. Der Wanderhemdenbügler, so ihr Kosename, soll gesund werden. Dafür betet sie und setzt ihre Hoffnungen auf Gott und die Medizin.
Die friedliebende Pamela Hansen wird fuchsteufelswild, wenn sie darüber nachdenkt, dass durch Impfgegner Intensivbetten blockiert werden, die andere Schwerstkranke wie Jens dringend benötigen: "Da werde ich biestig und mir geht das Messer in der Tasche auf ..." Von neun Corona-Patienten auf der Intensivstation in Bremen seien acht nicht geimpft. Sich nicht impfen zu lassen, hält die Pastorin "für hochgradig egoistisch".
Unsicherheit könne sie ja verstehen und nachvollziehen, aber jeder habe schließlich die Möglichkeit, sich zu informieren. "Es ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Eine Pandemie ist eben keine Privatsache. Sie betrifft die Gesundheit und das Leben vieler anderer Menschen."
Stammzellenspende kann Leben retten
Durch eine Stammzellenspende könnte das Leben ihres Mannes gerettet werden. Die DKMS startete im Herbst eine Online-Registrierungsaktion und öffentliche Kampagne unter der Überschrift "Feuerwehr-Jens braucht Hilfe". Denn der Helgoländer ist nicht nur passionierter Segler. Er ist mit Leib und Seele ehrenamtlicher Feuerwehrmann. Das Feuerwehrwesen, der Dienst am Nächsten, prägte ihn. Es wurde ihm in die Wiege gelegt. Schon sein Vater Hans Kohaupt hat der Inselfeuerwehr seinen Stempel aufgedrückt. Jens war bereits in der Jugendfeuerwehr aktiv. Inzwischen hat er die Leiter bis zum Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr Helgoland erklommen. In seinem Zug an seiner Seite ist seine Frau aktiv.
Ein geeigneter Stammzellenspender soll helfen, den Blutkrebs zu besiegen. Jens Kohaupt benötigt dazu seinen Stammzellen-Zwilling. Ihm geht es wie anderen Menschen mit dieser tückischen Krankheit. Je mehr sich typisieren lassen und in der Spenderdatenbank eingetragen sind, umso größer ist die Chance, ein Match für eine lebensrettende Transplantation zu erhalten.
Entzündungsparameter zu hoch
Seit Ende November sind zwar potenzielle Spender gefunden und die Ärzte würden auch - selbst mit geringerer Übereinstimmung - Spenden aus dem Familienkreis verwenden können. Aber sein Gesundheitszustand wird immer schwächer. Jens Kohaupt hat wegen eines hartnäckigen Lungeninfektes mit hohen Entzündungswerten zu kämpfen. Die Stammzellentransplantation kann erst vorgenommen werden, wenn die Infektion abklingt. Die Ärzte versetzten ihn am 23. November in das künstliches Koma und bemühen sich, die Entzündungsparameter in den Griff zu bekommen.
Um ihre Gemeinde kann sie sich zurzeit nicht kümmern. Nach Helgoland fährt sie nur wie dieser Tage, um notwendigen Papierkram zu erledigen. Wieder im eigenen Bett zu schlafen, ist zwar angenehm. Doch ihre Gedanken sind nicht auf der Hochseeinsel, sondern in Bremen. Weihnachten wird sie dort verbringen.
Um ihrem Jens so gut es geht zur Seite zu stehen, hat sie mittlerweile ein kleines Appartement in der Hansestadt gemietet. Wenn sie dort ist, geht sie jeden Tag ins Krankenhaus, liest ihm vor, berichtet, was sie den Tag über gemacht hat. Sie singt am Krankenbett, betet und hofft auf Besserung. Sie ist sich sicher, dass Jens ihre Anwesenheit trotz Komas wahrnimmt.
Und noch einen weiteren Grund gibt es: "Wir haben die Geschichte ja öffentlich gemacht, um für Spender und die DKMS zu werben. Dabei ist uns ganz viel Anteilnahme entgegengebracht worden. Die Leute möchten jetzt den Stand der Dinge wissen. Außerdem sind da ganz viele, die mitleiden und ihre Gebete und guten Gedanken schicken. Eigentlich kann Jens nur gesund werden ..."
Über DKMS
Sich als Spender bei der DKMS zu registieren, ist einfach. Das Registrierungsset kann auch online bestellt werden. Damit macht man einen Wangenabstrich, der an die DKMS zurückgeschickt wird. Anhand dieses Abstrichs kann herausgefunden werden, ob die Gewebemerkmale zu denen des Empfängers passen.
In 80 Prozent der Fälle kommt beim Spender eine periphere Stammzellentnahme zum Einsatz, in 20 Prozent der Fälle werden die Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen. Dazu ist ein kleiner operativer Eingriff unter Vollnarkose notwendig. Der Vorgang der Stammzelltransplantation ähnelt einer Bluttransfusion. Mit so einer Stammzellspende wird Menschen mit Blutkrebs eine zweite Lebenschance gegeben.
Die DKMS gemeinnützige GmbH ist eine deutsche gemeinnützige Organisation mit Sitz in Tübingen. Gegründet wurde sie 1991. Haupttätigkeitsfeld ist die Registrierung von Stammzellspendern, mit dem Ziel, weltweit Blutkrebspatienten mit einer Stammzelltransplantation eine zweite Lebenschance zu ermöglichen.
www.dkms.de