Ein Autokran der Firma Empting mit 120 Tonnen Tragkraft verlädt die Taucherglocke mit einem Gewicht von 40 Tonnen auf den Sattelschlepper. Foto: Fischer
Ein Autokran der Firma Empting mit 120 Tonnen Tragkraft verlädt die Taucherglocke mit einem Gewicht von 40 Tonnen auf den Sattelschlepper. Foto: Fischer
Taucherglockenschiff

Hightech aus Cuxhaven: Spitzentechnologie für Arbeiten unter Überdruck

von Tim Larschow | 11.03.2021

CUXHAVEN. In Cuxhaven wurde das Herzstück für ein neues, europaweit einzigartiges Taucherglockenschiff fertig. Das Schiff wird künftig für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg auf dem Rhein unterwegs sein.

Die Bergung von Hindernissen im Rhein und seinen Nebenflüssen ist seit 1963 die Aufgabe eines weltweit in dieser Form einzigartigen Schiffes. Die "Carl Straat" führt wichtige Arbeiten am Grund des Rheins aus. Alle Aufgaben können mit ihrer Hilfe problemlos und trockenen Fußes in einer Tiefe von bis zu zehn Metern durchgeführt werden. Taucher müssen sich nicht den gefährlichen Strömungen in den Flüssen aussetzen.

Neues Spezialschiff

Ende 2018 gab die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes den Auftrag für den Bau eines Nachfolgers der "Carl Straat". Das neue Spezialschiff wird 17 Meter länger als das 69 Meter lange Tauchglockenschiff und soll außerdem deutlich leistungsfähiger sein.

Herzstück des Schiffes wird die Tauchglockenanlage mit Druckkammer und Schleusenrohr sein. Dieser Teil wurde von der Haux-Life-Support GmbH entworfen und in Cuxhaven gebaut.

Einzigartiges Schiff

Der Caisson - ein Senkkasten, der als Fundament oder als Arbeitsraum unter der Wasseroberfläche eingesetzt wird - kann verwendet werden, um das Flussbett des Rheins und seiner Nebenflüsse nach Wrackteilen abzusuchen und diese zu bergen. Darüber hinaus kann das Schiff mithilfe dieser Technik Tonnenverankerungen erneuern. Der Neubau, die "Archimedes", soll diese Aufgaben lückenlos übernehmen können.

Um die Technik des einzigartigen Schiffes umzusetzen, musste eine Firma mit dem notwendigen Know-how gefunden werden. Daher fiel die Entscheidung auf das Cuxhavener Unternehmen Haux. Genau wie die "Archimedes" selbst ist auch die zugehörige Taucherglockenanlage eine Spezialkonstruktion. "Das gesamte System wurde einzig für dieses Projekt entworfen und gebaut. Ein echtes Unikat," erzählt Michael Strähnz Operating Manager bei Haux in Cuxhaven. Normalerweise fertigt das Cuxhavener Unternehmen für den internationalen Markt Druckkammersysteme für die Bereiche Medizin, Tauchtechnik, Tunnelbau und U-Boot-Bau.

Besondere Herausforderung

Das Projekt Taucherglocke besteht aus drei Modulen. Abgesehen vom Caisson besteht das System aus einer Überdruckkammer für den Transfer der Arbeiter. Darüber hinaus kann das System auch als Dekompressionskammer für Taucher eingesetzt werden. Die beiden Hauptkomponenten werden durch ein 15 Meter langes Tauchrohr verbunden.

Bei der Konstruktion der Taucherglocke gab es einiges zu beachten. Unter anderem mussten die Strömungskräfte, die auf die Glocke wirken, berücksichtigt werden und die Ballastgewichte so geplant sein, dass sie vom schiffseigenen Kran angehoben werden können.

Standort mit Vorteilen

"Keine leichte Angelegenheit", erinnert sich Michel Strähnz. Aufgrund der Abmessungen und des Gewichts wurden die Bauteile vollständig am Firmenstandort in Cuxhaven gebaut. Ein besonderer Vorteil des Küstenstandorts ist, dass der Schwertransporter nicht über die Autobahn in die Niederlande fahren muss. Jetzt müssen lediglich 4,3 Kilometer bis zum Hafen zurückgelegt werden. Das spart beim Transport vor AllemZeit, da der Seeweg mit dem Schlepper deutlich kürzer ist. "Das Werk in Cuxhaven war also die richtige Wahl, um die Taucherglocke mit ihren vier Metern Länge, sechs Metern Breite, fünf Metern Höhe zu fertigen", erklärt Michael Strähnz.

Schwertransport

Zwei der drei in Cuxhaven gefertigten Komponenten wurden schon an die niederländische Werft ausgeliefert, in der das Schiff gebaut wird. Der Caisson soll nun folgen und wie die Überdruckkammer und das Tauchrohr auf der "Archimedes" verbaut werden. In der Nacht auf Dienstag war es dann endlich so weit: Das Herz der Anlage, war bereit für seine Reise von Cuxhaven nach Rotterdam.

Mit der Auslieferung des Caisson wurde jetzt der letzte große Schritt in Richtung Fertigstellung des neuen Spezialschiffes gegangen. Um die Taucherglocke zum Transport auf die Zugmaschine zu setzen, war schweres Gerät im Einsatz. Ein 120-Tonnen-Autokran der Firma Empting war erforderlich, um die 40 Tonnen Hightech am Montag um 13 Uhr in Millimeterarbeit auf den Schwerlasttransporter zu setzen.

"Für uns ist so etwas Routine, allerdings ist es immer wieder spannend, unterschiedlichste Fracht mit dem Kran zu verladen. Das macht meinen Job aus", schwärmt Dennis Allers, Kranführer bei der Firma Empting. Um ohne Zwischenfälle und Störungen vom Industriegebiet zum Liegeplatz 8 zu gelangen, wurde die Taucherglocke erst um 22 Uhr in Bewegung gesetzt. "Es ist nicht möglich, den Transport tagsüber durchzuführen. Die dafür notwendige Straßensperrung, würde zu sehr in den Verkehr eingreifen", erklärt Michael Strähnz.

Technik "made in Cuxhaven"

Der Schwertransport führte die kostbare Fracht durch das Industriegebiet, über die Brockeswalder Chaussee und anschließend durch den Autobahnkreisel, in den Hafen. Dort wartete bereitsder Schlepper Wulf 7 der Firma Taucher Otto Wulff und ein 600-Tonnen-Hafenmobilkran, um die Ladung mit dem Schlepper auf die Seereise nach Rotterdam zu schicken. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das neue Schiff mit Technik "made in Cuxhaven" bei seiner Arbeit auf dem Rhein beobachtet werden kann.

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Tim Larschow

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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