Ein Affe sitzt in seinem Käfig. Foto: Soko Tierschuttz
Ein Affe sitzt in seinem Käfig. Foto: Soko Tierschuttz
Tierquälerei aufgedeckt

Kein Tier verlässt das LPT in Mienenbüttel lebend

14.10.2019

MIENENBÜTTEL. Das "Laboratory of Pharmacology and Toxicology", LPT, zählt zu den größten privaten Auftragslabors für Tierversuche in Deutschland. Tiere, die einmal in dieser Einrichtung landen, kommen nicht mehr lebend heraus. Einblicke bekommt fast niemand.

Das Labor ist seit 1965 in Neugraben am Redderweg ansässig und wird von der Familie Leuschner geführt. Seit 45 Jahren werden dort im Auftrag von Chemie- und Pharmakonzernen Tierversuche an Ratten, Kaninchen, Katzen, Vögeln und Affen durchgeführt. Jahrelang wurden unter anderem Botox-Präparate an Mäusen getestet.

In Rade-Mienenbüttel betreibt das Labor weit abseits jeder Wohnbebauung eine Außenstelle, in der die größeren Tiere gehalten werden, wie die Beagle, deren Bellen und Jaulen in den Außenzwingern zeitweise bis nach Rade zu hören ist. Dort hatte sich 2009 in Anlehnung an die Abkürzung LPT die Initiative "Lobby pro Tier" um die Rader Tierschützerin Sabine Brauer gegründet. Seither kämpft "Lobby pro Tier" gegen die Tierversuche und für die Schließung des Labors.

Tierschützer konnten bisher keine Beweise vorlegen

"Lobby pro Tier" und andere Tierschutzorganisationen wie Peta vermuten schon lange, dass im LPT gegen Tierschutzgesetze verstoßen wird, konnten aber bisher nie Beweise vorlegen, weil sich das LPT nach außen hin hermetisch abschirmt und außer den Kontrollbehörden niemanden hineinlässt. Nachdem das Labor 2009 durch den Bau des benachbarten Logistikgebiets Mienenbüttel wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt war, haben die Betreiber die Anlage mit Nato-Stacheldraht und Überwachungskameras gesichert.

In Mienenbüttel werden seit Jahrzehnten Beagle für Medikamententests genutzt, meist, um die Dosierung bestimmter Wirkstoffe zu testen. Mit immer höheren Gaben toxischer Substanzen werden die Tiere nach und nach vergiftet, bis die Quälerei nicht mehr vertretbar ist. Dann werden sie getötet und wegen ihrer Belastung als Sondermüll entsorgt und als Tiermehl zu Brennstoff. Der Wagen des Abdeckers steht regelmäßig vor der Tür. Aus dem Labor, das hat der Landkreis Harburg bereits vor Jahren bestätigt, kommt kein Tier lebend heraus.

Labor gibt fast keine Informationen bekannt

Das Labor mit 175 Mitarbeitern hat nach eigenen Angaben (Stand 2013, inzwischen hat das LPT fast alle Informationen auf seiner Webseite verschlüsselt) Testkapazitäten für 10.000 Mäuse, 12.000 Ratten, 200 Hamster, 500 Meerschweinchen, 1500 Hunde, 500 Affen, 100 Katzen und 100 Schweine. Für die Kontrollen in Mienenbüttel ist das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zuständig. Unterschieden wird zwischen anzeigepflichtigen und genehmigungspflichtigen Tierversuchen.

Nur anzeigepflichtig sind rechtlich vorgeschriebene Tierversuche, etwa für die Zulassung von Medikamenten oder Pflanzenschutzmitteln. Deren Unbedenklichkeitskriterien werden noch immer viel im Tierversuch getestet. Versuche, die der Grundlagenforschung dienen, sind genehmigungspflichtig. Nach Auskunft von Laves finden in Mienenbüttel seit Jahren nur anzeigepflichtige Tierversuche statt. In Niedersachsen gibt es rund 40 Tierversuchsanstalten.

Mehr zum Thema: Versuchslabor im Kreis Harburg: Undercover-Mitarbeiter offenbart Tierquälerei (Smart+)

Von Claudia Michaelis

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