
Neues Wohnquartier in Cuxhaven: Frischer Wind für Altenwaldes Ortskern
ALTENWALDE. Manche wären am liebsten schon eingezogen, aber der Weg durch die Gremien ist nicht zu umgehen. Aber es geht voran mit der Planung in Altenwalde.
Manche der Anruferinnen und Anrufer sind für Stadtplaner Ulrich Lasius schon wie alte Bekannte: "Die rufen seit fünf Jahren hier an und wollen wissen, wann sie dort einziehen können." Gemeint ist das Bauprojekt, das Altenwaldes Ortskern nachhaltig verändern wird: Zwischen Hauptstraße, Am Altenwalder Bahnhof und Seeburg sollen zehn große Mehrfamilienhäuser die Nachfrage nach kleineren und bezahlbaren Mietwohnungen befriedigen; hinzu kommen 15 Bauplätze für Einfamilienhäuser - mit Aussicht auf mehr.
Die vorbereitende Bauleitplanung für die Bebauung dieses "Sahnestücks" (Zitat Lasius) schreitet voran: Am Montag empfahl der Ortsrat Altenwalde einstimmig in einer Hybridsitzung die Aufstellung des veränderten Flächennutzungsplans und des Bebauungsplans für die 5,23 Hektar große Planfläche.
"Fläche schreit nach Bebauung"
Schon als die Stadt 2008 potenzielle neue Siedlungsplätze betrachtete, erhielt die Fläche nahe der Hauptstraße eine hervorragende Benotung. Diese Ausgangslage verbesserte sich noch durch die Aufgabe einer Hofstelle. Diese machte den Weg für das Neubaugebiet "Kamp" frei, das die IDB, Immobilientochter der Stadtsparkasse Cuxhaven, entwickeln will. "Eine Fläche, die nach Bebauung schreit", merkt Ulrich Lasius an.
Im Dezember 2019 unterschrieb die Stadt einen städtebaulichen Vertrag mit der MBN Immobilien GmbH aus Georgsmarienhütte, die im westlichen Bereich (also näher zum Ortskern) zehn Mehrfamilienhäuser mit jeweils zwei Vollgeschossen und einem aufgesetzten Dachgeschoss bauen will. Die etwa 70 Wohnungen sollen 40 bis 100 Quadratmeter groß, barrierefrei und altersgerecht sein.
Zeitgemäße Wohnformen
Genau das, worin Altenwalde einen Nachholbedarf hat: Es fehle an "zeitgemäßen Wohnformen", um sich den Herausforderungen des demografischen Wandels zu stellen, heißt es in der Begründung für die Planung, wo auch von einer "modernen Quartierserweiterung" gesprochen wird. Davon sollen nicht nur die Reichen und Schönen profizieren: 20 Prozent der Wohnungen müssen verpflichtend den Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus genügen. Ein Punkt, den auch die Ortsratsmitglieder am Montag noch einmal ausdrücklich anmahnten. "Der soziale Wohnungsbau war lange tot in Cuxhaven und ganz Deutschland, hier haben wir die Quote von Anfang an aufgenommen", betonte Ulrich Lasius.
Seeburg bleibt unberührt
Erschlossen werden soll das Gebiet ausschließlich durch eine Zufahrtsstraße vom Altenwalder Bahnhof aus. Die Straße Seeburg - aufgrund ihres Zustands nicht dazu geeignet, weiteren Verkehr aufzunehmen - soll völlig unberührt bleiben. Die Zufahrtsstraße muss so bemessen werden, dass Müllfahrzeuge dort hineinfahren und wenden können. So lange das Einfamilienhausgebiet noch nicht voll erschlossen ist, endet sie in einem Wendehammer. Später soll die Straße als Ring vollendet und der Wendehammer dem dort geplanten Spielplatz zugeschlagen werden.
Erst Archäologen ranlassen
Dass zunächst nur 15 Einfamilienhausgrundstücke erschlossen werden dürfen, liegt am außergewöhnlichen archäologischen Wert dieser rund 2,5 Hektar großen Fläche, die unten durch die Seeburg begrenzt wird. Im Mittelalter befand sich dort ein Handelsplatz von überregionaler Bedeutung inklusive einer Anlegestelle. Da der südliche Bereich dieser Fläche großflächig zerstört ist, darf dort schon bald gebaut werden. In der Nordhälfte - dem späteren 2. Bauabschnitt - gibt es für die Archäologen noch reichlich zu tun, denn dort sind noch mindestens 15 Grubenhäuser, Brunnen, Gräben und Pfostensetzung bekannt, die noch genauer untersucht werden sollen.
Ulrich Lasius vermeldete auch Neuigkeiten zur zukünftigen Entwässerung. Diese soll über Rückhaltebecken hinter der Seeburg erfolgen. Der Kanal an der Straße am Altenwalder Bahnhof sei an seinen Kapazitätsgrenzen.
Katalog mit Bauvorschriften
Ein Katalog legt die örtlichen Bauvorschriften fest - von der Dachneigung (nur geneigte Dächer als Sattel- oder Krüppelwalmdach) über die Dachfarbe (nur Rottönungen oder Anthrazit, keine glänzenden Pfannen) bis zur Fassadengestaltung (keine Staffelgeschosse, mindestens 60 Prozent "regionaltypischer" Klinkeranteil, keine glänzenden Elemente).
Flachdächer (Garagen/Carports) müssen begrünt werden und Solarablagen dürfen nicht den beherrschenden Anteil des Dachs ausmachen. Ingo Uppendahl aus der SPD-Fraktion war das nicht konkret genug, er regte an, eine konkrete Prozentzahl in der Planung zu verankern.
Schottergärten verboten
Das von Uppendahl angemahnte Verbot von Schottergärten, die Bienen nichts zu bieten haben, sei bereits in den Kriterienkatalog aufgenommen, erklärte Ulrich Lasius. Einfriedungen dürften nur als belaubte Hecke oder nicht blickdichter Zaun (nicht höher als 1,30 Meter) gestaltet werden.
"Tun wir genug, um auf das Gesicht zukünftiger Baugebiete Einfluss zu nehmen?", fragte sich Robert Babacé (Die Grünen). "Die Politik kann zu allen Dingen diskutieren und macht es auch", sagte Ulrich Lasius. Noch handle es sich um einen Planungsentwurf. Er macht aber auch die Grenzen der Vorgaben deutlich: "Monotonie wollen wir auch nicht."
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