Die geplante Kooperation zwischen Eurogate und der Hamburger Umschlaggesellschaft HHLA wird kritisch verfolgt. Dass am Verhandlungstisch jetzt die Hamburger die Mehrheit haben, vergrößert die Sorgen in Bremerhaven und Bremen. Foto: Scheer
Die geplante Kooperation zwischen Eurogate und der Hamburger Umschlaggesellschaft HHLA wird kritisch verfolgt. Dass am Verhandlungstisch jetzt die Hamburger die Mehrheit haben, vergrößert die Sorgen in Bremerhaven und Bremen. Foto: Scheer
Bestimmen die Hamburger?

Mögliche Fusion von Eurogate und HHLA: Sorge in Bremerhaven

15.09.2020

BREMERHAVEN. Die Verhandlungen über eine Fusion von Eurogate und HHLA werden in Bremen und Bremerhaven mit Sorge verfolgt.

Über die Zukunft des Hafens in Bremerhaven redet auch einer mit, der als ehemaliger Bahnchef und Ehemann einer TV-Köchin oft in den Schlagzeilen war: Rüdiger Grube. Der ist inzwischen Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger Umschlaggesellschaft HHLA und sitzt mit am Tisch, wenn Eurogate und HHLA über Kooperation oder gar Fusion verhandeln. An der Weser stößt es sauer auf, dass neben Grube auch sonst fast nur Hamburger mitreden.

"Da verhandeln Hamburger mit den Hamburgern", hieß es in Kreisen der Bremer Koalitionäre. Es gibt hinter den Kulissen ein großes Unbehagen bei den Koalitionsgesprächen. Dass die angesichts der Marktmacht der Reeder und der starken Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen Sinn machen, wird kaum bezweifelt. In die Kritik gerät aber immer wieder die Landesregierung, die auch nach Ansicht der Hafenwirtschaft deutlicher Flagge zeigen müsste und die in einer transparenten Diskussion stärker die Interessen Bremerhavens und Bremens darstellen müsste.

Bücher werden angeschaut

Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) wird nicht müde zu unterstreichen, dass sie die Verhandlungen immer im Blick hat. "Der Senat als Hauptaktionär einer der beteiligten Muttergesellschaften wird den Fortgang der Gespräche weiterhin eng begleiten", sagte sie auf Nachfrage. Gleichwohl: Hinter den Kulissen wird kritisiert, dass es seitens des Senats keine begleitende Arbeitsgruppe gebe und auch keine beauftragten Wirtschaftsexperten. Dabei soll es schon lange nicht mehr nur Gespräche zwischen HHLA und Eurogate geben. Angeblich sind gegenseitig Wirtschaftsprüfungsunternehmen beauftragt worden, sich die Bücher der Unternehmen anzuschauen.

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Angesichts dieser Sorgen nährte die Liste der Verhandlungsteilnehmer, die jetzt durchsickerte, wieder die Zweifel an der Weser: Die Hamburger Seite ist in der Mehrheit. Demnach gehören dazu aufseiten der Hamburger HHLA die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath und der Aufsichtsratsvorsitzende Rüdiger Grube. Eurogate werde vertreten durch die Geschäftsführer Thomas Eckelmann, Marcel Egger und Michael Blach. Betrachtet man BLG-Vorstand und Eurogate-Chef Michael Blach als Bremer, so werden die anderen Eurogate-Vertreter durchweg als Hamburger eingestuft. Eckelmann leitet seit den 80er-Jahren das Hamburger Umschlagunternehmen Eurokai. Mit der BLG gründete er 1999 die gemeinsame Tochter Eurogate. Marcel Egger, der bei Eurogate für die Finanzen zuständig ist, kommt ebenfalls aus der Hamburger Eurokai-Gruppe.

Kein Grund für Misstrauen

Aber haben die wirklich nur eine "Hamburger Brille" auf? Dass es Sorgen in der Wirtschaft und in der Politik gibt, kann Andreas Hoetzel nachvollziehen. Der ehemalige BLG-Sprecher, der jetzt für Eurogate und HHLA das Kooperationsprojekt als Sprecher begleitet, versichert, dass es keinen Grund gebe, einer Seite zu misstrauen.

"Alle wissen, das kriegt man nur gemeinsam hin, und niemand will den anderen über den Tisch ziehen", betont er. Es werde nicht gelingen, ein Gegengewicht zu den Westhäfen und zur Macht der Reeder zu schaffen, wenn Hamburg und Bremen gegeneinander ausgespielt würden.

Die Eurogate-Vertreter, zu denen laut Hoetzel auch BLG-Chef Frank Dreeke als Eurogate-Aufsichtsratsvorsitzender gehöre, würden sich nicht als "Hamburger" empfinden, betont der Sprecher. Sie hätten Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg im Blick. "Die Interessen des Landes Bremen sind gut vertreten", betont er.

Die in der "Bremischen Hafenvertretung" (BHV) organisierte Hafenwirtschaft, die sich bereits im Juni mit kritischen Fragen an die Öffentlichkeit gewendet hatte, hat klare Erwartungen an die Verhandlungen: "Selbstverständlich gehen wir davon aus, dass derartige Gespräche auch paritätisch besetzt sind und inhaltlich mit den Gesellschaftern eng abgestimmt werden."

Von Klaus Mündelein

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