Der Kreis Cuxhaven erhält vermutlich zusammen mit der Stadt Cuxhaven und zwei weiteren Landkreise eine Bioabfallvergärungsanlage. Foto: Peter Steffen/dpa
Der Kreis Cuxhaven erhält vermutlich zusammen mit der Stadt Cuxhaven und zwei weiteren Landkreise eine Bioabfallvergärungsanlage. Foto: Peter Steffen/dpa
Umstellung der Müll-Beseitigung

Kreis Cuxhaven: Erster Schritt zur Bioabfallvergärungsanlage

23.07.2020

KREIS CUXHAVEN. Die Landkreise Cuxhaven, Osterholz und Verden sowie die Stadt Cuxhaven gründen eine Abfallentsorgungsanstalt. Ein erster Schritt ist bereits gemacht.

Die Landkreise Cuxhaven, Osterholz und Verden sowie die Stadt Cuxhaven verfolgen gemeinsam das Ziel, Bioabfälle künftig nachhaltiger und somit klimafreundlicher und effektiver zu verwerten. Statt der bisher noch üblichen einfachen Kompostierung in offenen Mieten wollen die drei Landkreise und die Stadt Cuxhaven neben der Herstellung von hochwertigem Kompost auch die energetischen Potenziale aus Bioabfällen nutzen.

Am Mittwoch haben die Vertreter der Kommunen in Osterholz einen Vertrag zur Gründung der Kommunalen Abfallentsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen unterzeichnet. Geplant ist der Bau und der gemeinsame Betrieb einer Bioabfallvergärungsanlage.

Novum in der Region

Das bei der Vergärung von Bioabfällen in einer solchen Anlage gewonnene Gas kann zu Bio-Erdgas aufbereitet und in das Erdgasnetz eingespeist werden. In einem weiteren Schritt kann aus dem Biogas Bio-Wasserstoff, "grüner Wasserstoff", gewonnen werden. Eine Bioabfallvergärungsanlage, die die Bioabfälle der vier beteiligten Kommunen aufnehmen könnte, gibt es in der Region bisher nicht.

Die Abfallmengen eines einzelnen Landkreises reichen nicht aus, eine Bioabfallvergärungsanlage wirtschaftlich zu betreiben. Die Wirtschaftlichkeitsschwelle wird erst ab einer Jahresmenge von 30.000 Tonnen Bioabfall erreicht. Daher bot sich die Zusammenarbeit der benachbarten Landkreise an. Die politischen Gremien der Landkreise Cuxhaven, Osterholz und Verden sowie der Stadt Cuxhaven haben bereits im vorigen Jahr eine Kooperation beschlossen mit dem Ziel, eine gemeinsame und ökologisch hochwertige Bioabfallverwertung in kommunaler Hand zu realisieren. Die vergangenen Monate wurden von den Kommunalverwaltungen genutzt, gemeinsam und mithilfe externer Fachleute die nächsten Schritte zur gemeinsamen Bioabfallbehandlung vorzubereiten.

Beitrag zum Klimaschutz

Als erster und wichtiger Meilenstein haben die vier kommunalen Partner einen öffentlich-rechtlicher Vertrag über die Gründung der Kommunalen Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen (KENN) als gemeinsame kommunale Anstalt öffentlichen Rechts geschlossen. Die Anlage wird neben der Verwertung der Bioabfälle zu hochwertigem Kompost auch Biomethan erzeugen und aufbereiten. Das Gas wird anschließend in das Erdgasnetz eingespeist. Durch die geplante Bioabfallvergärungsanlage können pro Jahr voraussichtlich 2000 bis 3000 Tonnen CO2 eingespart werden. Zudem wird der Ausstoß klimaschädlicher Gase wie Methan und Lachgas nachhaltig reduziert. Die gesetzlichen Anforderungen an Biomüll aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz werden damit vollständig erfüllt und die Entsorgung wird rechtssicher gewährleistet.

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"Wir wollten mit dieser Art der Verwertung des Biomülls einen Beitrag zum Klimaschutz liefern: umweltfreundliche Energie durch hochwertiges Biogas und hochwertiger Kompost für den ökologischen Landbau", sagt Cuxhavens Landrat Kai-Uwe Bielefeld.

Entsorgung modernisieren

Neben ökologischen Gründen haben auch die wirtschaftlichen Vorteile die Kommunen von einer Zusammenarbeit überzeugt. Es ist abzusehen, dass die einfache Kompostierung von Bioabfällen künftig nicht mehr zulässig sein wird und vorhandene Entsorgungsmöglichkeiten modernisiert werden müssen. "Durch den kommunalen Betrieb ist eine verlässliche Preisprognose möglich. Zugleich wird dem Mülltourismus, der teilweise durch europaweite Ausschreibungen entsteht, entgegengewirkt", so Verdens Landrat Peter Bohlmann.

Für die Nachrotte des hochwertigen Kompostes wird eine bereits bestehende Halle auf dem Gelände der ASO GmbH im Entsorgungszentrum Pennigbüttel genutzt. "Das macht die Verwertung günstiger und hilft, die Gebühren niedrig zu halten", so der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen.

Bau voraussichtlich ab 2022

Die Gründung der Kommunalen Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen (KENN) bildet das Fundament des Projektes. Die KENN wird in den nächsten Monaten die Planung und voraussichtlich ab Frühjahr 2022 den Bau der Bioabfallvergärungsanlage auf einem bereits reservierten Grundstück im Gewerbepark A27 im Landkreis Osterholz in Angriff nehmen. Die Inbetriebnahme ist für Mitte 2023 geplant. Die Investitionskosten belaufen sich auf etwa 19 Millionen Euro.

"Die Kooperation von vier kommunalen Partnern zum Thema Bioabfallverwertung ist einzigartig. Ein wichtiger Schritt, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten", so Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer.

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