Küstenautobahn: Die A 20 kommt in Fahrt
KREIS CUXHAVEN. Die Planung für den Cuxland-Teil der Küstenautobahn nimmt Fahrt auf. Das Bundesverkehrsministerium hat jetzt für die 6,7 Kilometer lange Trasse zwischen Wesertunnel und der A 27 bei Stotel sein Okay gegeben.
Der sogenannte Gesehen-Vermerk geht diese Woche an die Landesbehörde für Straßenbau. Das teilte Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann der Nordsee-Zeitung mit.
Damit könnte Ende 2019/Anfang 2020 die Planfeststellung starten. Für den CDU-Politiker, der das Projekt A 20 seit 15 Jahren unermüdlich vorantreibt, wird 2019 ein entscheidendes Jahr. Im September, hofft er, soll auf der anderen Weserseite, zwischen Westerstede und Jaderberg, der erste Spatenstich für die A 20 gesetzt werden. "Dann", freut er sich, "wird die Autobahn zu sehen sein". Ein Signal an alle, auch die Kritiker, dass das Milliardenprojekt - die Kosten für die 114 Kilometer zwischen der A 28 und der Elbe werden derzeit auf 1,7 Milliarden Euro geschätzt - nun wirklich ins Rollen kommt. Die A 20 soll einmal Skandinavien, Polen und das Baltikum mit dem Ruhrgebiet und den Benelux-Staaten verbinden. Und das - das ist das Wichtigste - am Nadelöhr Hamburg vorbei.
Seit die A 20 in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wurde und in der Regierungskoalition in Hannover schwarze Autobahn-Fans die grünen Bremser abgelöst haben, hat sich einiges getan. Inzwischen stecken drei der sieben Bauabschnitte zwischen Westerstede und Drochtersen im Planfeststellungsverfahren, für den Abschnitt 1 zwischen Westerstede und Jaderberg gibt's einen Beschluss. Eigentlich sind es sogar acht Bauabschnitte: Der Abschnitt 4, der durch das Cuxland führt, ist noch mal geteilt worden.
Hintergrund sei, so Ferlemann, dass die 16 Kilometer zwischen Stotel und Heerstedt weit schwieriger umzusetzen seien. Vor allem die Anbindung an die A 27 an der Abfahrt Bremerhaven-Süd mit ihren Brücken-Bauwerken sei vom Bau her eine riesige Herausforderung. Zumal die Anbindung an die Gewerbegebiete in Bremerhaven und Loxstedt weiterhin gewährleistet sein müsse. Auch andernorts ist die Planung der Küstenautobahn alles andere als ein Kinderspiel.
In Bremervörde, wo 2012 das erste Planfeststellungsverfahren für ein Teilstück der neuen Autobahn eingeleitet wurde, brütet man immer noch über der Planung. Nach einer Flut von Einwänden gegen die 12 Kilometer lange Trasse, die im Grunde eine Ortsumgehung darstellt, wurden die Pläne noch mal komplett neu überarbeitet und sollen nun neu ausgelegt werden.
Nicht einfach dürfte auch der Bau der A 20 werden. Weite Teile der Strecke führen durch Moor-, Klei- und Marschgebiete. Extrem schwieriger Baugrund, der mit viel Sand und viel Geduld langwierig vorbereitet werden muss, damit er überhaupt tragfähig ist.
Eine Herausforderung dürfte auch der Bau des 6,5 Kilometer langen Elbtunnels werden, der die A 20 von Drochtersen aus nach Glückstadt in Schleswig-Holstein führen soll. Im nördlichsten Bundesland ist bei der A-20-Planung deutlich mehr Sand im Getriebe. Mehrfach hat das Bundesverwaltungsgericht den Weiterbau gestoppt, weil ein Seeadler-Horst und brütende Fledermäuse nicht berücksichtigt worden seien. Für den Cuxhavener Ferlemann ärgerlich. Denn der Elbtunnel könne erst dann ausgeschrieben werden, wenn das Baurecht für die Zufahrtsstraßen auf beiden Seiten, also auch zwischen Glückstadt und der A 23, in Aussicht steht.
Viel zu tun also noch für den umtriebigen Staatssekretär. Ferlemann, der nicht müde wird zu betonen, wie wichtig die A 20 für die Region ist, gibt sich gelassen: "Man braucht bei solchen Projekten einen langen Atem."
Von Inga Hansen