Seit seiner Jugend hat er eine Leidenschaft für Antiquitäten: Rudolf Mandl betreibt gemeinsam mit seiner Frau in Cuxhaven die Hess & Mandl Kunsthandel GmbH. Foto: Albert
Seit seiner Jugend hat er eine Leidenschaft für Antiquitäten: Rudolf Mandl betreibt gemeinsam mit seiner Frau in Cuxhaven die Hess & Mandl Kunsthandel GmbH. Foto: Albert
Antiquitäten

Kunstschätze bei Hess & Mandl in Cuxhaven finden

03.06.2019

CUXHAVEN. An seinem Lieblingsstück kann sich Rudolf Mandl gar nicht sattsehen. Es ist ein Biedermeier-Sekretär von 1820 mit konischer Form.

"Sehr selten und sehr edel", sagt Mandl, der seit mehr als 40 Jahren im Antiquitätengeschäft ist und seit 14 Jahren in Cuxhaven gemeinsam mit seiner Frau den Hess & Mandl Kunsthandel betreibt. Zu ihm kommen Menschen aus ganz Deutschland, um nach Schätzen Ausschau zu halten.

Es ist ein winziges Detail, das den Ausschlag gibt. Eine kaum fünf Millimeter große dunkelblaue Marke in Form eines blauen Zepters weist die Vase von 1880 als Unikat der Königlichen Porzellan Manufaktur Berlin (KPM) aus. Direkt daneben findet sich eine weitere rote Markierung in Form eines Reichsapfels - das Zeichen dafür, dass die Vase in der Manufaktur und nicht außerhalb bemalt wurde. Ohne sie hätte Rudolf Mandl die Vase nicht angekauft, mit ihr steigt der Wert der Vase von etwa 900 auf 1800 Euro an. Es sind Feinheiten wie diese, auf die der Antiquitätenhändler Rudolf Mandl achtet, wenn er Stücke begutachtet, ihren Wert einschätzt und entscheidet, ob er sie seinen Kunden anbietet.

Bei dem Biedermeier-Sekretär war die Sache auf den ersten Blick klar, auch wenn der Schrank, der viele Jahre feucht und kalt in einem Lagerhaus gestanden hatte, in schlechtem Zustand war. Die Form selten, die Ausführung detailverliebt und hochwertig, das Holz Mahagoni. Mandl kaufte den Schrank, der ursprünglich aus einem Bremerhavener Haushalt stammte und ließ ihn aufwendig für 2000 Euro restaurieren. Eine Investition, die sich gelohnt hat, heute ist der Schrank mit seiner feinen Maserung im Holz 9000 Euro wert und eines der Schmuckstücke in der Ausstellung von Mandls Laden in der Cuxhavener Deichstraße. "Ihn zu verkaufen würde mir sehr schwer fallen, an manchen Stücken hänge ich doch sehr", sagt der 70-Jährige.

Rudolf Mandl ist selbst Sammler. Schon als junger Mann liebte es der gelernte Kaufmann, über die Flohmärkte zu schlendern und nach kleinen Schätzen Ausschau zu halten. Porzellan, Glas und hier vor allem Murano-Glas hatten es ihm schon früh angetan. "Mein Umfeld hielt mich vermutlich für einen Spinner", sagt er und lacht. Doch die Liebe zu den Schönheiten aus anderen Zeiten, brachte ihn letztlich auch mit seiner Frau Heike zusammen, die leidenschaftlich Puppen sammelte. "Das passte und passt bei uns gut zusammen", sagt Mandl. 1976 eröffneten die beiden ihren ersten eigenen Laden in Bremen. Nicht zuletzt deshalb, weil irgendwann für ihre Kostbarkeiten kein Platz mehr zu Hause war.

