
Insolvente Bremerhavener Lloyd-Werft: Offene Fragen um Rettung
BREMERHAVEN. Seit 165 Jahren besteht die Lloyd-Werft in Bremerhaven. Nun droht ihr das Aus. Viele Seiten versuchen sich an einer Rettung, doch die Absichten des Besitzers bleiben bislang im Unklaren.
Nach der Insolvenz der Bremerhavener Lloyd-Werft suchen die Bremer Landespolitik und die Gewerkschaft IG Metall nach Wegen für einen Fortbestand des Schiffbaubetriebs. "Es ist schon sehr, sehr bitter", sagte die Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) am Dienstag nach einer Versammlung für die etwa 300 Beschäftigten der Traditionswerft. Die Aussicht auf einen Weiterbetrieb hänge vor allem daran, dass der Besitzer einen Verkauf an einen Investor ermögliche.
Konzern aus Honkong in Schieflage
Die Lloyd-Werft gehört wie die ebenfalls insolventen MV Werften an der Ostsee zum Konzern Genting aus Hongkong. Er ist wegen der Krise der Kreuzfahrtbranche in Schieflage geraten. "Es ist wichtig, dass wir den Werftenstandort erhalten", sagte die Bremerhavener IG-Metall-Bevollmächtigte Doreen Arnold.
Vogt und ihre Senatskollegin Claudia Schilling (Häfen/SPD) sprachen auch mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Per Hendrik Heerma. Ein Problem sei, dass Genting zwar für den Werftbetrieb Insolvenz angemeldet habe, nicht aber für die Besitzgesellschaft des Geländes, sagte Vogt. Beides müsse zusammenbleiben, auch das Grundstück gehöre in ein Bieterverfahren. "Wir haben ein großes Interesse daran, dass wir hier den Betriebsübergang einer Werft hinbekommen", sagte Vogt.
Qualifizierte Arbeitsplätze behalten
Sie schloss nicht aus, dass Beschäftigte in eine Transfergesellschaft übernommen werden könnten, um bei der Abwicklung der Insolvenz Zeit zu gewinnen. "Es gibt nur ein Ziel: Auf der Werft qualifizierte Arbeitsplätze zu erhalten, damit die Werft das Know-how behält, mit dem sie auch in Zukunft moderne Schiffe bauen kann", sagte Schilling. Als Investor aus der Region steht die Bremerhavener Stahl- und Schiffbaugruppe Rönner bereit. Sie hatte schon 2021 Interesse an Lloyd bekundet, Verhandlungen mit Genting blieben aber ohne Ergebnis.
Insolvenzverwalter Heerma sieht nach Bremer Medienberichten auch die schlechte Auftragslage als Problem. Die 1857 gegründete Lloyd-Werft war zuletzt auf Reparaturen und die Verlängerung von Schiffen spezialisiert. Als letzter Neubau wurde im Sommer 2021 die Megajacht "Solaris" ausgeliefert. Auf der Lloyd-Werft wird außerdem das Forschungsschiff "Polarstern" gewartet. Ihre Hoffnungen knüpft die Werft auch an einen möglichen Auftrag, die "Polarstern 2" zu bauen. (dpa)