Cuxhavener feiert besonderes und emotionales Jubiläum - mit Weggefährten
CUXHAVEN. Ohne Emotionen ging es dann doch nicht. Zahlreiche Weggefährten aus den vergangenen Jahrzehnten kamen am Donnerstagabend in die TAO-Schule, um ein besonderes Jubiläum ihres Meisters Ralf Karp zu feiern.
"50 Jahre auf der Matte" - dem heute 62-Jährigen ist diese lange Zeit der Kampferfahrung wirklich nicht anzusehen. Es ging sehr familiär zu bei dem großen Treffen. Mit dabei Schülerinnen und Schüler der letzten Jahrzehnte, aber auch Aktive der aktuellen Kurse. Und natürlich wurde in Erinnerungen geschwelgt.
Ralf Karp erblickte am 23. August 1959 in Bremerhaven das Licht der Welt, die Familie zog aber schon 1962 nach Cuxhaven. Hier besuchte er die Abendrothschule, begann in jungen Jahren mit dem Basketballsport. "Mit der Ritzebütteler Schule haben wir sogar die Gymnasien geschlagen und wurde Schulmeister Cuxhavens. Eine schöne Erinnerung", schmunzelt Ralf Karp.
Durch Georg Ramm entdeckte er mit zwölf Jahren seine Leidenschaft für den Karatesport, war beim CSV aktiv, wechselte dann zum TSV Otterndorf und war bereits 1976/77 als Coach tätig. Mit Andreas Güldner zusammen ging es dann zum TSV Altenbruch. "Wir haben eine Karate-Sparte aufgemacht, das war 1978. 74 Schülerinnen und Schüler lernten bei uns diesen wunderbaren Kampfsport, doch nach meiner Ausbildung zum Maler/Lackierer ging ich als Berufssoldat zur Bundeswehr."
Erfahrung im Kampfsport
Doch auch diese Zeit brachte dem heute 62-Jährigen eine Menge an Erfahrung im Kampfsport. Es ging immer wieder mal nach Kanada, wo er andere Stilrichtungen der asiatischen Kampfkunst kennenlernte. "Da gab es dann nicht nur Shotokan, sondern Okinawa-Karate Ishinryu. Eine alte Kampfform, von Großmeister Sensei Shimabuku gegründet. "Irgendwann habe ich aber gedacht, warum Karate nur im Stehen ausgeführt wird. Es muss doch auch Bodenkampf möglich sein. Vielleicht haben wir damals ja den heutigen Bunkai ein bisschen mit angestoßen", lacht Ralf Karp.
Im März 1980 ging es für ihn zurück nach Cuxhaven, nachdem er zwischenzeitlich in Hamburg stationiert war. "Wir haben in Altenbruch in einer Garage Kampfsport betrieben. 130 Teilnehmer zeigen, dass es wohl ganz erfolgreich gewesen sein muss! 1995 wurde in die Deichstraße umgezogen, auf zwei Etagen entstand die Budo-Sport-Schule. Über 220 Schülerinnen und Schüler folgten dem Ruf ihres Meisters und erlernten den Kampfsport in Gruppen.
Neues wagen
1998 ging es auf die Bühne des Stadttheaters. Ralf Karp agierte in einer Show, die seine heutige Ehefrau Marina inszenierte.
Als er dann von der Bundeswehr an die polnische Grenze versetzt werden sollte, fiel die Entscheidung: Schluss mit diesem Beruf, Neues wagen. In der Lagerhalle der Firma Kattenberg erfolgte der Start der TAO-Schule am 15. Mai 1999. Damals noch auf 600 Quadratmetern. Heute hat auf 2500 Quadratmetern nicht nur die TAO-Schule ihre Heimat, sondern auch die Kleinkunstbühne und die Schule für Orientalischen Tanz.
Fünf Gruppen der verschiedenen Altersklassen trainieren von Montag bis Freitag asiatische Kampfkunst. Rund 270 Aktive sind dabei. "Bei Ralf ist eine ganze Kleinstadt in den letzten Jahrzehnten geschult worden", weiß Anja Rüsch, seit 30 Jahren mit von der Partie und exakte Kennerin der TAO-Historie.
Mehrere Gürtel
Ralf Karp ist Inhaber des 9. Dan Kogaku Shin Do / Hanshi, 5. Dan Bujinkan Ninpo Taijutsu, 2. Dan Combat Skills und 1. Dan Karate. Er ist Ausbilder und Choreograf. Er erstellt Unterrichtsprogramme, asiatische Shows, organisiert Auftritte und führt Weiterbildungen durch. Viele, die Ralf Karp an seinem Jubiläumsabend persönlich gratulieren wollten, hatten schon ein bisschen Angst, dass er diesen Moment nutzen würde, um sich zurückzuziehen.
"Nein, ich bleibe auch künftig auf der Matte! Natürlich wird es Veränderungen geben, wir haben im Moment einen Aufnahmestopp verhängt, weil die Kurse einfach voll sind. Und ich werde diese nicht überfrachten. Natürlich würde ich gerne zu Hause sitzen und 22 000 Stunden aus dem Fenster schauen. Das würde ich auch schaffen und Marina ist ja auch schon 37 Jahre im Orientalischen Tanz tätig. Doch ihr alle bedeutet mir so viel. Ich selbst bin ja auch schon viel ruhiger geworden. Aber TAO ist ja auch eine stetige Veränderung, ein Weg!"
In gemütlicher Atmosphäre wurden noch lange Erinnerungen ausgetauscht. Berührende Geschichten kamen zutage, Lustiges aus längst vergangenen Zeiten. Die TAO-Familie bleibt zusammen.