
Kreis Cuxhaven: Bau eines Bio-Kraftwerks zu 2023 geplant
KREIS CUXHAVEN. Ein Bio-Kraftwerk, das neben Kompost auch Strom und Wärme produziert? Wenn es nach Tüftlern aus dem Kreis Cuxhaven geht, könnte das schon bald Wirklichkeit werden.
Vielleicht sogar mit Wasserstoff, der die Brennstoffzellen der Müllwagen betreibt, mit denen der Bio-Abfall zuvor eingesammelt wurde. Der Kreis Cuxhaven ist zusammen mit der Stadt Cuxhaven und den Kreisen Osterholz und Verden auf dem besten Weg dorthin.
Wiederverwertung statt Müllverbrennung
Am Donnerstag wollen die Kreispolitiker die Gründung einer gemeinsamen Betreiber-Gesellschaft beschließen. 2023 soll das Kraftwerk im Gewerbepark Heilshorn nahe der Autobahnabfahrt Schwanewede in Betrieb gehen. Jahrzehntelang wurde der wertvolle Bio-Müll aus dem Cuxland zusammen mit dem Restmüll verbrannt, in der Müllverbrennungsanlage in Bremerhaven. Jetzt schaltet der Landkreis um - auf Wiederverwertung. Ab 2021 werden Küchenabfälle und Lebensmittelreste, die im Cuxland fast 40 Prozent des Abfalls ausmachen, in der Bio-Tonne gesammelt. Das i-Tüpfelchen in dieser Verwertungskette wird das große Bio-Kraftwerk werden, das für 19 Millionen Euro ab Frühjahr 2022 im Heilshorner Gewerbepark nahe der Autobahn 27 entstehen soll.
30 000 Tonnen benötigt
Ausgeheckt haben die Osterholzer diese Idee, aber sie brauchten Partner. Gutachter haben errechnet, dass die Anlage erst ab 30 000 Tonnen wirtschaftlich zu betreiben ist. In Osterholz werden jedes Jahr rund 11 000 Tonnen Bio-Müll gesammelt, in Verden sind es rund 4000, im Cuxland rechnet man mit etwa 17 000 bis 18 000 Tonnen. Im Cuxland liefen die Nachbarn aus Osterholz mit ihrer Idee offene Türen ein. Politik und Verwaltung waren sich schon lange klar, dass sie neue Wege gehen wollen, nachdem der Vertrag mit der Bremerhavener Müllverbrennungsanlage Ende des Jahres ausläuft. Zumal das Kreislaufwirtschaftsgesetz die Bio-Tonne seit 2015 gesetzlich vorschreibt. Mit einer Vergärungsanlage wird der Kreislauf der Wertstoffe perfekt.
Methangas für Müllzersetzung
Wie in einer großen Biogas-Anlage sollen in Heilshorn Bakterien die Bio- und Grünabfälle zu Methangas zersetzen. Das Gas wird ins Erdgasnetz eingespeist und soll Blockheizkraftwerke antreiben, die wiederum Strom und Wärme produzieren. Die Gärreste, die übrig bleiben, sollen in Pennigbüttel im Kreis Osterholz zu Kompost aufgearbeitet werden, der dann verkauft wird, so der Plan.
Kommunale Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen
Übernehmen soll das der Betreiber der Anlage, die Kommunale Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen (KENN), die die Kommunen im September aus der Taufe heben wollen. Fast drei Millionen Euro Eigenkapital bringen sie in die Gesellschaft ein, jede der vier Kommunen ist mit rund 712 000 Euro dabei. Die Investition von 19 Millionen Euro wird die Gesellschaft als Kredit aufnehmen, sie soll sich über den Betrieb des Kraftwerks refinanzieren.
Von Inga Hansen