Mit Abstand und Masken: Einzug zum Festgottesdienst in den Kirchenraum, den Mitglieder des Fördervereins stundenlang mit Sternen aus der Aktion "Sterne im Advent" geschmückt hatten. Foto: Hönick
Mit Abstand und Masken: Einzug zum Festgottesdienst in den Kirchenraum, den Mitglieder des Fördervereins stundenlang mit Sternen aus der Aktion "Sterne im Advent" geschmückt hatten. Foto: Hönick
Jubiläum

Herz Jesu in Döse: Vor 120 als Garnisonkirche gebaut  

von Maren Reese-Winne | 26.12.2020

CUXHAVEN. Die Herz-Jesu-Kirche am Strichweg markiert eine wichtige Epoche nicht nur in Cuxhavens Kirchen-, sondern auch der Stadtgeschichte. Von Maren Reese-Winne

Schließlich war es die Entwicklung Cuxhavens zu einer Marinegarnison, die vor 120 Jahren zum Bau der hier ältesten und ersten katholischen Kirche nach der Reformation führte. Diese wurde am 18. November des Jahres 1900 geweiht.

Ein Datum, das die katholische Gemeinde St. Marien, zu der die Herz-Jesu-Kirche gehört, und der Förderverein gerne groß gefeiert hätten - in Corona-Zeiten natürlich undenkbar. So blieb es bei einer Eucharistiefeier im kleinen Kreis am 18. November mit Pfarrer Christian Piegenschke und Pastor Bogdan Dabrowski. Am 28. November, einem Sonnabend, schloss sich dann ein Festgottesdienst unter Corona-Bedingungen an; geleitet durch den Domkapitular und Personalchef Martin Tenge aus Hildesheim und musikalisch begleitet durch die Sopranistin Angelika Bolten, Flötistin Birgit Berends, Cellistin Gabriele Böckelmann und den Organisten Herr Peter Girus. Das alles unter einer beeindruckenden Sternenkulisse, Ergebnis der Adventsaktion "Sterne im Advent".

Nicht selbstverständlich

Dass auch dieses "unrunde" Jubiläum, abseits der üblichen Jubiläumsdaten wie 75, 100 oder 125 Jahre, bewusst begangen wird, ist gut nachzuvollziehen, denn dass es die Herz-Jesu-Kirche als katholisches Gotteshaus noch gibt, ist nicht so selbstverständlich, wäre sie doch vor einigen Jahren fast den Sparbemühungen der Diözese zum Opfer gefallen.

Die turbulenten Zeiten wurden mit viel Widerstand und Engagement überstanden, heute ist das Schmuckstück zwischen Strichweg und Grimmershörnbucht - liebevoll auch "Kirche am Meer" genannt - ein Schwerpunkt der Urlauberseelsorge und ein beliebter Konzertort.

Der Förderverein blickt in einer umfassenden Jubiläums-Festschrift auf die Geschichte des Bauwerks zurück, beginnend mit einem Blick zurück ins 19. Jahrhundert: Gerade mal fünf Katholikinnen und Katholiken waren im Jahr 1867 im Amt Ritzebüttel registriert. Für sie führte ein Pastor aus Hamburg ein- bis zweimal im Jahr eine Messe im "Landeshaus" am Ritzebütteler Markt durch. Mit der Eröffnung der Bahnlinie nach Hamburg im Jahr 1881 stieg die Zahl der Katholiken allmählich, sodass vier Jahre später die Gründung der Mission Cuxhaven nach Rom gemeldet wurde.

Zulauf durch Hafenbau

Viele Arbeiter und Soldaten katholischen Glaubens strömten durch den Bau des Hafens für die kaiserliche Marine an die Elbmündung; 400 bis 450 sollen es im Jahr 1892 gewesen sein, was den Ruf nach einer eigenen Kirche lauter werden ließ.

Die Schlesierin Anna von Donat, eine Urlauberin, brachte 1896 den Stein ins Rollen. Sie beklagte in einem Brief an den Bischof von Osnabrück (zu Hildesheim kam Cuxhavens katholische Gemeinde erst 1966) den "armseligen Gottesdienst", der alle acht Wochen von einem Pastor aus Stade in einem Tanz- und Speisesaal an einem Gartentisch abgehalten werden musste - und das auch noch vom Diener herausgedrängt, weil dieser den Mittagstisch vorbereiten wollte.

"Es sind Ihre Lämmlein"

Die Briefschreiberin endete mit dem Appell: "Fürstbischöfliche Gnaden, es sind Ihre Ihnen anvertrauten Lämmlein (...) daher wage ich die Bitte, durch einen Kapellenbau der Kirchennot in Cuxhaven abzuhelfen." Ähnliches schrieb sie an den Reichstagsabgeordneten Dr. Lingens von der katholischen Zentrumspartei. Da auch der Kaiser der Meinung war, dass die Soldaten jede Woche an einem Gottesdienst teilnehmen können sollten, folgte 1899 die Genehmigung zum Bau der Kirche, die ein Jahr später fertig war.

Als Garnisonskirche mit dem Namen St.-Michaels-Kirche bestand sie bis 1920, wurde dann als Gemeindekirche an das Bistum Osnabrück übergeben und 1924 in "Herz-Jesu-Kirche" umbenannt. Die Zahl der in Cuxhaven wohnenden Menschen katholischen Glaubens wurde damals weit von den Urlauberzahlen übertroffen, die natürlich bei ihren Aufenthalten in die Kirche strömten. Mit der Kirchweihe der Pfarrkirche St. Marien im Jahr 1964 wurde Herz Jesu deren Filialkirche.

Mit Kampfgeist verteidigt

 2008 traf die Nachricht, dass die Herz-Jesu-Kirche eine der 80 Kirchen sei, die das Bistum Hildesheim profanieren wolle, die Gemeinde wie ein Donnerschlag. Dem Bistum schwebte vor, der Stadt Cuxhaven das Gebäude für eine touristische Nachnutzung vorzuschlagen. Es folgten eine Vereinsgründung ("Förderverein zur Erhaltung der Herz-Jesu-Kirche Cuxhaven e.V."), viele Erhebungen, Listen und Schreiben voller Argumente, die der Pfarrgemeinderat ans Bistum richtete.

Mit Erfolg: Vom Bistum mit einem Sonderstatus ausgestattet, genießt die Herz-Jesu-Kirche am Meer als Zentrum der katholischen Urlauberseelsorge eine herausragende Stellung, ergänzt durch viele Angebote unter freiem Himmel wie Strandkorb-Andachten oder Pilgerwanderungen nach Neuwerk. 210 000 Euro, von denen die Gemeinde 25 000 Euro selbst aufbringen musste, wurden 2017 in die Turmsanierung und damit in die Zukunft investiert.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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