Nachruf: Cuxhavener Kapitän ist auf die letzte Reise gegangen
CUXHAVEN. Der Cuxhavener Kapitän Klaus Gerber, einer der letzten Überlebenden des "München"-Unglücks, ist mit 77 Jahren verstorben.
Er war einer der letzten Überlebenden der "München", des Fischereimotorschiffes der Reederei Nordsee, das im Juni 1963 vor der Ostküste Grönlands untergegangen war. Klaus Gerber hatte die Katastrophe überlebt, die die Stadt Cuxhaven damals in eine Schockstarre versetzte: 27 Besatzungsmitglieder waren ums Leben gekommen. Die Särge wurden später in der St.-Petri-Kirche aufgebahrt. Nur 13 Seeleute kamen mit dem Leben davon. Zusammen mit seinen Kameraden wurde Gerber aus einer leck geschlagenen Rettungsinsel geborgen.
Nun ist Klaus Gerber gestorben. Am 23. Dezember erlag er im Cuxhavener Krankenhaus im Alter von 77 Jahren den Folgen einer kurzen schweren Krankheit. Auf Feuerschiff "Elbe 1" war halbmast geflaggt. "Mit Klaus haben wir einen guten und verlässlichen Seemann verloren", sagt Vorsitzender Hermann Lohse.
Fischerei und Seefahrt ist der gebürtige Berliner trotz des Traumas weit über sein aktives Berufsleben hinaus treu geblieben. Gerber gehörte zum Gründungskreis des Cuxhavener Fischereimuseums und stand oft als Steuermann auf der Brücke des Cuxhavener Museumsschiffs, meistens zusammen mit Charly Behrensen und Dieter Weber, den Kapitänen aus der Hochseefischerei. Noch im September steuerte Gerber die "Elbe 1" mit Gästen nach Helgoland. Dann schlug die Krankheit zu. Viel Zeit zum Verabschieden blieb nicht.
Damals noch ein junger Mann von 21 Jahren, verarbeitete Gerber das tragische Schiffsunglück, indem er anschließend nicht an Land blieb, sondern weiter zur See fuhr, bis zu seinem Ruhestand als Nautiker und Kapitän auf Hochseetrawlern der Reederei Nordsee und späteren Deutschen Fischfang Union (DFFU). Sein letztes Schiff war die "Wiesbaden", auf der er als Vertretungskapitän gefahren war. Gerber war ein stiller Mann mit festen Moralvorstellungen und einem eisernen Willen. Wenn er sich etwas vorgenommen hatte, zog er die Sache durch. Er führte niemals das große Wort, lieber arbeitete er in der zweiten Reihe; dort konnte man sich aber hundertprozentig auf ihn verlassen. Der Hochseefischerei galt sein besonderes Interesse, zunächst weniger aus Leidenschaft als aus der Erkenntnis, dass sich dort ordentlich Geld verdienen ließ.
Leicht hatte es Gerber im Leben nicht. Aber er rappelte sich immer wieder auf. Aufgewachsen war er bei seiner Tante in Berlin-Neukölln, nachdem seine Mutter bei der Geburt gestorben war. Bei einem Bombenangriff war die Familie drei Tage unter den Trümmern verschüttet gewesen. Gerber überlebte. Nach der Schulzeit lernte er Elektriker. Weil er mit dem Stundenlohn von 1,71 Mark aber nicht zufrieden war, zog es ihn an die Küste, zu den "letzten Wikingern" bei der Hochseefischerei. Hier machte er seinen Weg, arbeitete sich hoch vom Decksmann bis zum Kapitän.
Auch im Privatleben hatte es Klaus nicht immer leicht. Renate, seine Frau aus zweiter Ehe, starb an den Folgen einer heimtückischen Krankheit und auch seine Tochter verlor er ebenfalls durch eine Krankheit viel zu früh.