Die Notunterkunft in Altenwalde, die 2015 errichtet wurde, soll dieses Mal nicht genutzt werden, wenn Flüchtlinge aus Moria in die Stadt kommen. Foto: Reese-Winne
Die Notunterkunft in Altenwalde, die 2015 errichtet wurde, soll dieses Mal nicht genutzt werden, wenn Flüchtlinge aus Moria in die Stadt kommen. Foto: Reese-Winne
Stadt beziffert Kapazitäten

Nach Brand auf Lesbos: Cuxhaven könnte Flüchtlinge aus Moria aufnehmen

14.09.2020

CUXHAVEN. 50 Flüchtlinge könnten in Stadt und Landkreis Cuxhaven aufgenommen werden. Dieses Signal schicken Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) und Sozialdezernent Friedhelm Ottens (SPD) nach Berlin.

 "Wir senden mit dieser Bereitschaft ein deutliches Signal nach Hannover und Berlin", sagt Oberbürgermeister Uwe Santjer. Er könne angesichts der humanitären Katastrophe auf der griechischen Insel Lesbos nicht nur am Rand stehen und zugucken. 

Santjer findet emotionale Worte für seine Haltung. "Es geht hier darum, Menschenleben zu retten", betont er. Auf der griechischen Insel war am vergangenen Mittwoch das Flüchtlingslager "Moria" abgebrannt, 13.000 Menschen sind jetzt obdachlos. Inzwischen beschuldigt die griechische Regierung die Flüchtlinge, das Feuer selbst gelegt zu haben. 

Bundesregierung will bald entscheiden

Die deutsche Regierung kündigte am Montag an, bald eine Entscheidung über die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen treffen zu wollen. Es handele sich um eine außergewöhnliche Notlage so Regierungssprecher Steffen Seibert. Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Freitag gesagt, er wolle zwischen 100 und 150 unbegleitete Minderjährige aufnehmen. Seibert sprach am Montag auch von Familien mit Kindern, deren Lage entsetzlich sei. Der Bund entscheidet, wie viele Menschen nach Deutschland kommen dürfen und weist diese dann den Ländern und Kommunen zu.

In Cuxhaven bestätigt auch der Sozialdezernent des Landkreises, Friedhelm Ottens (SPD) die Überlegungen für die Aufnahme von Flüchtlingen. "50 Menschen könnten wir ganz gut abwickeln", so Ottens. Anders als während der Flüchtlingswelle 2015 würden die Menschen dieses Mal aber wahrscheinlich in Wohnungen untergebracht. "Dabei achten wir darauf, dass die Wohnungen möglichst zentral liegen, damit die Menschen mobil sein können", so Ottens. Auch für den Fall, dass Flüchtlinge mit dem Corona-Virus infiziert seien, habe man genügend Wohnraum, in dem die Menschen zunächst isoliert werden könnten. "Wir haben als Stadt immer Wohnungen angemietet für Menschen, die zu uns kommen", sagt Ottens. 

Wohnungen stehen zur Verfügung

Aktuell stehen nach Zahlen des Sozialamtes in der Stadt drei Wohnungen frei, zudem seien sechs weitere zwar bereits gekündigt, könnten aber reaktiviert werden. Insgesamt bewirtschafte der Landkreis 53 Wohnungen für Geflüchtete. Fünf Wohnungen werden zum ersten Oktober zurück an die Vermieter gegeben, sie hatte der Landkreis für fünf Jahre angemietet. 

Santjer betont, dass neben der Unterbringung auch die Begleitung der Menschen sichergestellt sein würde. "Wir haben ein hervorragendes Netzwerk von Hilfsorganisationen in der Stadt. Ich bin überzeugt, dass wir das hinbekommen", so Santjer. Bereits 2015 habe es einen großen Schulterschluss innerhalb der Bevölkerung gegeben, der noch immer funktioniere - trotz auch mancher schlechter Erfahrung. "Es gelingt leider nicht bei allen, dass sie die deutsche Sprache lernen. Da müssen wir schauen, wie wir Hilfsangebote schaffen, damit alle deutsch lernen", nennt er ein Beispiel.

Auf der anderen Seite treffe er immer wieder Menschen aus der Notunterkunft in Altenwalde, die jetzt als Arbeitnehmer in Cuxhaven einen wichtigen Beitrag leisteten. "Ich würde gerne runter kommen von der Debatte, dass da immer nur Leute kommen, die auf Kosten anderer hier leben möchten", betont Santjer. Ihm gehe es um das politische Signal, in einer Notsituation Hilfe zu leisten. "Lebensrettende Maßnahmen um die es hier geht, haben nichts damit zu tun, wo jemand her kommt", so Santjer abschließend. 

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