
Neues Reedereizentrum in Cuxhaven: Bund konzentriert die Kompetenzen
CUXHAVEN. Mitte August wird das neu gegründete (Bundes-)Reedereizentrum für Nord-und Ostsee den bis dahin grundrenovierten Radarturm neben der Alten Liebe in Cuxhaven beziehen. Was wird sich ändern?
Von den Mitarbeitern an den 16 Arbeitsplätzen wird in Zukunft die gesamte Notfallflotte der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), besonders die großen Mehrzweckschiff und Notschlepper, gemanagt.
Damit entstehe die größte Reederei Cuxhavens, bemerkte der Vorsitzende Arne Ehlers im Rahmen einer Video-Vortragsveranstaltung des Nautischen Vereins, die 27 Interessierte am heimischen Bildschirm verfolgten.
Künftige Flotte vorgestellt
Der Leiter der neuen Behörde, Michael Heidbrink (57) und der nautische Inspektor Alexander Kunz (34) stellten die neue Behörde und deren künftige Flotte vor.
Die dem Bundesverkehrsministerium unterstellte WSV bündelt in der neuen Behörde zum ersten Mal alle Kompetenzen zum Betrieb der eigenen Flotte, die sowohl die großen Mehrzweckschiffe "Neuwerk", "Mellum", "Scharhörn" und "Arkona" als auch die eingecharterten Notschlepper "Nordic", "Baltic" und "Bremen Fighter" umfasst. Zur Flotte gehören außerdem zwei Ölauffangschiffe.
Kosten sparen
Es ginge weniger darum, die Schnelligkeit zum Beispiel bei Noteinsätzen und größeren Gefahrenlagen zu erhöhen, sagte Heidbrink. Ziel sei es vielmehr durch die künftig zentrale Aufgabensteuerung Kosten zu sparen und die Einsatzbereitschaft der Spezialschiffe im Alltag aber auch bei besonderen Schadenslagen zu erhöhen.
Denn die Bereederung allein der vier großen Spezialschiffe, die verschiedene Aufgaben von Notschleppen über Brand-und Ölbekämpfung bis zu Eisbrechen wahrnehmen können, sei eine komplexe Angelegenheit. Außerdem wolle der Bund in Zukunft drei eigene Notschlepper bauen, die dann auch von seiner Behörde in Cuxhaven bereedert würden. Und noch eine Besonderheit: Alle drei geplanten typengleichen Neubauten von Mehrzweckschiffen würden mit LNG-Antrieb (Flüssiggas) ausgerüstet. Das sei eine politische Vorgabe, so Heidbrink, mit der der Bund seiner Vorreiterrolle beim Klimaschutz Rechnung trage. Als die Schiffe geplant worden seien, habe man im Bereich LNG die Zukunft gesehen, Wasserstoffantrieb sei damals noch nicht auf dem Schirm gewesen. Eventuell würde die Planung daher noch einmal angepasst.
Derzeit 230 Mitarbeiter
Bislang wurden die Schiffe durch die drei Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter Weser-Jade-Nordsee, Elbe-Nordsee und Ostsee bereedert. Zum neuen Reedereizentrum der WSV zählen aktuell rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die in den Fachbereichen Nautik, Technik und Administration arbeiten. Hinzu kommt das Bordpersonal mit gut 200 Beschäftigten.
Um auch die geplanten Notschlepper-Neubauten mit eigenem Personal besetzen zu können, werde man die Personalstärke in Zukunft deutlich ausbauen. Und um das bestehende Nachwuchsproblem insbesondere bei Nautikern und Deckspersonal in den Griff zu bekommen, denken Heidbrink und Kunz über eigene Ausbildungsgänge nach, die in Zusammenarbeit mit hiesigen Seefahrtschulen realisiert werden sollen.
Die Anforderungen an das Schiffspersonal seien aufgrund der Aufgabenvielfalt und des Sicherheitsstandards sehr hoch, so Kunz. Das erste der neuen Spezialschiffe wird 2023 den Betrieb aufnehmen, das zweite ein Jahr später und das dritte Schiff im Jahr 2025. Gleichzeitig werden die bisherigen Mehrzweckschiffe "Scharhörn" (Baujahr 1974), "Mellum" (1984), und "Neuwerk" (1998) nacheinander ersetzt. Die "Arkona" (2004) wird noch bis 2030 weiter fahren.
Was hat sich geändert?
- Die vier Mehrzweckschiffe der drei Wasserstraßen-und Schifffahrtsämter an Nord- und Ostsee und die Notfallschlepper werden erstmals von einer neu geschaffenen Behörde in technischen und personellen Belangen zentral gemanagt.
- Die neue Behörde heißt Reedereizentrum des Bundes.
- Sitz ist Cuxhaven.
- Aufwuchs ab August 2021 im ehemaligen Radarturm Cuxhaven.
- Mitarbeiter: 30 in der Administration in Cuxhaven und an anderen Einsatzstellen.
- Zusätzlich gut 200 auf den Mehrzweckschiffen.
- Geplant sind drei Notschlepperneubauten ab 2028. Bis dahin Charterverträge für sechs Jahre.