Ein Blick aus der Vogelperspektive auf zwei Gespanne im Wattenmeer vor Cuxhaven. Die Touren in dieser Naturlandschaft sind für Mensch und Tier immer eine Herausforderung. Foto: Schröder
Ein Blick aus der Vogelperspektive auf zwei Gespanne im Wattenmeer vor Cuxhaven. Die Touren in dieser Naturlandschaft sind für Mensch und Tier immer eine Herausforderung. Foto: Schröder
Sieben Verletzte

Nach Wattwagen-Unfall in Cuxhaven: Neue Details zum Vorfall

04.09.2019

CUXHAVEN. Nach dem Wattwagen-Unfall im Watt zwischen Neuwerk und Sahlenburg werden immer mehr Details bekannt. Mittlerweile ist der Unfallhergang ebenso klar wie der Ablauf nach dem Vorfall.

Für sechs Passagiere und eine Kutscherin wurde am Mittwochmorgen eine Wattwagenfahrt zum Albtraum. Ein Pferd ging durch, die Kutsche kippte mitten im Wattenmeer um. Vier Menschen erlitten leichte Verletzungen. Zwei Menschen kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.

Rad rollt durch Loch

Der Unfall ereignete sich gegen 10 Uhr im Gebiet zwischen Sahlenburg und Neuwerk zwischen den Rettungsbaken 6 und 7, erklärte Frank Switala von der Berufsfeuerwehr Cuxhaven. Nach Angaben des Hamburger Polizeisprechers Daniel Ritterskamp war der Wattwagen auf dem Weg von Cuxhaven nach Neuwerk gewesen. Als das Gespann auf Höhe einer entgegenkommenden Wattwagen-Kolonne war, habe eines der Pferde gescheut. Ein Wagenrad sei durch ein Loch im Wattboden gerollt. Daraufhin sei das Pferd durchgegangen und nach rechts gezogen. Anschließend habe das Tier einen Bogen nach links geschlagen, woraufhin die Kutsche umgerissen worden sei. Sechs Fahrgäste und die Fahrerin seien aus der Kutsche geschleudert worden. Unbestätigten Informationen zufolge soll das Pferd, das in Panik geriet, noch jung sein. Es soll den umgestürzten Wattwagen noch etwa 30 Meter hinter sich her geschleift haben. Das konnte Polizeisprecher Ritterskamp allerdings nicht bestätigen.

Mit Unimog an Land

Die vier leichtverletzten Personen seien mit der entgegenkommenden Kolonne nach Cuxhaven gefahren. Die beiden Schwerverletzten wurden mit dem Unimog der Cuxhavener Wattrettung nach Sahlenburg gebracht und kamen anschließend mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Unmittelbar nach dem Unfall war auch ein Hubschrauber im Einsatz. Der Notarzt habe aber entschieden, dass keiner der Verletzten mit dem Helikopter befördert werden müsse, so Ritterskamp.

Rippenbrüche und Prellungen

Einer der beiden Schwerverletzten, ein 68-jähriger Mann, zog sich Rippenbrüche zu. Die zweite schwer verletzte Person, eine Frau, erlitt heftige Prellungen. Auch die vier leicht verletzten Fahrgäste hätten überwiegend Prellungen davongetragen, hieß es. Das bestätigte auch Frank Switala von der Berufsfeuerwehr: "Am Kopf waren keine Verletzungen festzustellen." Vielmehr seien Blessuren an Armen und Schultern zu sehen gewesen. Die Fahrerin habe sich ebenfalls leicht verletzt. Sie sei aber vor Ort geblieben und habe keinen Arzt aufgesucht. "Die Pferde blieben augenscheinlich unverletzt", so Polizeisprecher Ritterskamp. Die Wasserschutzpolizei ermittelt weiter. Sie beschlagnahmte den Wattwagen. Nach Angaben von Switala ist der Wagen nach dem Unfall aufgerichtet und mit einem Trecker aus dem Watt geschleppt worden.

Risiko fährt immer mit

In den Wattkutschen fährt das Risiko immer mit. Unfälle gab es auch schon in der Vergangenheit: Im Februar dieses Jahres gingen auf der Insel Neuwerk die Pferde eines Wattwagens durch. Der Fahrer und drei Passagiere wurden herausgeschleudert und verletzten sich. Am Unfallort bot sich ein Bild der Zerstörung, die nicht fest verankerten Wagen-Bänke waren in alle Richtungen verstreut. Ein Rettungshubschrauber brachte eine 52-jährige Frau und einen 63-jährigen Mann ins Klinikum Reinkenheide, für einen weiteren Passagier ging es mit dem Notarzt auf dem Seenotrettungskreuzer "Anneliese Kramer" ins Cuxhavener Krankenhaus. Die zwei Pferde blieben unverletzt.

Pferde außer Rand und Band

Im Juli 2017 gerieten in Sahlenburg auf der Nordheimstraße die Pferde eines Wattwagens außer Rand und Band. Sie brachen durch einen Zaun und verletzten sich dabei. Personen kamen nicht zu Schaden. Eine junge Frau, die auf dem Kutschbock saß, kam mit dem Schrecken davon.

Priele in der Diskussion

Wenn es um die Sicherheit bei Wattwagenfahrten geht, spielen auch die Priele eine Rolle. Seit dem Sommer 2018 müssen immer mal wieder Wattkutschen vor dem "Duhner Loch" umdrehen. Der Wasserstand im Priel ist dann so hoch, dass die Pferde und die gelben Wagen ihn nicht mehr passieren können.

Hoher Betrieb

In der Regel pendeln 59 Kutschen täglich zwischen Neuwerk und dem Festland, 14 von der Insel und 45 von Sahlenburg und Duhnen aus. Die Kutscher benötigen für die Wattfahrten eine besondere Erlaubnis der Stadt Cuxhaven, die Erfahrung und tiefergehende Kenntnisse erfordert (siehe untenstehende Zusatz-Information). (jok/mak/ja/fw)

Wattkutscher brauchen Fahrerlaubnis:

Wer im Wattgebiet mit einem Wattwagen Personen befördert, braucht eine Fahrerlaubnis der Stadt Cuxhaven. Das regelt die Kommune mit einer entsprechenden Verordnung.

Die Fahrerlaubnis kann in drei Stufen als Beifahrer-Erlaubnis, als Selbstfahrer-Erlaubnis oder als Hauptfahrer-Erlaubnis erteilt werden. Für letztere wird ein besonderes Maß an Erfahrungen und Kenntnissen vorausgesetzt. Die Erlaubnis wird für eine Dauer von nicht mehr als fünf Jahren, ab dem 65. Lebensjahr für eine Dauer von nicht mehr als zwei Jahren erteilt. Sie kann auf Antrag der Inhaberin oder des Inhabers verlängert werden. Sie kann mit Auflagen versehen werden und ist widerruflich.

Die Fahrerlaubnis wird nur erteilt, wenn die Fahrerin oder der Fahrer gesundheitlich geeignet und zuverlässig ist, sowie die erforderlichen Wattkenntnisse und Erfahrungen in der Wattwagenfahrt besitzt. Die Stadt kann bei begründeten Zweifeln an der gesundheitlichen Eignung ein ärztliches Zeugnis verlangen. Ab Vollendung des 65. Lebensjahres ist ein ärztliches Zeugnis Voraussetzung für eine Verlängerung.

Bevor jemand die Erlaubnis erhält, ist immer auch die Wattwagenkommission anzuhören.

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