
Kreis Cuxhaven: Dieses Hotel ist neuerdings Erstanlaufstelle für Geflüchtete
KREIS CUXHAVEN. Die Erstankunftsstelle für Geflüchtete in Sahlenburg hat neuerdings eine Nebenstelle. Der Kreis Cuxhaven hat aus Raumnot eine Tugend gemacht - und ist auf das Angebot eines Hoteliers eingegangen.
Der Hotelbetreiber stellt Geflüchteten Räume zu Verfügung. Landläufig ist es als ehrwürdiges "Waldschlößchen Dobrock" noch bekannt, offiziell heißt es jedoch mittlerweile "Parkhotel Keck - Castillo del Bosque" - und das fungiert überraschend seit wenigen Tagen als die erste Anlaufadresse für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Der Landkreis Cuxhaven teilt auf Nachfrage unseres Medienhauses mit, dass dort gegenwärtig 25 Personen untergebracht seien. "Das Angebot kam von dem Betreiber selbst, der sich, finanziert von uns, um Unterkunft und Verpflegung der Untergebrachten kümmert", teilt Kreis-Pressesprecherin Kirsten von der Lieth auf Nachfrage unseres Medienhauses mit.
"Keine Dauerlösung"
Gedacht sei dies nicht als Dauerlösung, sondern vielmehr - wie in Sahlenburg und zukünftig in Neuhaus auch, "so kurzfristig wie möglich". Denn für alle solle möglichst schnell eine endgültige Unterkunft gefunden werden. Die Frage nach Beschulung oder Kita-Besuch für die drei Minderjährigen stelle sich daher noch nicht, weil das Hotel lediglich als Ankunftsstelle gedacht sei. Erst wenn Familien festen Wohnraum erhalten haben, ist der Besuch von Integrationsangeboten wie Deutschkursen, Schulen oder Kitas vorgesehen.
In der Ankunftsstelle in Sahlenburg in der ehemaligen Helios-Klinik und demnächst in Neuhaus im früheren Kinderheim ist der DRK-Kreisverband Cuxhaven-Land Hadeln in professioneller Betreuungsverantwortung. In der Wingst hingegen sei keine karitative Institution eingeschaltet, bestätigt Kirsten von der Lieth auf Nachfrage. Aber das Hotel sei schließlich nicht als dritte Einrichtung gedacht. Vielmehr improvisiere dort der Landkreis, solange Neuhaus als Anlaufstelle noch nicht am Start sei. Angepeilter Öffnungstermin in den Komplex am Neuhäuser Amtshof sei in der 42 Kalenderwoche - also soll vom 17. bis 23. Oktober erfolgen.
Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen
Presse-Sprecherin von der Lieth sagt zur gegenwärtigen Situation in der Wingst: "Die Hilfsbereitschaft vor Ort ist zum Glück ungebrochen. Insbesondere ‘Cadenberge hilft' bringt sich auch hier aktiv ein. Meine Kollegin vom Fachgebiet Migration und Teilhabe ist zur Koordination bereits in engem Austausch mit den dortigen Ansprechpartnern." Ziel sei, möglichst zielgerichtete Angebote zu machen und Kräfte zu bündeln, damit das Ehrenamt nicht über Gebühr belastet werde.
Die Gemeinde Wingst hatte erst sehr kurzfristig von der Belegung des Hotels mit Geflüchteten erfahren, erklärt der Bürgermeister Patrick Pawlowski. Er habe daraufhin die persönliche Begrüßung der Ankömmlinge vorgenommen. Das große persönliche Engagement des Hilfenetzwerks kennt und schätzt der Bürgermeister. Er lobt ausdrücklich, dass den in Geflüchteten sofort geholfen wurde - besonders auch mit benötigten Sachspenden. Aber gesellschaftliches Ehrenamt und die Betreuung durch die Hoteliersfamilie allein könnten es doch nicht sein, findet er. Pawlowski fordert vom Landkreis ausdrücklich "professionelle Unterstützung" ein, um die vor dem Krieg geflohenen, möglicherweise traumatisierten Menschen von Beginn an so gut wie es geht zu betreuen: "Das kann man doch nicht alles nur auf das Ehrenamt abschieben." Die Unterstützung seiner Gemeinde sichert er zu.
Wohnraum händeringend gesucht
Der bevorstehende Winter und die bereits einsetzenden Flüchtlingsströme lassen aber vermuten, dass wieder mehr Menschen vor dem Krieg und der Lage flüchten und in den Landkreis Cuxhaven kommen.
Wohnraum sei aber schon jetzt knapp geworden, stellt zum Beispiel der zuständige Fachbereichsleiter Thomas Claus von der Samtgemeinde Land Hadelns fest. Er ebenso wie der Landkreis bitten darum, dass geeigneter, dringend benötigter Wohnraum kurzfristig zur Verfügung gestellt wird.
Allein in der Samtgemeinde Land Hadeln leben zurzeit 410 Flüchtlinge in angemieteten Wohnungen beziehungsweise in Mitwohngelegenheiten. Damit ist die zugewiesene Quote zu 92 Prozent erfüllt.