
Missgunst und Neid: Ehrenamtliche Schulbetreuerin in Altenbruch wirft das Handtuch
ALTENBRUCH. "Eine Frechheit": Altenbruchs Ortsbürgermeister Frauenpreiß ist außer sich. Stimmungsmache gegen eine Ehrenamtliche hat dazu geführt, dass die Frau nicht mehr weitermacht.
Kaum angelaufen, ist ein Frühbetreuungsmodell an der Altenbrucher Schule schon wieder Geschichte. Eine Ehrenamtliche aus dem Ort wirft das Handtuch, nachdem sie sich laut Ortsrat mit Missgunst und unqualifiziertem Gerede konfrontiert sah. Wer dahintersteckt, ist offiziell nicht bekannt. Auf der Hand liegt aber, dass die Treiber dieser Aktion ihren Altenbrucher Mitbürgern einen Bärendienst erwiesen haben.
Ortsbürgermeister findet deutliche Worte
In seiner bisherigen Amtszeit musste Christoph Frauenpreiß nie so deutlich werden wie in der vergangenen Ortsratssitzung: "Wer meint, dem Ehrenamt Steine in den Weg legen zu müssen, dem werde ich auf die Finger hauen", kündigte Altenbruchs Ortsbürgermeister, bildlich gesprochen, an. Ehrenamt sei die Grundlage der Dorfgemeinschaft. Wem das partout nicht passe, der sei leider fehl am Platz in diesem Stadtteil.
Anstatt ein derartiges Donnerwetter loszulassen, hatte Frauenpreiß in der Ortsratssitzung am vergangenen Montag eigentlich die Sektkorken knallen lassen wollen. Sah es doch zunächst ganz danach aus, dass sich Einsatz und Engagement ausgezahlt haben und es pünktlich zu Schuljahresbeginn gelungen sei, die für viele Familien essenzielle "Ab 7 Uhr"-Frühbetreuung von Grundschulkindern an der Altenbrucher Schule weiterzuführen. Doch das neue, auf ehrenamtlichen Schultern basierende Modell überdauerte gerade einmal zwei Schultage - bevor es Berichten zufolge von Einzelnen hintertrieben wurde.
Eltern, die früh rausmüssen, gucken in die Röhre
Offenbar waren die Adressaten von Frauenpreiß' Standpauke beim Schulträger vorstellig geworden - sei es, um die Rechtmäßigkeit der getroffenen Lösung zu hinterfragen, sei es, um die Verwaltung mit der Nase auf ein vermeintlich illegitimes (in Wirklichkeit aber abgesprochenes) Arrangement zu stoßen. Die Vermutung, dass die Anrufer mit ihrer Anfrage nicht die lautersten Absichten verfolgten, drängt sich auf, wenn man vom Ortbürgermeister erwähnte Begleitumstände berücksichtigt: Von "böser Mundpropaganda" im Ort berichtete Frauenpreiß am Montagabend. So sei kolportiert worden, dass die für die Frühbetreuung gewonnene Kraft - es handelt sich um CDU-Ortsratsmitglied Melanie Ellermann - jene Aufgabe allein aus politischem Kalkül übernommen habe. "Eine Frechheit", ärgerte sich Frauenpreiß, der andererseits Verständnis dafür aufbrachte, dass die in Misskredit gebrachte Kollegin die Konsequenzen gezogen hat und sich nicht länger als Betreuungskraft zur Verfügung stellt.
Bezahltes Betreuungskontingent legt das Land fest
Nach Kenntnisstand unserer Redaktion handelt es sich um 30 Altenbrucher Familien, die nun vor einem Problem stehen. Weil beide Elternteile berufstätig sind und noch vor Beginn der ersten Unterrichtsstunde in ihren Arbeitstag starten. "Ich bin beim Bäcker beschäftigt und muss um sieben Uhr anfangen. Das geht gar nicht, dass wir hier keine Frühbetreuung haben", meldete sich eine Mutter nach Sitzungsende zu Wort. Und benannte indirekt ein Problem, dessen Dimension weit über die lokale Ebene hinausgeht. Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die "große" Politik - in diesem Fall das Land Niedersachsen - zuständig. Das Land legt die Stundentafel für verlässliche Grundschulen fest. Darin ist das Betreuungsangebot auf fünf Zeitstunden (1. und 2. Klasse) begrenzt. Dieses Limit wurde ein Thema in Altenbruch, als an anderer Stelle Stunden unter dem Kostenrechnungsaspekt addiert wurden. Von da an war klar, dass sich das Betreuungsangebot in der gewohnten Form nicht mehr aufrecht erhalten lassen würde. Schon im Mai beratschlagten Teile des Ortsrats und Schulleitung. "Wir hatten zum 25. August eine Lösung", rekapitulierte der Ortsbürgermeister mit Bitterkeit in der Stimme.
Keine Perspektive in Sicht
Nach dem Scheitern besagter Lösung ist eine neue Perspektive nirgends erkennbar: Die Stadt hebt die Hände, sobald es um die Finanzierung (freiwilliger) Betreuungsleistungen geht und verweist auf den Entschuldungsvertrag mit dem Land. Rektorin Anja Rendelsmann wird weder das an ihrer Schule praktizierte Ganztagsmodell kippen, noch kann sie Spätbetreuungstunden mir nichts, dir nichts auf den Morgen verschieben. Die Spätbetreuung sei schließlich unabdingbar, um die Durchgängigkeit des ganztagsbetriebs zu gewährleisten, so Rendelsmann sinngemäß. Dass man sich auf die Suche nach einer neuen, ehrenamtlichen Kraft macht und den ganzen Vorbereitungsprozess abermals durchexerziert, ist aus ihrer Sicht keine Option. "Das hat sehr viel Arbeit gemacht, das würde ich nicht noch einmal machen."
Symptomatische Entwicklung?
Am Ende fehlte selbst dem stellvertretenden Ortsbürgermeister die Idee für eine wie auch immer geartete, weitere Lösung. Peter Altenburg (Die Cuxhavener) erkennt eine "gewisse Feigheit" im Verhalten derjenigen, die im Glauben. "es gehe irgendwo nicht mit rechten Dingen zu", eine Kampagne vom Zaun brechen, anstatt offen Farbe zu bekennen. "Es ist leider nicht das erste Mal, dass Ehrenamt in den Dreck gezogen wird", so Altenburg.