Kreislandwirt übt scharfe Kritik an NLG

26.02.2010

KREIS CUXHAVEN. Kreislandwirt Volker Kamps ist ein besonnener Mann, doch gestern platzte dem Lüdingworther der Kragen. "Die Niedersächsische Landgesellschaft soll die Agrarstruktur im Land entwickeln und nicht nach Kompensationsflächen suchen", so seine Kritik.

Der Kreislandwirt und Vorsitzende des hiesigen Landvolkverbandes nimmt die aktuellen Verhandlungen über Kompensationsflächen in Hemmoor zum Anlass, um über den Umgang mit bestem Boden nachzudenken. Im Visier hat Volker Kamps dabei die Niedersächsische Landgesellschaft, die seiner Meinung nach ihre Aufgaben nicht "dem Handel mit Kompensationsflächen, sondern der Entwicklung von Agrarstruktur widmen muss".

Wie wir in unserer Dienstag-Ausgabe berichteten, war die Landgesellschaft in Hemmoor fündig geworden. Dort soll eine über 130 Hektar große Fläche neuer Lebensraum für seltene Vogelarten werden, darunter die Rohrdommel und das Tüpfelsumpfhuhn. Sie mögen wertvolles Feuchtgebiet mit Schilfröhrichten und sumpfigem Weidengebüsch, das in der Osteniederung gegeben ist. Kamps befürchtet, dass dort noch mehr Fläche - möglicherweise bis zu 400 Hektar - der Landwirtschaft völlig verloren geht. Schon während des Termins über die Verhandlungen der Fläche im Hemmoorer Rathaus hatte Kamps Kritik geäußert, diese war zwar deutlich, aber nicht so massiv, wie er es gestern gegenüber unserer Zeitung tat. "Es ist nicht hinzunehmen, dass andere Regionen die Arbeitsplätze erhalten und die Steuereinnahmen und wir hier die Lasten zu tragen haben", schimpfte der Landwirt.

Durch die Umwandlung von 100 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche in Kompensationsfläche gingen der Region rund 400 000 Euro Umsatz und zwei bis drei Arbeitsplätze in der Landwirtschaft verloren, so seine Berechnung. Die Wertschöpfung in der Folge der Verarbeitung der Produkte sei deutlich höher und die dort in weiteren verbindenden Bereichen angesiedelten Arbeitsplätze würden noch einmal das Dreifache ausmachen. Kamps schätzt, dass bei dem Kompensationsprojekt in Hemmoor die Wertschöpfung eines mittelständischen Betriebes mit 15 bis 20 Arbeitsplätzen stillschweigend verloren ginge. "Ein versprochener Wanderweg kann den Tourismus sicherlich nicht ankurbeln", meint Kamps. Und weiter: "Es ist für mich auch nicht nachvollziehbar, warum sich eine Samtgemeinde um ein solches Projekt bewirbt." Hinzu komme noch, dass es im Cuxland bzw. im Elbe-Weser-Gebiet eine Vielzahl von Infrastrukturprojekten gebe, die die Kompensationsfläche dringend benötigten. Kamps nennt in diesem Zusammenhang die Häfen in Cuxhaven und Stade, die Küstenautobahn und die On- und Offshore-Windkraft. "Die aus landwirtschaftlicher und auch naturschutzfachlicher Sicht dafür besonders geeigneten Flächen sind knapp und müssen sparsam und umsichtig verplant werden." Er sieht das Projekt Hemmoor noch nicht unter Dach und Fach. "Nur weil die NLG die Fläche erworben hat, bekommt sie ja nicht alle Wünsche erfüllt." Er frage sich, ob die Hemmoorer Pläne überhaupt in das Gesamtkonzept der Region passen. "Das Projekt ist mit der heißen Nadel gestrickt", so Kamps. Die aufwändige Verlagerung eines Schutzgebietes koste Geld und helfe keinem, auch nicht der Natur, meinte der Kreislandwirt. Die Niedersächsische Landgesellschaft solle sich wieder auf ihre originären Aufgaben konzentrieren und nicht "als Sammler von Kompensationsflächen auftreten".

Von Frauke Heidtmann

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