
Nicht beliebt, aber wichtig: Wie unser Reporter die Bundestagswahl als Wahlhelfer erlebte
CUXHAVEN. Bei der Bundestagswahl waren auch im Landkreis Cuxhaven wieder zahlreiche ehrenamtliche Wahlhelfer im Einsatz. Einer von ihnen war unser Reporter, der seine Eindrücke aus dem Wahllokal schildert.
Mit kurzen Schritten schleicht der Mann mit dem schütteren Haar zur Tür, das Gehen fällt ihm sichtlich schwer. Auf halber Strecke dreht er sich kurz um. "Es ist schön, dass Sie hier sind und für uns diese Aufgabe erledigen." Er lächelt.
Anerkennung für Arbeit
Dann geht er weiter und verlässt das Wahllokal. Es war nur ein Satz, doch für die drei anderen Wahlhelfer und mich im Wahlbezirk 54 der Cuxhavener Bleickenschule waren es die wohl schönsten Worte des Tages. Eine Anerkennung für unsere Arbeit. Eine Arbeit, die weder besonders anstrengend noch herausfordernd ist, aber dafür ungemein wichtig. Bis zur Schließung des Wahllokals nehmen wir die Wahlbenachrichtigungen entgegen und geben die Stimmzettel aus.
Hunderte Wahlhelfer im Einsatz
Neben uns Wahlhelfern im Wahlbezirk 54 waren in der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven Hunderte weitere Wahlhelfer an diesem Sonntag im Einsatz, bundesweit dürften es viele tausend gewesen sein. Nahezu alle davon ehrenamtlich. Auch ihnen hätte der Dank des Mannes im Wahllokal gelten können.
Wahllokal wie leergefegt
Es ist kurz vor 14 Uhr, als mein Blick an der Wanduhr in dem zum Wahllokal umfunktionierten Klassenzimmer hängen bleibt. Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack. "Noch vier Stunden", schießt es mir in den Kopf. Mein Blick schweift durch den Raum. Außer den drei Männern, die gemeinsam mit mir die Nachmittagsschicht als Wahlhelfer übernommen haben, ist niemand zu sehen.
Als Helfer im Einsatz
Die drei Wahlkabinen stehen seit einigen Minuten unbenutzt herum. Das ändert sich im Laufe des Nachmittags zumindest ab und an mal: Von den 627 Wahlberechtigten, die zum Wahlbezirk 54 zählen (Feldweg mit den Hausnummern 1 bis 25, Hermann-Boßdorf-Straße und Wagnerstraße mit den Hausnummern 1 bis 40) kommen während unserer knapp sechsstündigen Schicht rund 100, am gesamten Wahltag sind es 215. Weitere 160 Wahlberechtigte aus dem Wahlbezirk hatten vorab per Briefwahl abgestimmt.
Ansprechpartner für Wähler
"Sind wir hier bei Ihnen richtig?" Die beiden Erstwählerinnen, noch keine 20 Jahre alt, die in der Eingangstür zum Wahllokal stehen, lugen verunsichert in den Raum. In ihren Händen halten sie Wahlscheine, aus denen auf den ersten Blick nicht hervorgeht, in welchem Wahllokal sie ihre Stimme abgeben können. Von denen gibt es allein in der Bleickenschule sechs.
Nur ein ungültiger Stimmzettel
Gemeinsam mit einem anderen Wahlhelfer nehme ich mich des Problems der beiden an. Als sie das richtige Wahllokal gefunden haben, gibt es ein freundliches "Danke" zum Abschied. Es ist der Lohn für dieses Ehrenamt. Und davon gibt es reichlich für uns an diesem Nachmittag: Immer wieder weisen wir Wählerinnen und Wählern den Weg zu ihrem Wahllokal oder erklären, wo wie viele Kreuze auf den Stimmzetteln gemacht werden dürfen. Und das macht sich bezahlt: Lediglich einen ungültigen Stimmzettel entdecken wir später bei der Auszählung.
Gegen 19 Uhr ist Feierabend
Die Uhr zeigt 17.54 Uhr, als die letzte Wählerin mir ihre Wahlbenachrichtigung überreicht. Fünf Minuten später schließen wir pünktlich das Wahllokal. "Ich hoffe, dass wir zur Tagesschau zu Hause sind", sagt Wahlvorsteher Stefan Kreitsch, der ehrenamtliche Chef im Wahlbezirk 54. Hauptberuflich arbeitet er bei der Sparkasse. Kreitsch behält recht: Wir kommen mit dem Auszählen zügig voran. Gegen 19 Uhr trete ich gemeinsam mit dem Großteil der übrigen Wahlhelfer den Heimweg an.
Einsatz hat sich gelohnt
Währenddessen muss ich noch einmal an den älteren Mann im Wahllokal denken: "Es ist schön, dass Sie hier sind und für uns diese Aufgabe erledigen." Allein schon deshalb hat sich der Einsatz am Sonntag gelohnt.