Der Basdahler Rainer Leive hat sich jahrzehntelang für Deich- und Küstenschutz eingesetzt. Deshalb wird die Einweihung des Sturmflutdenkmals, das von dem 2018 verstorbenen Künstler Gerd Rehpenning in Zusammenarbeit mit dem Hesedorfer Kunstschmied Ralf Schiefbahn geschaffen wurde, am heutigen Dienstag in Freiburg an der Elbe für den 75-jährigen Basdahler ein emotionaler Moment sein. Foto: Schmidt
Der Basdahler Rainer Leive hat sich jahrzehntelang für Deich- und Küstenschutz eingesetzt. Deshalb wird die Einweihung des Sturmflutdenkmals, das von dem 2018 verstorbenen Künstler Gerd Rehpenning in Zusammenarbeit mit dem Hesedorfer Kunstschmied Ralf Schiefbahn geschaffen wurde, am heutigen Dienstag in Freiburg an der Elbe für den 75-jährigen Basdahler ein emotionaler Moment sein. Foto: Schmidt
Historie

Küsten- und Wasserhistoriker Rainer Leive in Freiburg/Elbe

18.06.2019

FREIBURG. Am Dienstag, 18. Juni, stellt der Vorstand des Vereines Kornspeicher in Freiburg/Elbe seinen Mitgliedern, Sponsoren und der Öffentlichkeit die Umgestaltung der Außenanlage vor.

Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr mit der Einweihung eines Sturmflutdenkmals, das der im vergangenen Jahr verstorbene Mulsumer Künstler Gerd Rehpenning in Zusammenarbeit mit dem Hesedorfer Kunstschmied Ralf Schiefbahn geschaffen hat. Für den Basdahler Wasser- und Küstenhistoriker Rainer Leive ist die Veranstaltung ein emotionaler Moment, hat er doch vor fast zehn Jahren gemeinsam mit dem Künstler die Idee zu dem Denkmal entwickelt. Warum diese Begegnung mit Rehpenning nicht nur mit Goethes "Faust II", sondern auch mit Leives großem Engagement für Küsten- und Deichschutz zu tun hat, erzählt der 75-jährige Privatgelehrte im Gespräch mit unserer Zeitung.

Gerd Rehpenning und Leive hatten den einmal gefassten Gedanken für das Denkmal nie aufgegeben, obwohl sich der ursprünglich angedachte Standort in der Samtgemeinde Lühe in Gründeich aus vielerlei Gründen nicht realisieren ließ. Doch Rehpenning und Leive ließen sich nicht entmutigen: "Wir wussten, dass durch die Gedenkveranstaltungen zu den Jahrestagen der Sturmfluten vom 16. Februar 1962, 3. Januar 1976 und 24. Dezember 1717 in der Bevölkerung das Interesse für die Deichsicherheit geweckt werden würde", sagt Leive.

"Vision des Faust"

"Die Gedenkveranstaltung im Freiburger Kornspeicher aus Anlass des 300. Jahrestags der Weihnachtflut von 1717, bei der die Skulptur in Verbindung mit historischen Deichartefakten aufgestellt wurde, war für Gerd Rehpenning und für mich eine große Freude", so der Basdahler.

Gerd Rehpenning, Jörg Petersen, Vorsitzender des Vereins Kornspeicher Freiburg/Elbe, und Leive schmiedeten schließlich die Idee, das Sturmflutdenkmal im Außenbereich des Kornspeichers aufzustellen. Dass die berühmte "Vision des Faust" aus Goethes Klassiker in dem Sturmflutdenkmal, das an 18 Katastrophenfluten erinnert, ihren Widerhall findet, hat direkt mit Leives Forschungsarbeit zu tun: Denn er ist nach dem Studium historischen Kartenmaterials und anderer Quellen in diversen Archiven davon überzeugt, dass sich Goethe durch die Tod bringende, schwere Sturmflut von 1825 zu mehreren gewichtigen Gedanken in "Faust II" inspirieren ließ.

Denn Goethes aus Winsen stammender Freund Eckermann habe dem Schriftsteller nach Weimar von den anschließenden Deichbauarbeiten berichtet, betont Leive. "Was Eckermann Goethe beschrieben hat, ist Deichbau am Grünendeicher Elbufer. Für Leive ist es auch unstrittig, dass Goethe am Schluss von ,Faust II' der sterbenden Titelfigur mit den Zeilen ,Ein Sumpf zieht am Gebirge hin, verpestet alles schon Errungene ...' ein Postulat zur Absicherung gegen Naturgewalten in den Mund legte und dabei Gegebenheiten des Alten Landes mit einfließen ließ", wie es dazu in einem Bericht des "Stader Tageblatts" aus dem Jahre 2010 unter Berufung auf Leives Forschungen heißt.

"Nachdem ich mich seit Jahrzehnten für den Deich- und Küstenschutz einsetze, kann ich heute zurückblickend sagen, es hat sich gelohnt, die Sinne für den Deichschutz ein wenig geschärft zu haben", sagt Leive mit Blick auf die heutige Einweihung des Denkmals.

Das Thema Wasser begleitet den Basdahler sein Leben lang, wenn auch aus vielerlei Perspektiven: Als Technischer Regierungshauptsekretär bei der Bundeswehr leitete er viele Jahre lang den ehemaligen Pionierübungsplatz in Steinkirchen/Grünendeich, später arbeitete er in der Wehrgeologie in Oldenburg und der Standortverwaltung der Bundeswehr Schwanewede, wo er 2004 für seine ehrenamtlichen und dienstlichen Leistungen mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet wurde. "Die Auszeichnung mit dem ,Goldenen Hecht' 2017 Kategorie Regionalgeschichte, bedeutet mir, mit Bezug auf unsere Region ebenso viel", betont Leive.

Der Schatz der "Gottfried"

Leive hat sich durch seine langjährige Forschungsarbeit den Ruf eines Privatgelehrten erworben, der auch in höchsten Wissenschaftskreisen wie der renommierten Stiftung Preußischer Kulturbesitz Anerkennung gefunden hat. Vor allem seine Forschungen um das 1822 in der Elbmündung gesunkene Schiff "Gottfried" haben die Fachwelt beeindruckt. Die "Gottfried" hatte eine wertvolle Fracht an Bord: kostbare antike ägyptische Fundstücke, die für den preußischen König Friedrich Wilhelm III. bestimmt waren. Der preußische Adlige, Offizier und Altertumsforscher Freiherr Menu von Minutoli hatte die Fundstücke zum Teil selbst ausgegraben.

Leives Mitarbeit an einem interdisziplinären Forschungsprojekt zur Geschichte der ägyptischen Sammlungen in Berlin erhielt für ihn den "Wert eines Lebensziels", wie er mit Blick auf den legendären Schatz der "Gottfried" heute sagt.

Unermüdlicher Spurensucher

"Bei meinen Recherchen in deutschen und europäischen Archiven fand ich oftmals Archivalien, die in keinem direkten Zusammenhang mit der ,Gottfried' standen, und in meinem "Beifangarchiv" landeten", sagt der unermüdliche Spurensucher aus Basdahl. Die Nachbereitung dieser Quellen werde Teil einer geplanten Dokumentation. In seinem "Beifangarchiv" landeten auch historische Quellen über die Geschichte der Kopten. "Diese auch in Zukunft mit dem koptischen Bischof Anba Damian im Kloster Brenkhausen zu teilen, dazu habe ich Ende Juli, auf den 12. Tagen der Ägyptologie wieder die Gelegenheit", hat sich Leive für die Zukunft vorgenommen.

Von Thomas Schmidt

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