
Nachruf für Zahntechnikmeister: Engagierter Cuxhavener mit Visionen
CUXHAVEN. Der bekannte Cuxhavener Zahntechnikermeister und Kunstfreund Herbert Stolle ist kurz vor seinem 85. Geburtstag verstorben.
Mit erfolgreich bestandener Meisterprüfung in der Tasche gründete der junge Unternehmer 1965 in seiner Heimatstadt sein erstes zahntechnisches Labor in der Heinrichstraße. In dieser Zeit war Herbert Stolle wirtschaftlich sehr erfolgreich. Er folgte dem Rat seiner Banker und Steuerberater und investierte in weitere Laboratorien. Nach Cuxhaven, Bremerhaven und Stade kamen neun weitere Standorte in Deutschland und in Italien hinzu. In Bremerhaven lernte er auch seine erste Frau Brigitta kennen, mit ihr hat er einen Sohn und eine Tochter.
In einer Atmosphäre der freien Marktwirtschaft wurde die Dental-Stolle in nur 15 Jahren mit 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu dem seinerzeit größten Dental-Labor Europas. Der repräsentative Stammsitz der Firma existiert am Feldweg 24 noch heute. Die Siedlungsgesellschaft Cuxhaven und die Ameos-Klinik sind jetzt in dem Gebäude zu Hause. Als Bauherr hat Herbert Stolle das Gebäude gemeinsam mit dem Cuxhavener Architekten Paul-Otto Gerdts entwickelt, nachdem die beiden Männer sich in ganz Deutschland etliche Laboratorien angeschaut hatten.
Herbert Stolle legte zudem großen Wert auf eine gute Ausbildung. Er wollte sich seinen eigenen qualifizierten Nachwuchs heranbilden und hat viel dafür getan. In den spätern 1980er Jahren rief er die "Gruppe 2000" ins Leben. Dort kamen die besten seiner Azubis aus allen seiner Zweigstellen zusammen. Der weitsichtige Unternehmer ließ ihnen Fortbildungen unter anderem an der Universitätsklinik in Aachen zu Teil werden. Selbst nach Italien schickte er den Nachwuchs.
Während seiner langen Karriere hat er auch für Zahnärzte und Zahntechniker anderer Unternehmen in Cuxhaven Fortbildungen angeboten. Das "Nordsee-Seminar" fand gleich mehrfach in der Döser Kugelbake-Halle statt. Herbert Stolle holte dafür das "Who is Who" aus der Wissenschaft an die Cuxhavener Küste. Aus Verbundenheit zur Bundesmarine organisierte er eine Reihe von "Herbsttagungen" für Sanitätsoffiziere der Zahnmedizin.
Nach der Gesundheitsreform und anderen wirtschaftlichen Einflüssen meldete die Firma Dental-Stolle im Jahr 2003 Insolvenz an. Herbert Stolle sprach in dieser Zeit oft von der "Entmündigung des Zahntechnikerhandwerks" und gründete mit gleichgesinnten Kollegen den "Freien Verband Zahntechnischer Laboratorien e.V.", dessen Bundesvorsitzender er bis zu seinem Tode blieb. Herbert Stolle war ein sehr umtriebiger Mann mit vielen guten Ideen. Er engagierte sich in der Kunst wie in der Politik. Er war Mitglied in der CDU und war in verschiedenen Vereinen aktiv.
Mit einer Reihe von Sportfreunden gründete er einst den Küstengolf-Club Hohe Klint. Noch mit über 80 Jahren zog es ihn gelegentlich auf das Grün. Als Caddy an seiner Seite war stets Hanne Veit dabei, seine beste Freundin und Lebenskameradin. Mit ihr engagierte er sich bis zuletzt auch als Vorsitzender des Vereins "Künstlerhaus im Schlossgarten" (KiS e.V.).
Doch eines war Herbert Stolle dabei immer immens wichtig: "Die Bürgerinnen und Bürger sind der Souverän und die Politiker sind ihre auf Zeit gewählten Vertreter." Als solche hätten sie transparent und für alle nachvollziehbar zu handeln. Herbert Stolle engagierte sich in seinen letzten Lebensjahren auch bei Transparency International Deutschland. Dort wirkte er unter anderem an einem Antikorruptionsgesetz mit.
Familie, Freunde und Wegbegleiter trauern um einen liebevollen Vater, weisen Berater und engagierten Cuxhavener. Nach der Corona-Pandemie wird Herbert Stolle auf See beigesetzt.
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