
Ehepaar aus Cuxhaven feiert Weihnachten mit Alleinstehenden
CUXHAVEN. Annemike und Timm Schmeelcke aus Cuxhaven feiern Heiligabend. Aber ganz besonders: mit alleinstehenden Menschen.
Annemike und Timm Schmeelcke lassen ihren Blick über den Alten Fischereihafen schweifen. In der Eingangstür ihres Restaurants spiegelt sich die Silhouette eines Fischkutters. Vor ihrem "Esszimmer" an der Präsident-Herwig-Straße steht seeseitig eine stattliche Nordmanntanne. Sie leuchtet am Heiligen Abend einer ganzen Reihe von Gästen den Weg, die das Fest der Liebe ansonsten wohl mehr oder weniger allein verbracht hätten.
Das Gastronomenpaar hat sein "Esszimmer" ordentlich herausgeputzt. Die Tafel ist schön eingedeckt, es ist wohlig warm und ein leichter Duft von gutem Essen lässt die Vorfreude steigen. "Wir freuen uns, das Fest der Liebe heute gemeinsam mit Menschen zu feiern, die ansonsten alleine zu Hause gewesen wären. Schon im vergangenen Jahr wollten mein Mann und ich Alleinstehende einladen, doch die Auflagen machten uns einen Strich durch die Rechnung", erinnert sich die gelernte Hotelfachfrau.
Anstelle dessen lieferten Annemike und Timm Schmeelcke an Weihnachten 2020 frisch geräucherten Aal, Forelle, Lachs und Heilbutt in ihrem Heimatdorf Lüdingworth aus. "Dabei ist mir aufgefallen, dass doch eine ganze Reihe von Menschen alleine leben. Viele ältere Leute bekommen das ganze Jahr über Essen auf Rädern geliefert. Da fanden mein Mann und ich die Idee charmant, den Heiligen Abend mit einigen von ihnen gemeinsam bei einem guten Essen zu verbringen."
Koch und Hotelfachfrau
Weil die Zeiten gerade auch in der Gastronomie keine längerfristigen verlässlichen Planungen zulassen, haben der Koch und die Hotelfachfrau ihr Restaurant im alten Fischereihafen von Cuxhaven bislang noch nicht einmal ordentlich eröffnen können. "Wir haben immer freitags und sonnabends geöffnet. Unsere Gäste kommen zu 90 Prozent aus der Stadt und dem Landkreis", sagt Timm Schmeelcke, der seine Ausbildung zum Koch im "Hotel Dollenberg" im Schwarzwald erfolgreich absolvierte. Nach Wanderjahren in der Schweiz und in Deutschland kochte der junge Mann auch im "Hotel Strandperle" in Duhnen, bevor er vor nunmehr neun Jahren die Räucherei und den Partyservice seines mittlerweile verstorbenen Vaters Burkhard in Lüdingworth übernahm.
Im März 2020 im bayrischen Wald geheiratet
In seinem Heimatdorf lernte er auch seine spätere Frau Annemike kennen. Die beiden heirateten im März 2020 in Bodenmais im bayrischen Wald ganz unkonventionell und spontan. "Wir sind einfach in den Urlaub gefahren und haben ohne Trauzeugen nur mit einem Standesbeamten und einem Fotografen geheiratet. Nach der Zeremonie haben wir unseren neuen Beziehungsstatus mit einigen Hochzeitsfotos einfach auf WhatsApp gepostet", berichtet Annemike und räumt ein, dass ein paar Familienmitglieder und Freunde ob dieser spontanen Heirat doch ein wenig überrascht waren.
Annemike Schmeelcke wurde in Otterndorf geboren. Nach dem Abschluss der Realschule absolvierte sie im "Hotel Meeresfriede" in Cuxhaven-Duhnen eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. "Als das 'Hotel am Medemufer' in Otterndorf eröffnete, bin ich dorthin gewechselt. Nach eineinhalb Jahren zog es mich dann nach Trier, Österreich und in die Schweiz. Jetzt bin ich mit der Selbstständigkeit sehr glücklich", freut sich die Hotelfachfrau, die trotz der verschärften Bedingungen gern in ihrem Beruf arbeitet. "Es ist einfach schön, wenn ich in unser 'Esszimmer' komme und hier auf nette Gäste treffe."
"Kochen ist Handarbeit"
Auch Timm Schmeelcke geht in seinem Beruf sichtlich auf: "Kochen ist Handarbeit. Ich habe dieses Handwerk gelernt. Ich habe Spaß und Freude daran, den Gästen ein gutes Essen zu einem angemessenen Preis zu servieren."
Das Duo wird je nach Buchungslage an den Wochenenden oder für Feiern um einige fleißige Mitarbeiter aufgestockt. Ansonsten managen Annemike und Timm Scheelcke ihr neues Restaurant ganz allein. "Wir haben das Motto des Alten Fischereihafens 'maritime Tradition neu gedacht' aufgegriffen und versucht, diese mit unseren eigenen Ideen umzusetzen", berichten die Gastronomen, die sich in Sachen Einrichtung an der Historie der ehemaligen Fischhallen, Abteilung 31, orientiert haben. Der Stil ist ganz bewusst spartanisch-robust gehalten. Die Speisekarte wird regelmäßig variiert. Lediglich einige Klassiker sind fest verankert. "Gleich nebenan haben die Krabbenfischer ihr Domizil. Von ihnen beziehen wir die Ware ganz frisch. Deshalb gehört unsere leckere Krabbensuppe natürlich fest zum Repertoire", sagt Timm Schmeelcke, der saisonal und überwiegend mit Produkten aus der Region kocht.
Drei-Gänge-Menü im Hafen
Am Heiligen Abend dürfen sich die Gäste auf ein Drei-Gänge-Menü freuen. "Wir servieren zunächst eine Cremesuppe von Sellerie und Apfel mit Krabben. Danach gibt es Brust und Keule von der Ente mit Rotkohl, Kartoffelklößen und Cassisjus. Unser Weihnachtsessen endet mit Mousse und Kuchen von dunkler Schokolade mit Gewürz-Orange", berichten Timm und Annemike, die ihren Gästen heute freistellen, ob sie einen kleinen Obolus für den Festtagsschmaus zahlen möchten oder nicht.