Die beiden hängen sich rein, Rudolf Mandl studiert Fachliteratur, bildet sich ständig fort, um erkennen zu können, was Schatz und was Trödel ist. Denn das ist mitunter gar nicht so einfach. Gerade in der Anfangszeit habe er viel Lehrgeld bezahlen müssen, erinnert sich Mandl zurück. Doch die Erfahrung schult das Auge. "Je mehr man weiß, desto mehr Spaß macht die ganze Sache", sagt er. Bis heute begutachtet der gebürtige Österreicher regelmäßig Antiquitäten in Privathaushalten, schätzt deren Wert. Bis zu 250 Kilometer fährt er zum Kunden, wenn ein Objekt sein Interesse weckt.

Leuchter und Bronze-Löwe

Doch nicht immer hat er gute Nachrichten für die Kunden. "Zu 90 bis 95 Prozent muss ich die Leute enttäuschen - manch einer hat jahrzehntelang einen Öldruck für ein kostbares Original gehalten." Dennoch finden sich immer wieder Dinge, die Mandl ankauft oder die seine Kunden anderweitig verkaufen können.

Immer wieder sind Objekte dabei, die er von Privatkunden oder von Zwischenhändlern erwirbt und die ihn begeistern. Ein alter Leuchter aus Frankreich von 1780 zum Beispiel, der bis ins Detail genau gearbeitet ist, oder ein Bronze-Löwe des französischen Bildhauers Georges Gardet, der ebenfalls einen Ehrenplatz in der Ausstellung hat. "So etwas gibt es nicht an jeder Ecke", sagt er.

Mandls Kundschaft kommt aus ganz Deutschland. Manch einer schaut jedes Jahr vorbei, wenn er in Cuxhaven Urlaub macht oder reist aus Stade und Hamburg an. Dabei sind nicht nur Wohlhabende willkommen bei "Hess & Mandl". Auch Liebhaber schöner Dinge mit schmalerem Geldbeutel können kleine Schätzchen finden. "Wir schauen immer, dass wir etwas dahaben, was man sich gut leisten kann", sagt Rudolf Mandl. Auch Gold und Schmuck wird angekauft und begutachtet. Für eine mehrköpfige Erbengemeinschaft begutachtete Mandl etwa den geerbten Schmuck, damit eine gerechte Aufteilung möglich wurde, andere Kunden bringen Altgold zum Verkaufen.

Eine Stammkundin, die immer wieder gerne vorbeischaut, ist Marianne Chania. Die ältere Dame hat heute eine Silbermünze dabei, die sie beim Aufräumen in einer Schublade gefunden hat. "Mein Mann hat viel gesammelt, ist jetzt aber schon viele Jahre tot", sagt sie. Rudolf Mandl prüft und wiegt die Münze, für die 26 Gramm bekommt Marianne Chania am Ende fünf Euro. "Haben oder nicht haben", sagt sie und lacht. Wichtig bei der Abwicklung ist Rudolf Mandl und seiner Frau absolute Transparenz. Wer etwas verkaufen möchte, muss sich ausweisen und die Daten werden gespeichert. Nur so lässt sich jeder Ankauf zurückverfolgen.

"Dachbodenfunde"

Insgesamt sind aus Rudolf Mandls Sicht die goldenen Zeiten des Antiquitätenhandels vorbei. In den 80er- und 90er Jahren habe es einen wahren Boom gegeben, mittlerweile sei das jedoch abgeflacht, auch die "Dachbodenfunde" in Privathaushalten seien deutlich seltener geworden. Dennoch gibt es aber nach wie vor viele Liebhaber antiker und schöner Dinge - eine Anlaufstelle für sie ist der Laden von Rudolf und Heike Mandl. "Wir sind aber ein kleiner werdender Kreis", sagt Heike Hess-Mandl, doch nach wie vor lieben die beiden ihre Arbeit, denken auch mit über 70 Jahren noch lange nicht ans Aufhören. Erst vor anderthalb Jahren hat das Paar die Geschäftsräume deutlich vergrößert. Aus Überzeugung, wie sie sagen: "Antiquitäten sind unser Leben."

Von Martina Albert

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