
Vor Schulbeginn: Gesundheitsamt untersucht fast 2000 Kinder im Kreis Cuxhaven
CUXHAVEN. Die Bedeutung der Schuleingangsuntersuchungen ist unstrittig. Dass in zwei Corona-Jahren nicht alle Kinder untersucht werden konnten, kam bei den Eltern nicht gut an. Umso größer ist die Erleichterung, dass es diesmal wieder flächendeckend geklappt hat.
Das war ein Kraftakt: Trotz andauernder Corona-Pandemie konnte das Gesundheitsamt des Landkreises Cuxhaven in diesem Jahr wieder alle Schuleingangsuntersuchungen durchführen. Nahezu 2.000 Kinder wurden untersucht.
Und das, obwohl die Schuleingangsuntersuchungen in Niedersachsen pandemiebedingt auch in diesem Jahr unter keinem guten Stern standen. Nachdem sie schon in den beiden Vorjahren von erheblichen Einschränkungen betroffen waren, ist auch in diesem Jahr nicht in jedem Landkreis gelungen, alle ABC-Schützen rechtzeitig vor Schulbeginn in Augenschein zu nehmen.
Starker Anfänger-Jahrgang
Umso erleichterter ist das schulärztliche Team des Gesundheitsamtes unter der Leitung von Dr. Hella Fröhlke, dass die Untersuchungssaison im Landkreis Cuxhaven trotz großer Hürden erfolgreich beendet werden konnte. Mit 1952 Kindern lag die Gesamtzahl der untersuchten Schulanfänger dabei sogar über dem Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019.
In den beiden Vorjahren ist dieser Erfolg pandemiebedingt leider nicht gelungen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtuntersuchungen wurden im März 2020 mit Beginn des ersten Lockdowns ausgesetzt, quasi mitten in der Untersuchungsphase.
Seit Jahrzehnten bewährt
Im Jahr 2021 konnten die Untersuchungen ebenfalls nur priorisiert erfolgen. Kinder, deren Schulreife grundsätzlich nicht in Frage stand, wurden nicht in Augenschein genommen. "Dabei hat sich die Institution der Schuleingangsuntersuchungen seit Jahrzehnten bewährt und ist ein entscheidender Baustein für einen erfolgreichen Schulstart", so der Landkreis in einer Pressemitteilung.
Förderbedarfe könnten in diesem Rahmen rechtzeitig erkannt und die Eltern frühzeitig beraten werden. Daneben unterstütze die routinierte Zusammenarbeit zwischen Kitas, Schulen und dem Gesundheitsamt den Prozess der Einschulung für die gesamte Familie.
Nicht umsonst sei es den betroffenen Eltern und Schulen in den beiden vergangenen Jahren sehr schwer gefallen, die Einschränkungen zu akzeptieren.
Ausfälle ohne Ende bewältigt
In der aktuellen Saison hat das schulärztliche Team daher alles daran gesetzt, den vollständigen Jahrgang der Schulanfänger 2022 zu beurteilen. Einfach war das aber nicht. Ohnehin ist die Koordination der Untersuchungstermine mit den Schulkalendern eine jährlich wiederkehrende Herausforderung. In diesem Jahr war obendrein der Koordinationsaufwand für die Schulen und Teams während der Untersuchungsphase außerordentlich hoch.
Neben unzähligen Terminabsagen aufgrund an Corona erkrankter Kinder oder Eltern hatte das Team mit Ausfällen in den eigenen Reihen zu kämpfen. Immer wieder mussten Untersuchungsblöcke verschoben oder getauscht werden.
Dank an die Schulen
Das hat die Schulen in ihrer Jahresplanung ebenso belastet. Auch deshalb ist es dem Team um Dr. Hella Fröhlke wichtig, sich bei den Schulleitungen und insbesondere bei den Schulsekretärinnen für deren große Unterstützung zu bedanken.
Gesundheitsamtsleiter Dr. Kai Dehne schließt sich dem an und betont: "Dieser Dank gilt auch meinem eigenen Team! Der Einsatz der Kolleginnen und Kollegen war wirklich außerordentlich. Nur damit haben wir das überhaupt hinbekommen."
Bei den Eltern wirbt er in Anbetracht der außergewöhnlichen Umstände um Verständnis für den in diesem Jahr manchmal ungewöhnlichen Ablauf.
Auswertung steht noch aus
Eine abschließende Auswertung eventueller Veränderungen während der Pandemie in den Bereichen Übergewicht, Motorik, Sprachentwicklung und Verhaltensauffälligkeiten liegt noch nicht vor. "Es zeichnet sich jedoch ab, dass vermehrt Kinder mit Entwicklungsdefiziten in diversen Bereichen beobachtet werden", berichtet Dehne.
Pandemie-Folgen zu sehen
"Das betrifft unter anderem Kinder mit Migrationshintergrund. Diese Familien waren durch geschlossene Kindertagesstätten und Schulen, geschlossene Begegnungszentren und eingeschränkte Informationsmöglichkeiten zunehmend isoliert, was sich vor allem in dem teilweise mangelnden Erwerb der deutschen Sprache zeigt."
Hier in Abstimmung mit Kindertagesstätten und Schulen eine Verbesserung zu erreichen, ist Ziel des Kinder- und Jugendärztlichen Teams. In der kommenden Saison sollen auf jeden Fall erneut alle ABC-Schützen vor ihrem ersten Schultag untersucht werden.