Das Foto zeigt die Spuren der Berührung mit dem Frachter "Curacao Pearl" am Schiffsrumpf. Fotos: Rohde
Das Foto zeigt die Spuren der Berührung mit dem Frachter "Curacao Pearl" am Schiffsrumpf. Fotos: Rohde
Havarie

Kollision vor Cuxhaven: Kapitän hat "Saaremaa" nicht im Griff

von Ulrich Rohde | 28.03.2019

CUXHAVEN. Das Kapitel Elbfähre mit den Schwesterschiffen "Grete" und "Anne-Marie" ist zwar schon vor fast zwei Jahren durch die Insolvenz der Elb-Link-Reederei endgültig abgeschlossen worden. Doch die ehemalige "Anne-Marie", die seit einigen Tagen im Cuxhavener Hafen liegt, hat jetzt wieder von sich reden gemacht: mit einer Kollision.

Geschehen ist sie am Mittwochvormittag. Gegen 10.40 Uhr schrammte und rammte das Schiff nach Angaben der Wasserschutzpolizei den am Steubenhöftkai festgemachten Frachter "Curacao Pearl". Wie konnte das passieren? Die ehemalige "Anne-Marie", jetzt "Saaremaa", sollte von ihrem Liegeplatz kurz vor der Schleuse in den Amerikahafen verholt werden. Beim Eindrehen in das Hafenbecken sei die Fähre dem 187 Meter langen Frachter von den Bahamas zu nahe gekommen. Es kam zur Berührung. Die hinterließ an beiden Decksaufbauten tiefe Schrammen und eingedrückten Stahl.

Keine Erfahrung mit dem Schiff

Nach Angaben der Wasserschutzpolizei Hamburg gab es Schäden nur oberhalb der Wasserlinie. Beide Schiffe blieben schwimmfähig. Treibstoffe seien bei der Kollision nicht ausgetreten. Die Personen auf den Schiffen sind unversehrt geblieben. Die Wasserschutzpolizei geht davon aus, dass die Ursache für die Kollision die mangelnde Erfahrung des Kapitäns ist. Er habe kaum Erfahrung mit der Handhabung des Schiffes, heißt es. Zudem sei er nicht mit den Strömungsverhältnissen vertraut gewesen.

Zwar sei ein Lotse an Bord gewesen, doch auch er habe nicht verhindern können, dass die "Saaremaa" gegen die "Curacao Pearl" gedrückt wurde. Den Genuss von Alkohol oder Drogen beim Schiffsführer hat die Wasserschutzpolizei ausgeschlossen. Unterdessen ist den Schiffen zunächst die Weiterfahrt verboten worden, und zwar so lange, bis die Dienststelle Schiffssicherheit der BG (Berufsgenossenschaft) Verkehr die "Klasse" (Zulassung) erteilt hat. Zudem hat die Staatsanwaltschaft Stade Sicherheitsleistungen von den Eignern eingefordert.

Die "Saaremaa" hatte monatelang im Hamburger Hafen gelegen. In Cuxhaven soll das Schiff an die neuen Eigentümer übergeben werden, wie der frühere Eigner Christian Schulz bestätigt hatte.

Nach Kanada verkauft

Die Schwesterschiffe "Grete" und "Hiumaa" sind bereits verkauft und unter neuen Namen in Kanada im Einsatz. "Grete" fährt als "Qajac W" für die Reederei "Labrador Marine" durch die "Strait of Belle Isle", eine Meerenge zwischen Neufundland und Labrador. Die "Saaremaa" soll folgen.

Derzeit liegt die beschädigte "Saaremaa" zur Reparatur am Kai des Mützelfeldtwerft-Docks und wartet auf die Ausbesserung der Kollisionsschäden.

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Ulrich Rohde

Redaktionsleiter
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

urohde@no-spamcuxonline.de

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