
Kirchengemeinden im Kreis Cuxhaven schaffen Spagat
KREIS CUXHAVEN. Das "Fest der Liebe" feiern und Abstand halten: Aktuell müssen Kirchengemeinden einmal mehr mit diesem Widerspruch umgehen.
Entgegen aller Hoffnungen aus 2020 ist die Corona-Pandemie nicht vorüber; was das für die diesjährigen Weihnachtsgottesdienste bedeutet, schildern Seelsorger aus Stadt- und Landgebiet. Innerhalb der Cuxhavener Innenstadtgemeinden unterscheiden sich die Auflagen, die für den Besuch der Gottesdienste an Heiligabend und den nachfolgenden Feiertagen gelten: Von "Null G" bis "2G mit Anmeldung" reicht das Spektrum der in den einzelnen Kirchen angewendeten Infektionsschutzmaßnahmen.
Spagat zwischen Gesundheitsschutz und niemanden abweisen müssen
"In der Martinskirche machen wir 3G", kündigt Pastor Stefan Bischoff an; wie viele seiner Kollegen verweist Bischoff auf den Spagat zwischen dem Gesundheitsschutz der Gemeindemitglieder und dem Wunsch, niemanden abweisen zu müssen. Aus seiner Sicht lassen sich unter "3G" beide Aspekte vereinen, ohne dass man Abstriche in puncto Sicherheit machen müsste: Geimpft, genesen oder getestet seien auf diese Weise alle Gottesdienstbesucher, die in der Martinskirche übrigens durchgängig Maske tragen sollen. Auf Abstände so der Ritzebütteler Pastor, werde auch bei der Belegung der Kirchenbänke geachtet. Personen aus einem Haushalt dürfen aber zusammenrücken.
Kissen auf den Kirchenbänken
Schummerlicht und "dicht an dicht": Das werde grundsätzlich nicht gehen, betont Superintendent Jörg Meyer-Möllmann (Kirchenkreis Cuxhaven). In der St. Petri Kirche in Cuxhaven werden auf den Bänken ausgelegten Sitzkissen signalisieren, wo man Platz nehmen darf Der Kirchenvorstand, maßgebliches Gremium in der Frage, welche Regeln zur Anwendung kommen, ist auf Nummer sicher (und sogar noch einen Schritt weiter als die Brüder und Schwestern in Ritzebüttel) gegangen: Ähnlich wie in Altenwalde, Sahlenburg oder in der Emmaus-Gemeinde gilt in Petri "2G", darüber hinaus muss man den Gottesdienstbesuch vorab via Internet anmelden.
Die meisten begrüßen Vorkehrungen
Ein bisschen mühsam, räumt Pastor Marcus Christ ein, könne es auch beim Einlass werden. Dass seine "Schäfchen" angesichts der zu erfüllenden Auflagen dem Gottesdienst fernbleiben, fürchtet der Döser Seelsorger nicht: An den Adventssonntagen habe es sich bereits gezeigt, dass "die meisten Leute die Vorkehrungen begrüßen", so Christ. Er bittet ebenfalls darum, im Gottesdienst die Maske aufzubehalten. Man werde etwas weniger singen als gewohnt, am Ende sollen die Anwesenden in ein gemeinsames "Oh, du Fröhliche" anstimmen. "Wir feiern Weihnachten - trotz Corona", verspricht Christ.
Niemanden ausschließen
Bert Hitzegrad (Cadenberge) wird Gottesdienstbesucher am 24. mit einem Satz aus dem Lukas-Evangelium begrüßen: "Fürchtet euch nicht" lauten die Worte, die Pandemiezeiten Zuversicht spenden sollen. Hitzegrad ist es wichtig, dass "Menschen, die die Botschaft brauchen" zum Fest zu ihrem Recht kommen. "Deshalb", so der Pastor, "machen wir das wie die Hirten auf dem Felde": An Heiligabend wird (abgesehen von der Christmette) vor der Kirchentür gefeiert. Im Freien erinnert man auch in Otterndorf an Jesu Geburt - mit einem auf 30 Minuten reduzierten Gottesdienst.
Kleine Krippenspiel möglich
Pastor Thorsten Niehus legt wert darauf, dass jeder (egal, ob geimpft oder nicht) vorbeikommen kann. "Niemand soll, wie die Heilige Familie, hören müssen, dass kein Raum in der Herberge ist", so Niehus, der (ähnlich wie in Cadenberge) auf Abstand und FFP2-Maske setzt. Unter diesen Umständen ist dann sogar ein kleines Krippenspiel möglich, dass anderenorts mit Rückgriff auf technische Mittel zur Aufführung kommt: In St. Petri stellen Konfirmanden die Herbergssuche mit Playmobil-Figuren nach und drehen davon einen Film, Martins- und Gnadenkirche laden vor der Bescherung zu einem "Hybrid-Gottesdienst" ein: Krippenspiel und Musik werden via "Zoom" in die jeweils andere Kirche gestreamt: Eine Form von "Social Distancing", die in zwei Corona-Jahren bereits in anderen Kontexten erprobt wurde. Schwierigkeiten dürften Gottesdienstbesucher deswegen vor allem mit der Maßgabe haben, dass man sich auch zum Ausklang der Christmette nicht zu nahe kommen soll: Händeschütteln oder gar Umarmungen bleiben mit Rücksicht auf die Infektionslage tabu.